Rudolf Handwerker - ein Visionär und Macher

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36 Rosen für 36 Jahre als Haßfurter Bürgermeister und als Haßberge-Landrat: Rudolf Handwerker bedankte sich bei seiner Frau Regine für ihre Unterstützung. Ein bewegender Moment bei der Feier in Knetzgau.
36 Rosen für 36 Jahre als Haßfurter Bürgermeister und als Haßberge-Landrat: Rudolf Handwerker bedankte sich bei seiner Frau Regine für ihre Unterstützung. Ein bewegender Moment bei der Feier in Knetzgau.
Mit minutenlangem Beifall dankten die Gäste stehend dem Landrat für seine Leistungen.
Mit minutenlangem Beifall dankten die Gäste stehend dem Landrat für seine Leistungen.
 
600 Gäste waren zu der Feier geladen worden.
600 Gäste waren zu der Feier geladen worden.
 
Rudolf Handwerker und seine Frau Regine
Rudolf Handwerker und seine Frau Regine
 
Zwei Freunde: Haim Zuri, Bürgermeister von Kiryat Motzkin, schenkte Rudolf Handwerker eine hebräische Bibel, einen Tanach. Handwerker wird außerdem Ehrenbürger der Landkreis-Partnerstadt in Israel.
Zwei Freunde: Haim Zuri, Bürgermeister von Kiryat Motzkin, schenkte Rudolf Handwerker eine hebräische Bibel, einen Tanach. Handwerker wird außerdem Ehrenbürger der Landkreis-Partnerstadt in Israel.
 
Haim Zuri (links), Bürgermeister von Kiryat Motzkin, dankte Handwerker für seine Freundschaft zu Israel. Seine Rede übersetzte der evangelische Pfarrer von Westheim, Urs Espeel (rechts), aus dem Hebräischen ins Deutsche.
Haim Zuri (links), Bürgermeister von Kiryat Motzkin, dankte Handwerker für seine Freundschaft zu Israel. Seine Rede übersetzte der evangelische Pfarrer von Westheim, Urs Espeel (rechts), aus dem Hebräischen ins Deutsche.
 
Rudolf Handwerker mit dem Bürgermeister von Lindesberg in Schweden, Arnold Bengtsson
Rudolf Handwerker mit dem Bürgermeister von Lindesberg in Schweden, Arnold Bengtsson
 
Einen handgearbeiteten Säbel schenkte die polnische Delegation aus Klobuck an Rudolf Handwerker. Der dortige Landrat Roman Minkina überreichte die Waffe, mit der "Sie nicht kämpfen sollen".
Einen handgearbeiteten Säbel schenkte die polnische Delegation aus Klobuck an Rudolf Handwerker. Der dortige Landrat Roman Minkina überreichte die Waffe, mit der "Sie nicht kämpfen sollen".
 
Die Geschenke für den Landrat
Die Geschenke für den Landrat
 
Günther Geiling (links) führte durch das Programm. Die Musik machte anfangs die Bigband des Haßfurter Gymnasiums.
Günther Geiling (links) führte durch das Programm. Die Musik machte anfangs die Bigband des Haßfurter Gymnasiums.
 
Der Landrat und sein Nachfolger: Aus den Händen von Oskar Ebert und seinem eigenen Nachfolger Wilhelm Schneider nahm Rudolf Handwerker (von rechts) ein Geschenk entgegen.
Der Landrat und sein Nachfolger: Aus den Händen von Oskar Ebert und seinem eigenen Nachfolger Wilhelm Schneider nahm Rudolf Handwerker (von rechts) ein Geschenk entgegen.
 
Für wen gilt nun der Spruch? Gegen-Laudator Helmut Vorndran (links) schenkte Rudolf Handwerker ein T-Shirt. Fotos: Klaus Schmitt
Für wen gilt nun der Spruch? Gegen-Laudator Helmut Vorndran (links) schenkte Rudolf Handwerker ein T-Shirt.  Fotos: Klaus Schmitt
 
Eine Schlagzeile für Handwerker: Kabarettist Helmut Vorndran machte sich seinen eigenen Reim auf den scheidenden Landrat.
Eine Schlagzeile für Handwerker: Kabarettist Helmut Vorndran machte sich seinen eigenen Reim auf den scheidenden Landrat.
 

Der Landkreis Haßberge verabschiedete Landrat Rudolf Handwerker. Nach 24 Jahren endet eine Ära. Bei einer Feier in Knetzgau gab es Anerkennung, viele lobende Worte und persönliche Wertschätzung für den 70-Jährigen, der noch eine große Ehre erfahren wird.

Worauf freut er sich am meisten, wenn er am 1. Mai aus dem Amt scheidet und nicht mehr Landrat des Landkreises Haßberge ist? Rudolf Handwerker muss nicht lange überlegen. Er wird endlich Zeit finden, sich mehr seiner Familie und den Hobbys zu widmen, die in den vergangenen 36 Jahren kommunalpolitischen Wirkens (zwölf Jahre Bürgermeister von Haßfurt und 24 Jahre Landrat) zu kurz gekommen sind. Das sind die Kultur, die "ich stark vernachlässigt habe", das Segeln, das Wandern, Fahrradfahren und das Reisen. Demnächst fährt er nach Villach in Österreich (von dort stammt er her), und im Juni ist eine Rundreise durch Portugal geplant, ein Land, das er noch nicht kennt. Er freut sich darauf, erklärte Rudolf Handwerker am Rande seiner großen Feier in der Franz-Hofmann-Halle in Knetzgau am Freitagabend unserem Portal.

Und mit ihm freut sich seine Frau Regine.
Sie wünscht, dass ihr Mann "endlich herunterkommen kann" von dem Termindruck und dem ständigen Blick auf die Uhr. Geht das? "Er wird es hoffentlich schaffen", sagte Regine Handwerker. In zurückliegenden Urlaubstagen sei es jedenfalls möglich gewesen.

Der Landkreis und Rudolf Handwerker (CSU) selbst hatten zu der Feier eingeladen. Es gab doppelten Anlass: Der Landkreis verabschiedete den verdienten Landrat nach 24 Jahren Amtszeit, und er selbst beging nachträglich seinen 70. Geburtstag. Am 2. März hatte er dieses Alter erreicht. Rund 600 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kirchen, Behörden, Gesellschaft, Freunde, Weggefährten und Vertreter der Partner-Kommunen aus Israel, Schweden und Polen waren gekommen.

Sie alle gratulierten dem Landrat zu seinem Geburtstag und vor allem zu seiner Leistung als Landrat. In den Reden kamen allerdings nicht nur die Meilensteine, die Entwicklung des Landkreises und die Erfolge Handwerkers zur Sprache, sondern auch viele persönliche Anmerkungen. Sie charakterisierten den Menschen Rudolf Handwerker, der auch deshalb viel für den Landkreis erreichen konnte, weil er einen Draht zu den Menschen und zu den anderen Entscheidungsträgern fand.

"Fest im Blick"

Günther Geiling, früherer Vorsitzender der CSU-Kreistagsfraktion und jetzt stellvertretender Landrat, brachte die Verdienste Handwerkers auf den Punkt. 24 Jahre habe Handwerker "die Entwicklung unseres Landkreises fest im Blick" gehabt. Geiling bezeichnete Handwerker als einen Visionär, einen Macher und einen Organisator, der die Herausforderungen angenommen und Hand angelegt habe - wie ein "Handwerker im wahrsten Sinn des Wortes". 24 Jahre habe Handwerker seinem Namen alle Ehre gemacht und "am Gebäude Landkreis Haßberge mitgebaut und unsere Region wie kein anderer geprägt und gestaltet", betonte Günther Geiling. Die zahlreichen Gäste bei der Feier aus allen Teilen des gesellschaftlichen Lebens wertete der Redner als Beleg für die vielen Verdienste und die großartigen Leistungen des scheidenden Landrats.

Wichtige Partner

Der Blick von Rudolf Handwerker ging auch über den Landkreis hinaus. Wichtig waren und sind ihm die Beziehungen zu den Städten und Gemeinden im Ausland, mit denen der Landkreis partnerschaftliche Beziehungen pflegt. Die Partner teilen diese Einschätzung, wie die Besuche aus Israel, Schweden und Polen am Freitagabend in Knetzgau deutlich machten.

Die weiteste Anreise hatte Haim Zuri, Bürgermeister von Kiryat Motzkin in Israel. Die Partnerstadt des Landkreises liegt in der Nähe von Haifa im Norden Israels. Haim Zuri war mit seiner Frau Dafna gekommen, und er hatte ein besonderes Geschenk im Gepäck. Die Stadt Kiryat Motzkin habe beschlossen, schilderte der Bürgermeister, dass an Rudolf Handwerker die Ehrenbürgerschaft von Kiryat Motzkin verliehen werde. Die Zeremonie soll laut Zuri beim nächsten Besuch Handwerkers in Israel stattfinden.

"Das ist eine außerordentliche Ehre für mich", freut sich Handwerker über diese Anerkennung. Den Kontakt mit den Partnern will Handwerker nicht abreißen lassen, auch wenn er nicht mehr im Amt ist. Es seien die vielen Menschen und spannenden Begegnungen gewesen, die er am meisten vermissen wird, wenn er nicht mehr Landrat ist, bekannte er gegenüber unserem Portal.

In seiner Dankesrede hob er eine Person besonders hervor, die in den vergangenen 36 Jahren fest an seiner Seite stand und ihn "rückhaltlos unterstützte", seine Frau Regine. Ihr schenkte er 36 rote Rosen für die 36 Jahre Dienstzeit als Haßfurter Bürgermeister und Haßberge-Landrat. Zwölf Jahre Bürgermeister und 24 Jahre Landrat im "wunderschönen Landkreis Haßberge" waren für ihn, wie er zusammenfasste, "eine stressige, aber in aller Regel wunderschöne Zeit. Ich hatte die Möglichkeit und Chance, bei der Entwicklung der Stadt Haßfurt und des Landkreises mitzuwirken, und dafür bin ich heute einfach nur dankbar." Die Besucher klatschten minutenlang stehend Beifall.

Was sagten die vielen Redner über den scheidenden Landrat? Hier ein Auszug:

Thomas Habermann, Landrat in Rhön-Grabfeld, sagte bei der Feier in Knetzgau über Rudolf Handwerker: "Du bis ein feiner, mit sehr viel Sinn für Freundschaft ausgestatteter Kollege."

Oskar Ebert, Kreisvorsitzender des Bayerischen Gemeindetages und Bürgermeister von Rauhenebrach, schilderte den Landrat so: "Du hast als aktiver Gestalter zukunftsfähige Visionen für den Landkreis und die Kommunen entwickelt. Du hast Dich sehr darum bemüht, uns, die Bürgermeister dieses Landkreises, auf diese Reise mitzunehmen. Manchmal hatten wir allerdings Mühe, dieses oft atemberaubende Tempo mitzugehen, vor allem wenn Du uns bisweilen in Deinem jugendlichen Elan mit der einen oder anderen Eilentscheidung erfreut hast. Ich will gerne gestehen, dass Du uns teilweise Ungläubigen danach immer wieder alles geduldig erklärt hast."

Gerhard Eck, Staatssekretär im bayerischen Innenministerium, sagte zu Handwerker: "Dein Handeln war stets danach ausgerichtet, die Interessen der Menschen im Landkreis an oberste Stelle zu setzen, soweit dies irgend möglich war."

Edwin Oppelt, Personalratsvorsitzender im Landratsamt, bezeichnete Rudolf Handwerker als "Chef zum Anfassen" und erzählte einige Anekdoten, zum Beispiel von den Betriebsausflügen. Ein typisches Lob Handwerkers sah laut Oppelt so aus: "Oppelt! Das war zwar eine besch ... euerte Organisation und total mieses Wetter, aber ein super Betriebsausflug."

Günther Geiling, stellvertretender Landrat, merkte mit einem augenzwinkernden Blick auf die skandalösen Vorfälle im Landkreis Miesbach an: "Ich kann Ihnen versichern, dass unsere Veranstaltung nicht von der Sparkasse finanziert wird und wir darauf geachtet haben, dass sich die Kosten in einem angemessen Rahmen bewegen." Dazu noch die Information: Rudolf Handwerker erklärte unserem Portal, dass er selbst (für seine persönlichen Gäste) und der Landkreis (für die offizielle Verabschiedung aus dem Amt als Landrat) die Kosten der Feier tragen. Da werde "genau Liste geführt", versprach er.


Die Gegen-Laudatio

Zu den besonderen Gästen des Abends gehörte der Kabarettist Helmut Vorndran. Er hielt am "Tatort Haßberge" eine Gegen-Laudatio auf Rudolf Handwerker.

Er fühlte sich "eingeengt" auf dem Parkplatz der Knetzgauer Franz-Hofmann-Halle. Gut ging es Helmut Vorndran nicht, wie er unserem Portal schmunzelnd schilderte, als er sich von hunderten Autos umringt sah, und die meisten hatten ein HAS-Kennzeichen. Der Kabarettist (TBC), Krimi-Autor ("Tot durch Franken") und bekennende Kritiker des "Haßfurters als Autofahrer" hatte sich am Freitagabend in die Höhle des Löwen gewagt. Er hielt eine Gegen-Laudatio auf Rudolf Handwerker.

Es wurde eine höchst vergnügliche Gegen-Laudatio mit einigen bissigen Bemerkungen, auch über die Besucher in der Halle. Aber sie alle zeigten Größe und lachten über den Humor des Rattelsdorfers, der seinem Lieblingsthema, dem Autofahrer aus Haßfurt, viel Platz einräumte.

Um eine Gegen-Laudatio halten zu können, hatte Vorndran ein "nettes Vorgespräch" mit dem Landrat. Das sei "nicht immer auf Augenhöhe" gewesen, aber sehr aufschlussreich, bekannte er. Die erste Attacke auf den Landrat, und die zweite folgte sogleich: Der Handwerker, riet Vorndran, solle sich nicht der Illusion hingeben, dass die Besucher alle wegen ihm zu der Feier nach Knetzgau gekommen sind. Die seien nur wegen des kostenlosen Essens da.

Und was ist mit dem Haßfurter Autofahrer? Ja, da hat der Landrat am Ende seiner Karriere noch eine schlimme politische Niederlage einstecken müssen, erzählte der Kabarettist. Erst war er gegen die Einführung der Altkennzeichen EBN, HOH und GEO, und jetzt kommen sie doch. Am Ende wurde ein Roter neuer Bürgermeister in Ebern - "das habe Sie jetzt davon", warf Helmut Vorndran dem scheidenden Landrat entgegen.

Dann ging's los. Der Haßfurter, schwadronierte der 53-Jährige am Rednerpult, "trägt die rote Laterne der Autofahrer zurecht". Er sei die "Blech gewordene Inkarnation des Unvermögens, Auto zu fahren." Der Haßfurter fahre zu langsam, zu schlecht, unberechenbar, verkehrt. Kurzum: "Er fährt einfach zu oft." Der Haßfurter sei "eine tickende Zeitbombe des Asphalts" und "für den Weltfrieden gefährlicher als alle Nordkoreaner zusammen".

Das war heftig. Die Besucher lachten trotzdem, und Helmut Vorndran schenkte Handwerker ein T-Shirt mit der Aufschrift I love Haßfurt (ich liebe Haßfurt).