Landwirte im Kreis Haßberge ziehen Ernte-Zwischenbilanz

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Verschnaufpause: Weil der Regen aktuell keine Ernte-Einsätze zulässt, bringt Fritz Paulus aus Heubach, seine Gerätschaften in Schuss.Foto: Ralf Kestel
Verschnaufpause: Weil der Regen aktuell keine Ernte-Einsätze zulässt, bringt Fritz Paulus aus Heubach, seine Gerätschaften in Schuss.Foto: Ralf Kestel

Die Wintergerste ist auf vielen Feldern schon gedroschen. Trotz der Trockenheit in den zurückliegenden Wochen blieben die Erträge durchschnittlich. Durch die aktuellen Regenfälle fällt so manchem Landwirt im Kreis Haßberge ein Stein vom Herzen.

Dass Brot schwer zu verdienen ist, ist nicht nur eine Redensart, für Getreidebauern gar die Existenzfrage. Die Dürre der letzten Wochen sorgte für ausgetrocknete Ackerfurchen, aber auch für Sorgenfalten. "Die Trockenheit war der Wintergerste sicherlich nicht förderlich", stöhnte Dr. Reinhard Bischoff vom Amt für Landwirtschaft und Forsten schon letzte Woche.

Mittlerweile ist diese Getreidesorte so gut wie eingebracht. "Die Erträge sind zufriedenstellend, auch wenn wir mit mehr gerechnet haben", bilanziert Dieter Reißenweber, Landwirt aus Untermerzbach. "Durch die Hitze über Pfingsten reiften die Pflanzen ab, weil sie zu wenig Wasser hatten."

"Erträge im mittleren Bereich, nicht unbedingt äußerst schlecht, aber auch keine Rekordernte", hat der Bordcomputer im Mähdrescher von Fritz Paulus aus Heubach angezeigt.
"Aber wir waren ja erst einmal einen ganzen Tag lang auf den Feldern unterwegs", warnt der Lohndrescher vor voreiligen Schlüssen. "Das geht erst noch richtig los."

Mähdrescher legen Pause ein

Doch jetzt müssen er und sein Maschinenpark erst einmal pausieren. Zu nass die Äcker, aber: "Der Regen ist für uns ein Segen", frohlockt Reinhold Giebfried, Landwirt aus Ostheim, ebenso wie Günther Leyh aus Losbergsgereuth, der von einer "bisher ganz normalen Ernte" spricht. "Der Regen jetzt bringt für Raps und Weizen nichts mehr", vermutet Dieter Reißenweber, "aber für die Wiesen und den Mais ist er ganz wichtig, weil der jetzt in die Blüte geht."

Der BBV-Kreisobmann aus dem benachbarten Landkreis Lichtenfels, Michael Bienlein sieht die Situation dramatischer: "Die Trockenheit hat dem Weizen sehr geschadet." Die Pflanzen hatten nicht genug Wasser und damit keine Energie, um volle Körner auszubilden." Für die Landwirte ist es ein doppelter Schaden, erklärt Bienlein:
"Sie ernten weniger, und das, was sie ernten, hat eine schlechtere Qualität." Für die Produktion von Backwaren ist das geerntete Korn kaum noch geeignet. "Viel Getreide für die Nahrungsmittelproduktion geht in den Futtertrog", sagt der Kreisobmann.

Der zwei- bis dreiwöchige Wachstumsvorsprung durch den milden Winter habe sich inzwischen relativiert. Kurios sei, dass die Pflanzen, die auf dem höher gelegenen Jura angebaut werden, besser dastehen. Die seien an weniger Niederschlag angepasst, sagt der 49-jährige Bienlein.

Unterschiedliche Landstriche

Regionale Unterschiede sieht auch Manfred Kraus, der Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes im Kreis Haßberge. "Wir hatten Rostprobleme und Notreife." Verzeichnet worden seien neun bis elf Liter Regen pro Quadratmeter "Wir hatten aber mit mehr als dem Doppelten gerechnet. Die Schweinfurter Trockenplatte hat ihrem Namen wieder einmal alle Ehre gemacht. Die Kollegen in Würzburg hatten Niederschläge, von denen wir nur träumen konnten."

Kraus rechnet bei der Wintergerste mit Erträgen von 50 Doppelzentner je Hektar. "Das ist gar nicht so schlecht, aber es gibt sicher auch Schläge, wie im Eberner Bereich, wo keine Fünf vorne dran steht."

Den Zeitplan, der durch den milden Winter und das heiße Pfingstwochenende durcheinander gewirbelt schien, sieht der "Kapitän der Mähdrescher", Fritz Paulus, wieder ins Lot gebracht. "Wir liegen im Trend der früheren Jahre. Anfang Juli ging's schon immer los. Und wenn's zum Wochenende wirklich trocken wird, starten wir durch."

Da pflichtet auch Dieter Reißenweber bei: "Die drei Tage Regen bringen keine Probleme, aber hoffentlich bleiben wir auch weiterhin von Unwettern verschont."

Ein Manko hat Reißenweber aber dennoch ausgemacht: "Da eine Rekordernte vorausgesagt wurde, ist die Preisgestaltung darauf ausgerichtet. Da ändert sich nichts mehr, egal wie's Wetter wird ..."