30 Jahren nach der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl werden in Ebern Bilder gezeigt, die Kinder aus der verstrahlten Region gefertigt haben.
Sie sind bedrückend und beeindrucken doch: Die Gemälde von Kinderhand, auf denen eine Katastrophe aus unterschiedlichen Sichtweisen dargestellt wird, die vor 30 Jahren die Welt erschüttert hat - die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Gezeigt werden rund 80 dieser Bilder ab Donnerstag, 6. Oktober, in der xaver-mayr-galerie. Ein Blick durch Kinderaugen, der all denen die Augen öffnen könnte, die noch immer der Nutzung der Kernenergie das Wort reden. Die Bilder, die Erwin Koch (70) aus Unfinden zusammengestellt hat, werden einen Monat lang auf Initiative der VHS und des Bürgervereins gezeigt.
Selbst nach 30 Jahren und über 50 Reisen in die Umgebung von Tschernobyl ärgert sich Erwin Koch "noch maßlos" über das Leid, das über die Menschen in einem weiten Umkreis des Atomreaktors gebracht wurde. Und Koch kennt viele der Opfer. "Die Kinder haben Krebskrankheiten, die sonst erst im Alter auftreten. Ihre Familien sind verzweifelt."
Und gebrochen. "Sie haben keine Kraft mehr. Die Leute können nicht mehr kämpfen." Nicht mehr gegen das eigene Leiden, nicht mehr gegen die Mühlen der Bürokratie. "Natürlich werden von den Behörden irgendwelche Zusammenhänge mit dem Super-Gau angezweifelt", weiß Koch aus vielen Gesprächen.
Und weil der Internationale Währungsfonds der Ukraine ein Sparprogramm verordnet habe, sei die Zone 4 mit einem Federstrich zurückgenommen worden. "Davon ist eine Million Menschen betroffen. Der Bereich im Umkreis von 360 Kilometern ist noch immer hochbelastet und die Menschen zu hundert Prozent krank. Lungen- und Nierenkrebs die Regel", schimpft der Unfindener.
Korruption und Kriminalität
Aber was passiert? "Den Menschen wird die Rente gekürzt. Gegen die Kriminalität und die Korruption geht niemand vor. Auch die Ärzte machen da mit. Die denken nur an sich und ans Geld."
Dagegen stemmt sich der Helfer aus Unterfranken. Er hat im Verlauf der vielen Jahre ein Netzwerk samt Patenschaften aufgebaut, das die Verteilung an Hilfsbedürftige und gezielt ausgewählte Familien sicherstellt.
Einen gebrauchten Kleinbus (des Polizeipräsidiums), eine ganze Hauptschule (aus Kleinrinderfeld), eine gynäkologische Praxis (aus Haßfurt) hat er mit Hilfskonvois in die Ukraine geschafft. Dazu Kleider, Schuhe, Pflege- und Hygienemittel, medizinische Gerätschaften wie Röntgen-, Ultraschall und weitere Diagnostikgeräte.
Mit bis zu fünf Lastwagen waren Koch und seine Helfer zum Teil unter schwierigsten Bedingungen einmal im Jahr unterwegs. Stets dabei auch einer, der in
Ebern gut bekannt ist: der Bamberger Lothar Seubert, einst Kompaniefeldwebel im Panzergrenadier-Batallion. "Die Eberner Soldaten waren mir stets eine große Hilfe, vom Kommandeur bis zum Fahrschulanwärter", erinnert sich Koch. "Eine Panzerhalle war schließlich mein Basislager. Und über Fahrschulfahrten wurde das Material, das gespendet wurde, zum Teil von weither abgeholt." Zusätzlich zu den Konvois flog Erwin Koch auch regelmäßig in die Gegend von Tschernobyl. "Manchmal vier Mal im Jahr."
Dabei entstand die Idee zu einem Malwettbewerb an Schulen in Zusammenarbeit mit der deutschen Botschaft, an dem 168 Kinder aus der Ukraine im Alter von 8 bis 17 Jahren teilnahmen. "Jedes Kind bekam von mir ein Geschenk im Wert von 150 Euro und in jedem war ein Paar Sportschuhe drin." Zur Jury gehörte der Kultur-Attaché der Botschaft ebenso wie einer der bekanntesten Maler der Ukraine und Regierungsvertreter.
Die Bilder zum Thema Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl wurden schon in den USA und in Tschechien gezeigt, ebenso wie in mehreren Städten der Region. 80 davon werden ab 6. Oktober in Ebern zu sehen sein. Zur Eröffnung berichtet Koch von seinen Erfahrung durch die regelmäßigen Besuche seit 1991.