Heute ist der "Tag des Flüchtlings". 2015 kam Yazan Yehia aus Syrien nach Haßfurt. Er ist einer der jungen Menschen, die sich durch die Flucht eine Zukunft sichern wollten. Das ist dem 24-Jährigen gelungen.
19 Monate hatte Yazan Zeit. Zeit, deutsche Fachsprache zu lernen, Zeit, die Inhalte für die Zwischenprüfung als Elektroniker für Automatisierungstechnik zu lernen. Für seinen Jahrgangskollegen Denis Schmidt war das ebenso Stress. Mit einem Unterschied. Yazan lebte in der Angst, aus Deutschland abgeschoben zu werden.
Als er 2015 nach Haßfurt kam, hatte er seine Heimat Syrien, hinter sich gelassen. Der Vater, Agraringenieur, und die Mutter, Sportlehrerin, leben noch dort. Yazan hat sie seit vier Jahren nicht mehr umarmt. Skypen kann das nicht ersetzen.
Der Blick geht nach vorne
Yazan merkt man die Traurigkeit darüber nicht an, er lächelt gerne, ist freundlich, beliebt. "Mittlerweile sind wir alle hier Freunde geworden", sagt Yazan Yehia über seine Lehrlingskollegen im Coca-Cola-Werk Knetzgau. Es ist ihm ein wenig Heimat geworden und er nutzt zielstrebig seine Chance. Yazan spricht inzwischen gut Deutsch.
Er half schon 2015 in der Flüchtlingsunterkunft am Dürerweg als Dolmetscher aus und suchte früh Perspektiven. Am Elektrotechnikstudium an der Fachhochschule Schweinfurt scheiterte der junge Mann, der in Syrien drei Semester Pharmazie studiert hatte. Die deutsch-arabische Fachsprache war die größte Hürde. Yazan blieb dran: Seine Bewerbung bei Coca-Cola, Werk Knetzgau, sandte er zum richtigen Zeitpunkt dort hin ab.
Puh: Schreiben und Lesen
Heute hat Yazan im zweiten Lehrjahr die Zwischenprüfung mit dem Gesamtdurchschnitt von Drei geschafft. "In der Praxis ist er knapp an der Eins vorbeigeschrammt", sagt sein Ausbilder Thomas Etzel. Die Theorie ist schwieriger, vor allem Sozialkunde und Text und Schrift - 90 Minuten hatte er in der Klausur, um die Fragen lesen, verstehen und beantworten zu können. Das ist schon für einen Muttersprachler eng, weiß sein Ausbilder, der sich durch sein Engagement im IHK-Prüfungskreis Haßberge auskennt. Es ist ein echt gutes Ergebnis im Vergleich, findet Etzel, der gleichwohl die "Herausforderung" speziell für Yazan sieht. Denn mit 40 Prozent wird die Zwischenprüfung in das Ergebnis der Abschlussprüfung hineingerechnet. Yazan wird also Gas geben, wird noch intensiver lernen müssen, um gut abzuschneiden.
Mit einem gewissen Ausbilder-Ehrgeiz steht Thomas Etzel hinter Yazan, ja hinter allen seiner Lehrlinge. Die Unterstützung im Betrieb ist ihm sicher. Er hat Freiheiten, um Stoff und Praxis maßgeschneidert zu vermitteln. Es ist eine "intensive Zeit", sagt Etzel. Die sich lohnt: Zwei erfolgreiche Abschlussprüflinge haben eben die Festanstellung bekommen. Coca-Cola European Partners Deutschland will seine Besten halten.
"Wir simulieren solche Fachgespräche", erläutert Etzel die Vorbereitung auf das Prüfungsgespräch mit drei Prüfern. Letztlich ist es ja auch im echten Leben so, wenn der Kunde ein Projekt verwirklicht haben will. "Da ist schon auch mal der Standortleiter dabei", sagt Etzel, die Lehrlinge sollen das Sprechen vor einer Führungsmannschaft beherrschen.