Selbstgemachtes Waschmittel, Verbot für Einwegplastik, Eis im Glas und ein Besuch bei "ZwergRiese" in Königsberg - die Hälfte des Experiments Plastikfasten ist vorbei. Hat Dunja Neupert weiter durchgehalten?
Plastikteller und -besteck, Strohhalme, Wattestäbchen, Luftballonhalter, Kaffee-Rührstäbchen und Verpackungen aus Polystyrol. Diese Plastik-Produkte werden verboten. Bis 2021.Doch dann gibt es immer noch viel zu viel Wegwerfplastik in den Supermarktregalen. Verboten werden zunächst nur die Produkte, die ohne Plastikummantelung auskommen. Sind das nicht viel mehr, als die oben aufgezählten?
Während meines Selbstversuches auf Plastik zu verzichten, habe ich zahlreiche Alternativen zu Plastikverpackungen kennengelernt. Wie mir Silke Beck vom Café und Regionalladen "ZwergRiese" in Königsberg erzählt hat, gibt es in ihrem Laden Produkte, die aussehen, als wären sie in Plastikfolie verpackt. Aber: "Das ist aus Cellulose und biologisch abbaubar", erklärt mir Silke Beck. "Witzig, dass du aber dachtest, dass das Plastik ist", sagt sie und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Außer mir haben schon einige Kunden gedacht, die glänzende Verpackung von einigen Tees und Seifen sei aus Kunststoff. Fälschlicherweise. Denn die Folie aus Cellulose wird aus Holz gewonnen. Nach einigen Wochen auf dem heimischen Kompost baut sich die Folie restlos ab.
"ZwergRiese" in Königsberg
Silke Beck betreibt ihren ZwergRiesen seit rund fünf Jahren. Inmitten des historischen Stadtkerns von Königsberg - in der ehemaligen "Kaplanei" finde ich eine Mischung aus gemütlichem Café und kleinem Laden mit allerlei regionalen Produkten. Selbstgemacht, bio und nachhaltig ist in dem Lädchen so einiges. Teilweise habe ich Waren bereits im Unverpackt- oder Bioladen entdeckt. Anderes ist mir neu. Wie Brotdosen aus Zuckerrohr, die übrigens von der herkömmlichen Plastikvariante optisch kaum zu unterscheiden ist. Silke Beck bietet in ihrem Laden zum Teil auch offene Produkte an, die sich die Kunden dann in ihre mitgebrachten Mehrweg-Behälter abfüllen können. Beispielsweise Natron, Zitronensäurepulver und Soda. Hieraus lassen sich auch Wasch- und Putzmittel selbst machen.
Seifenflocken hat Beck aktuell zwar nicht im Sortiment - wie sie mir erklärt, will sie die aber schon bald bestellen. Aufgrund der Nachfrage. So macht die Königsbergerin das häufiger und ordert Artikel, die dem Konzept entsprechen und Kunden vielleicht noch nicht bei ihr finden. "So können die sich auch Fahrtwege oder Bestellungen aus dem Internet sparen", sagt Beck. Für meinen Versuch, eigenes Waschmittel herzustellen, tut es keinen Abbruch, wenn es Seife nicht in Flockenform gibt. "Kernseife kann man problemlos mit einer Reibe klein machen", erklärt mir Silke Beck.
Waschmittel selber machen - funktioniert das?
Auf dem Blog "Besser Leben ohne Plastik" von Nadine Schubert bin ich auf ein einfaches Rezept gestoßen. Ein Esslöffel Kernseife zusammen mit einem Esslöffel Soda ins Waschfach der Waschmaschine geben und los geht's. Schubert weist in ihrem Blogeintrag noch darauf hin, dass sich diese Art von Waschmittel nicht für Kurz- und Kaltwaschgänge eignet, da sich die Seifenflocken sonst nicht auflösen. Ab 30 Grad und einer Waschdauer von mindestens einer Stunde soll dann aber alles sauber werden.
Ich bin gespannt. Aber auch vorsichtig, denn Paul Engelbrecht aus Haßfurt rät von selbst gemachten Waschmitteln aus Seife ab. Der TÜV-zertifizierte Gutachter und Sachverständige für Haus- und Gewerbegeräte hat "keine guten Erfahrungen damit gemacht". "Beim Selbermachen kann viel schief gehen. Die Maschinen überschäumen leicht - in der Folge lagert sich Kalk ab und die Heizungen gehen kaputt", so der Elektromeister. In ein paar Tagen bin ich schlauer. Dann wasche ich meine erste Wäsche ohne mein Flüssigwaschmittel. Und werde selbstverständlich berichten.
Halbzeit beim Plastikfasten
Bergfest beim Experiment Plastikfasten. Seit mittlerweile 20 Tagen verzichte ich auf Plastikverpackungen. Weitere 20 Tage liegen noch vor mir. Zeit für ein Zwischenfazit. Obwohl ich mich schnell an meine Herausforderung gewöhnt habe, denke ich, dass ein komplett plastikloser Alltag für die meisten nahezu utopisch ist. Viele Dinge des täglichen Lebens lassen sich nicht einfach ersetzen. Und vor allem fehlt oft die Zeit. Denn plastikfreies Einkaufen ist definitiv aufwendiger. Dennoch kann jeder Schritt für Schritt einige Gewohnheiten ändern. Und sozusagen "plastikarm" statt "plastikfrei" leben. Seitdem ich über das Plastikfasten berichte und in meinem persönlichen Umfeld darüber spreche, gibt es kaum ein anderes Thema mehr. Plötzlich wollen alle mitreden. Ein echtes Gesellschaftsthema mit einstimmiger Essenz: Der Plastikmüll nervt!