Nina Hoger lässt in Haßfurt Else Lasker-Schülers Werke lebendig werden

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Sie hat bei ihrem Publikum einen tiefen Eindruck hinterlassen: Schauspielerin Nina Hoger las in der Rathaushalle in Haßfurt aus Werken von Else Lasker-Schüler.
Sie hat bei ihrem Publikum einen tiefen Eindruck hinterlassen: Schauspielerin Nina Hoger las in der Rathaushalle in Haßfurt aus Werken von Else Lasker-Schüler.
Das Klezmer-Ensemble Noisten mit (von links) Claus Schmidt, Rainald Noisten, Shan-Dewaguruparan und Andreas Kneip begleitete die Schauspielerin Nina Hoger bei ihrer Lesung in der Rathaushalle in Haßfurt. Fotos: Ulrike Langer
Das Klezmer-Ensemble Noisten mit (von links) Claus Schmidt, Rainald Noisten, Shan-Dewaguruparan und Andreas Kneip begleitete die Schauspielerin Nina Hoger bei ihrer Lesung in der Rathaushalle in Haßfurt.  Fotos: Ulrike Langer
 

Schauspielerin Nina Hoger brachte verborgene Saiten der Zuhörer zum Klingen, als sie aus Else Lasker-Schülers Lyrik und Prosa vorlas.

"Und dies war die größte Lyrikerin, die Deutschland je hatte" schrieb Gottfried Benn über Else Lasker-Schüler, die 1869 in Wuppertal geboren wurde und 1945 in Jerusalem verstarb. Einen wunderbaren Eindruck von der Stärke, Lebendigkeit und Tiefe ihrer Lyrik und Prosa vermittelte die Schauspielerin Nina Hoger mit ihrer Lesung beim Kulturamt Haßfurt in der Rathaushalle. Begleitet wurde sie vom Klezmer-Ensemble Noisten, das die "Musik" in den Texten der Autorin aufgriff und einen Bogen zu deren jüdischen Wurzeln schlug.

Bereits zum zweiten Mal war Nina Hoger in Haßfurt zu Gast. Dieses Mal hatte sie eine chronologische Auswahl von Gedichten, Briefen und Prosatexten der deutsch-jüdischen Autorin Else Lasker-Schüler mitgebracht, die sie mit Anmerkungen zu ihrem Leben versah.


Faszinierende Interaktion mit den Zuhörern

Unter dem Titel "Tiefer beugen sich die Sterne" hat sie diese Texte bereits mit den Musikern des Klezmer-Ensemble Noisten auf CD aufgenommen, die sie nun ihrem geneigten Publikum live darbot. "Ich gehe gerne auf Lesereise, weil ich die Interaktion mit den Zuhörern so faszinierend finde. Jeder Abend ist anders, weil ich die Texte jedes Mal neu interpretiere und auch selbst immer wieder etwas Neues darin entdecke", gab Nina Hoger im Interview an. "Else Lasker-Schüler war nicht nur äußerst fantasiebegabt und verfügte über eine unglaubliche sprachliche Gewalt. Sie war auch eine emanzipierte Frau und ihrer Zeit weit voraus."

In Haßfurt erlebte Nina Hoger ein Publikum, das äußerst aufmerksam und tief ergriffen lauschte. Das sich von der strahlenden Poesie, den farbigen Bildern, die Else Lasker-Schüler mit Worten malte, und von ihren wechselnden Stimmungen beeindrucken ließ. Das sich von der warmen und ausdrucksstarken Stimme der Schauspielerin, ihren kleinen, aber wirkungsvollen Modulationen, ihrem Ernst und ihrem Humor in den Bann gezogen sah. Mal samtig weich, mal ironisch, humorvoll oder nachdenklich, aber immer pointiert hauchte sie der Lyrik und Prosa von Else Lasker-Schüler Leben ein.

Bildhaft und beeindruckend

Denn die Schauspielerin brachte eine tief verborgene Saite im Herzen ihrer Zuhörer zum Klingen, die im Takt von Freud und Leid schwingen konnte, die Else Lasker-Schüler so bildhaft und beeindruckend beschreibt. Diese Saite wurde außerdem zum Tanz aufgefordert, wenn die hervorragenden Musiker Rainald Noisten (Klarinetten), Claus Schmidt (Gitarre), Andreas Kneip (Kontrabass) und Shan-Dewaguruparan (Tabla und andere Schlaginstrumente) jüdische Tanz- und Hochzeitsmusik aufspielten und mit Elementen aus anderen musikalischen Stilarten zur Weltmusik steigerten.

Mit Hinweisen auf das Leben der Autorin, die ihr Leben dichtete und ihre Dichtung lebte, die sehr um ihre Anerkennung kämpfen musste und ständig unter Geldnot litt, die sich die "großartige Freiheit nahm, über sich allein zu verfügen", rundete Nina Hoger ihren Vortrag ab.

Nach dem Gedicht "Tiefer beugen sich die Sterne" und dem begeisterten Schlussapplaus gaben die Musiker noch mit "Skotshne on the rocks" (Hüpftanz auf Eis) eine fetzige Zugabe. ger