Nachtschicht in der Landwirtschaft

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Nachtschicht für die Energiewende: der Zeiler Landwirt Daniel Diehm bei der Maisernte mit geballter Großtechnik Fotos: Brigitte Krause
Nachtschicht für die Energiewende: der Zeiler Landwirt Daniel Diehm bei der Maisernte mit geballter Großtechnik Fotos: Brigitte Krause
Der Maishäcksler darf nicht stehen bleiben. Stunden um Stunden bis nachts um 22 Uhr ist er zurzeit in Betrieb.
Der Maishäcksler darf nicht stehen bleiben. Stunden um Stunden bis nachts um 22 Uhr ist er zurzeit in Betrieb.
 
Kleingeschreddert wird der Mais auf den Silagewagen geblasen.
Kleingeschreddert wird der Mais auf den Silagewagen geblasen.
 

Nachtschichten meistert jetzt die Erntemaschinerie der Landwirtschaft. Der Mais ist reif, und bei Zeil ging am Mittwoch die Maisernte für die Biomasseanlage in Haßfurt los. Schon fast im Minutentakt fahren die großen Silagetransporter den Häcksler auf dem Feld an und transportieren den Mais ab - Energieernte.

Die Landschaft verspargelt und vermaist, die Grundversorgung nicht gesichert, der Preis zu hoch und die Verheizung von Lebensmitteln unmoralisch: Das sind einige der Kritikpunkte, die sich an der Energiewende entzünden. Haßfurt tritt den Gegenbeweis an.

Strom und Heizenergie

Mit der Biogasanlage der Firma Agrokraft hat das Stadtwerk Haßfurt die Energiewende vor einem Jahr auf eine solide Basis gestellt. Neben dem schwankenden Angebot der Windräder und Solaranlagen liefert der Reaktor an der Osttangente "einen guten Teil unserer Grundlast", sagt Stadtwerk-Chef Norbert Zösch.

Den Mehrwert sehen er und der Agrokraft-Geschäftsführer Tino Scheithauer zum einen darin, dass die Biogasanlage ein Garant für regionale Wertschöpfung ist: 24 Landwirte aus der Region sind Anteilseigner und sichern sich durch die Lieferung von Mais und Gülle ein Grundeinkommen.

Zum Zweiten besticht die Anlage durch ihre Multifunktionalität: Sie produziert Strom, versorgt unter anderem das Schul- und das Freizeitzentrum mit Gas und beheizt künftig mit der überschüssigen Wärme über eine unterirdische Leitung die Waldi-Schuhfabrik in der Nachbarschaft.

Es geht aber auch umgekehrt: Weil sich die großen Glasfassaden des Schulzentrums im Sommer unerträglich stark aufheizen, hat das Stadtwerk ein System ausgetüftelt, um mit dem Biogas die Luft zu kühlen. In naher Zukunft könnte das grüne Kraftwerk zudem zur Keimzelle für den ersten großen Energiespeicher in der Region werden: Power to Gas, aus Strom wird Gas.