Ruß setzt für Sand auf Erfahrung und Kontakte

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Fraktionssprecher Klaus Holland (links) gratulierte Bernhard Ruß zur Nominierung. Foto: Klaus Schmitt
Fraktionssprecher Klaus Holland (links) gratulierte Bernhard Ruß zur Nominierung.  Foto: Klaus Schmitt
Bernhard Ruß (links, sitzend) gibt seinen Stimmzettel bei der Nominierungsversammlung ab.
Bernhard Ruß (links, sitzend) gibt seinen Stimmzettel bei der Nominierungsversammlung ab.
 

Die Sander SPD hat Bernhard Ruß für die April-Bürgermeisterwahl nominiert. Der Amtsinhaber hat noch einiges vor.

Wenn jemand schon 24 Jahre Bürgermeister ist und ein Alter erreicht hat, in dem man an die Rente denken darf, könnte man vermuten, dass es mit dem Bürgermeisteramt gut ist. Derlei Gedanken weist Bernhard Ruß weit von sich. Der 62-Jährige bezeichnet sich selbst als Bürgermeister aus Leidenschaft und möchte es weiterhin bleiben, mit Biss und motiviert.

Diese Möglichkeit haben ihm seine Partei, die SPD, und die Sander Bürgerliste, am Freitagabend eröffnet. Die Mitglieder der SPD/Sander Bürgerliste nominierten Bernhard Ruß bei der Versammlung im Gasthaus Schmitt als ihren Kandidaten für die Bürgermeisterwahl in Sand am Sonntag, 9. April. Alle 42 Stimmberechtigten votierten für Ruß, der, wenn er die Wahl gewänne, in seine fünfte Amtszeit gehen würde. Seit 1993 ist Ruß der Chef im Rathaus.

Mit der Nominierung von Ruß ist das Bewerber-Trio komplett. Zuvor haben die Freien Sander Bürger, eine Gruppierung der Freien Wähler, den 49-jährigen Unternehmer Jörg Kümmel als ihren Kandidaten aufgestellt. Und die CSU schickt mit der 40-jährigen Unternehmerin Andrea Rippstein eine Frau ins Rennen um das höchste Amt in der über 3000 Einwohner zählenden Gemeinde.

Wer 24 Jahre Bürgermeister ist, kann etwas vorweisen. Seine Leistungen, die auch die politischen Gegner anerkennen, kamen bei der Nominierungsversammlung am Freitag zur Sprache. In den vergangenen 24 Jahren hat Sand unter Führung von Bernhard Ruß viele Weichen gestellt, Entwicklungen eingeleitet und forciert sowie Projekte realisiert. "Bürgermeister ist mehr als Weinfest-Eröffnung und Gratulationen. Es ist harte Arbeit", beschrieb der Amtsinhaber seine Tätigkeit.

Er sprach einige Projekte an, vor allem die, bei denen es ihm gelungen ist, außergewöhnliche Förderungen für Sand zu gewinnen oder zusätzliche Finanztöpfe aufzutun. Als Beispiel führte er die umfassende Sanierung der Turnhalle an, die mehr als eine Sportstätte ist. Sie ist der kulturelle Mittelpunkt von Sand. "Ich bin stolz darauf, dass wir diese Einrichtung haben", sagte er. Die Sanierung sei die richtige Entscheidung gewesen. In der Turnhalle herrsche Leben, dort bilde sich Gemeinschaft, betonte er. Die Halle sei auch Teil der Lebens- und Wohnqualität in Sand.

Um Projekte wie die Hallensanierung oder etwa auch den Bau des benachbarten Kunstrasenplatzes mit hohen Kosten zu verwirklichen, braucht es nach Ruß' Darstellung gute Verbindungen zu Behörden und Politikern. "Es ist wichtig, dass man Kontakte hat", erklärte er den knapp 50 Besuchern der Versammlung. Und diese wichtigen Kontakte "habe ich. Das ist ein Pfund, mit dem ich wuchern kann."

Als wertvollen Schatz für seine Arbeit betrachtet Ruß die Tatsache, dass er ein Sander ist. Von jungen Jahren an kennt er die Menschen, die Vereine, die Unternehmen, die Organisationen und die Entwicklungen. Das habe ihm manche Türen geöffnet. Es sei gut, wenn man die Leute kenne, und die Leute kennen einen selbst. Man müsse mit den Leuten reden können, auch bei schwierigen Themen, sagte er und sprach das heikle Thema der Umgestaltung des alten Friedhofs an. "Wenn man überzeugt ist von einer Sache, kann man auch andere überzeugen", erinnerte er an den schwierigen, aber erfolgreichen Prozess des Friedhof-Projekts.


Was geht und was nicht geht

Zur Philosophie des Bürgermeisters gehört auch, dass man den Menschen reinen Wein einschenken muss. "Ich bin ehrlich zu sagen, was geht und was nicht geht." Konkret sprach er damit die Vorschläge seiner beiden Mitbewerber Kümmel und Rippstein an, Projekte für altersgerechtes Wohnen in Form von betreutem Wohnen oder Seniorenheim zu verfolgen. Alle bisherigen Untersuchungen hätten gezeigt, dass es dafür keinen Bedarf in Sand gebe, entgegnete er. Für ein Seniorenheim lasse sich kein Träger finden. Ein solches Haus lasse sich wirtschaftlich nicht betreiben; dafür sei Sand zu klein, erläuterte Ruß. Der Amtsinhaber versprach, in seinen Bemühungen nicht nachzulassen, sollten ihn die Sander als Bürgermeister bestätigen. Als konkrete Projekte für die Zukunft sprach er an: Erwerb des Pfarrhauses zur Erweiterung von Kindergarten und Kinderkrippe, Fertigstellung sowie Erschließung in der "Unteren Länge" und Bau eines Kreisverkehrs für die Erschließung der "Oberen" und der "Unteren Länge", die Planung eines neuen Baugebietes, die Schaffung eines barrierefreien Zugangs zum Rathaus und die Auslagerung des Standesamtes.

Wie seine Mitbewerber will er die weitere Kiesausbeute in Sand verhindern. Dazu konnte er am Freitagabend mitteilen, dass das Planfeststellungsverfahren ausgesetzt wurde. Ruß führte das auch darauf zurück, dass die Gemeinde Sand auf sein Wirken hin bereits 1997 den Sand- und Kiesabbau in Sand aus der Regionalplanung habe nehmen lasse. Das sei heute vor Vorteil, sagte er.

Nicht nur dieser Punkt hatte den SPD-Ortsvorsitzenden Paul Hümmer deswegen zuvor veranlasst, den Weitblick von Ruß zu würdigen. Hümmer sagte: "Wir freuen uns, dass Bernhard es noch einmal wissen will" und für das Amt des Bürgermeisters kandidiert. Sand habe über 3000 Einwohner und spiele auch dank Ruß eine wichtige Rolle im Landkreis. Paul Hümmer: "Es geht um Ideen zum richtigen Zeitpunkt. Ein Bürgermeister muss mit Wind, manchmal auch mit Gegenwind segeln können. Das hat unser Bürgermeister bewiesen."

Klaus Holland, Sprecher der Gemeinderatsfraktion SPD/ Sander Bürgerliste, ergänzte, Sand sei auch deshalb lebenswert, "weil wir den Bürgermeister Bernhard Ruß haben". Er lobte dessen Erfahrung und sein Verhandlungsgeschick. Holland über Ruß: "Er hat viel geschafft, aber einige Punkte hat er noch!"