Im Schnitt presst er 1500 Liter am Tag, und das geht so: "Zuerst werden die Äpfel ins Wasserbecken gegeben", sagt Rainer Märkl. Die Schnecke transportiert sie in die Obstmühle, wo sie gehäckselt werden. "Man kann das mit einer runden Küchenreibe vergleichen", sagt er. Die Äpfel werden dadurch zur Maische, welche auf der Bandpresse landet. Dort läuft die Maische durch die Walzen und wird gepresst. Am Ende fällt sie vom Band in den Auffangbehälter. Die Reste, der Obsttrester, sind kostbar: als Futter für Wildtiere.
Der gewonnene Saft fließt in einen Behälter ab. Nach dem Pressvorgang wird der Saft durch einen Schlauch ins Fass gefüllt. "Dort bleibt er erst einmal drin, bis sich der Trub abgesetzt hat", sagt der 49-Jährige. Danach läuft der Apfelsaft durch einen Separator und wird auf 80 Grad Celsius erhitzt, "damit Bakterien absterben und er lange haltbar ist". Abschließend wird der Saft in Kartons gefüllt. Die Arbeit ist in Vielen noch echte Handarbeit: Um die Bandpresse für den nächsten Tag einsatzbereit zu haben, muss sich Märkl eine Stunde am Abend Zeit nehmen zum Putzen.
"Früher war das Saftpressen aufwendiger", erinnert er sich. Bis 2013 besaß er die Packpresse seines Großvaters. "Da wird die Maische in Tücher eingepackt und ein Lattenrost darauf gelegt, dann wieder eine eingepackte Maische und ein Rost im Wechsel. Am Ende wird das alles dann im Ganzen gepresst." Eine neue Bandpresse kostet rund 80 000 bis 100 000 Euro. Rainer Märkl konnte eine günstige erwerben - die Investition, sagt er, hat sich gelohnt.
"Ich betreibe das hier in der dritten Generation. Schon als ich 15 Jahre alt war, bin ich nach der Schule mit dem Fahrrad hierher gefahren und habe die Kelterei aufgesperrt, bis mein Vater gekommen ist." Als dieser 1995 starb, hat Rainer Märkl die Kelterei übernommen.
Mehr Kunden als früher
Der Keltereibetreiber hat einen festen Kundenstamm. "Das geht querbeet. Da sind alle Schichten und Altersgruppen vertreten", sagt er. Und auch neue Gesichter finden zunehmen den Weg in die Kelterei. "Der Trend geht deutlich hin zum Apfelsaft. Früher haben die Leute mehr Apfelmost getrunken oder aus den Äpfeln Apfelschnaps gebrannt, heute machen sie lieber Saft daraus."
Das motiviert den 49-Jährigen. "Solange das Wetter und Klima mitspielen, werde ich die Kelterei noch weiterbetreiben."
Für Guntram Ulsamer ist das sehr erfreulich. Ein Ziel der Gartenfachberatung am Landratsamt ist, dass die Menschen den Streuobstanbau höher wertschätzen - nicht nur, wenn es darum geht, das Obst aufzulesen, sondern auch wegen der regelmäßigen Pflegeschnitte. Wer gerne frisch gepressten Apfelsaft trinken will, der sollte am 14. Oktober zum Eberner Apfelfest.