"Die Entwicklungen werden nicht nur die kommunalen Haushalte in eine Schieflage, sondern die kommunale Handlungsfähigkeit insgesamt in Gefahr bringen", heißt es in einem aktuellen Brandbrief der kommunalen Spitzenverbände (Gemeinde-, Städte-, Landkreis- und Bezirketag) an den Ministerpräsidenten.
Schwieriger Start
Denkbar ungünstige Vorzeichen also für ambitioniert startende neue Bürgermeister und Ratsgremien. Spätestens Mitte Mai wird die Ernüchterung kommen, wenn normalerweise die nächste Tranche der Gewerbesteuer-Einnahmen fällig würde. Stattdessen wird es in vielen Kämmereien Minusbuchungen geben. Firmen werden bereits an die Kommunen gezahlte Gewerbesteuer zurückverlangen und längerfristig auch weniger bezahlen.
Dieter Möhring, Bürgermeister in Aidhausen und Vorsitzender des Kreisverbands Haßberge im Bayerischen Gemeindetag, prophezeit: "Selbst wenn die Beschränkungen gelockert und das wirtschaftliche Leben wieder angekurbelt werden sollten, werden die Kommunen und die Landkreise die Auswirkungen in ihren Kassen noch lange spüren."
Stützen für die Wirtschaft
Dabei gewinnt Möhring den Stützen für die Wirtschaft viel Positives ab. Wenn es jetzt Anpassungen an die Gewerbesteuervorauszahlungen gibt, dann verschaffe das den betroffenen Unternehmen Erleichterung und bewahre zudem die Kommunen vor zusätzlich fällig werdenden Erstattungszinsen. Dann nennt er die jährliche Veranlagung für Investitionen, wenn beispielsweise Wohnraum mit teils größeren Beträgen erweitert wurde. Auch bei den Kommunalabgaben (für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung) können besonders betroffene Unternehmen günstigere Konditionen (Billigkeitsmaßnahmen) erwarten. Möhring: "Dies bedeutet, dass die gleichen Erleichterungen in Bezug auf Stundungsanträge wie bei der Gewerbesteuer gewährt werden können." All dies regeln Weisungen des Finanzministeriums.
Neben den steuerlichen Erleichterungen für Unternehmen stellt sich laut Möhring bei einer Reihe von Kommunen im Landkreis zurzeit die Frage, ob für Kindertagesstätten, Musikschulen und andere öffentliche Einrichtungen Benutzungsgebühren (noch) erhoben beziehungsweise zurückerstattet werden sollten. Besonders trifft die Krise jene Gemeinden, die Schwimmbäder, Büchereien, Kitas und so weiter betreiben. Auch spielt es eine Rolle, ob eine Kommune ihre Gewerbesteuer über einige große Betriebe generiert wie Ebern (Valeo, Uniwell) oder Untermerzbach (Rösler) oder ob die Einnahmen überwiegend aus kleineren mittelständischen Betrieben kommen. In Aidhausen lägen bislang keine Stundungsanträge vor. "Die Handwerksbetriebe arbeiten - mit den gesetzlichen Auflagen - weiter, einige einzelne Dienstleister können erst in Kürze wieder ihren Betrieb aufnehmen und die beiden Gasthöfe leider erst in unbestimmter Zeit."
Mit gutem Vorbild
Möhring hofft für die geschwächten Betriebe, dass der Appell der Bürgermeister wirkt und die Bürger selbstlos denen helfen, die in dieser außergewöhnlichen Krisensituation wirklich Hilfe brauchen. Jedenfalls werde Aidhausen als hilfsbereite Kommune mit gutem Beispiel vorangehen und Gutscheine oder ähnliches erwerben, um ein Zeichen der Solidarität zu setzen und effektive Unterstützung zu leisten.
Seit dem 20. April laufen laut Möhring intensive Gespräche zwischen den Spitzenverbänden und der Staatsregierung mit dem Ziel, die massiven Ausgaben fair zu verteilen. "Gerade in der Krise, aber auch für die Zeit danach, brauchen wir handlungsfähige Kommunen und eine funktionierende kommunale Daseinsvorsorge", argumentieren die Verbände. Für Dieter Möhring steht fest, "dass Landkreis und Gemeinden diese enormen Ausgaben nicht tragen können, ohne langfristig Schaden zu nehmen".