Erst stand der Versand zur Disposition, den eine Solidaraktion in Form unbezahlter Arbeitsstunden rettete, nun werden Maschinen verlagert.
Große Teile der FTE-Belegschaft wähnen sich in Unsicherheit - nicht wegen der Hängepartie der Übernahme durch Valeo, die sich nun abzeichnet (siehe Kasten unten). Mehrere personelle Wechsel in Führungspositionen und neue strategische Ausrichtungen schüren Unsicherheit an der Basis. Aktuelles Beispiel: der Abbau einiger Maschinen aus der Gummifertigung in Richtung Mühlhausen, Fischbach und ins tschechische Podborany.
Dies vor dem Hintergrund, da erst zur Jahresmitte nach harten Verhandlung zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat wegen einer anderen Abteilung, die zur Disposition stand, ein Standortsicherungs-Kompromiss für die nächsten Jahre ausgehandelt worden war. Der sorgte dafür, dass der Versand im LMV nicht an einen externen Logistiker abgegeben wurde. Als Gegenleistung verpflichteten sich sämtliche Mitarbeiter dazu, als Solidarleistung in diesem Jahr noch sieben Arbeitsstunden ohne entsprechendes Entgelt einzubringen.
Die Rede ist von einem Volumen von einer Million Euro. Auch an übertariflichen Zuschläge für Schichtarbeit wird gerüttelt.
In der Gummifertigung schütteln deswegen einige nur mit den Köpfen. "Erst im Mai haben Arbeitgeber und Betriebsrat über den Verbleib der Logistik am Standort Ebern verhandelt. Hier standen Überlegungen der Geschäftsführung zur Vergabe an einen externen Spediteur an. Durch Einbringen von Stunden durch die Belegschaft konnte erreicht werden, dass die Logistik in Ebern bleibt, und gleichzeitig eine Standortsicherung durch Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis 31. Dezember 2019 erreicht wurde. Gerade mal acht Wochen später werden wir Mitarbeiter in der Gummifertigung darüber informiert, dass schon wieder Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. Diesmal sollen sogar Maschinen aus Ebern in andere Werke von FTE verlagert werden. Obwohl unsere Geschäftsführung in einer der letzten Betriebsversammlungen noch gesagt hat, dass keine Maschinen aus Ebern raus verlagert werden", schreibt ein Insider in einem Brief an unsere Redaktion. "Dafür hat man kein Verständnis mehr. Unser Werk Ebern macht eine Umsatzsteigerung von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr, gleichzeitig werden Wirtschaftlichkeitsberechnungen angestellt."
Selbst Betriebsrat überrascht
Diese Neuigkeiten haben auch die Betriebsräte überrascht. "Das ist für uns wie die Kollegen wie ein Schlag ins Gesicht", heißt es in einer Stellung, die die Vorsitzenden Sonja Meister und Karin Wirsing kurz vor Urlaubsantritt abgeschickt haben. "Das Vorhaben im Mai, die ganze Logistik an einen externen Anbieter zu vergeben, hatte bereits für große Diskussionen und Unverständnis gesorgt, zumal die Auftragsbücher für Ebern gut gefüllt sind. Nach so einem kurzen Zeitpunkt, jetzt weiter zu machen und Arbeit und Arbeitsplätze von Ebern weg zu verlagern, stößt auch bei uns auf großes Unverständnis! Wir werden in den nächsten Tagen beraten, wie wir uns für eine gemeinsame Zukunft aufstellen", droht ein neuer Konflikt zwischen Chefetage und Mitarbeitervertretung.
Eine Schlüsselrolle scheint dabei der neue Personal-Chef zu spiele, der seit Anfang des Jahres im Amt ist. Während dessen Vorgänger den Ausgleich suchte, scheint "der auf Konflikt gebürstet", so einer seiner Verhandlungspartner. "Erst werden die Fristarbeiter entfristet."
13 Arbeitsplätze betroffen
Nicht so hoch aufhängen möchte Antje Haase als Firmensprecherin das Thema. " Bei den Veränderungen handelt es um Anpassungen in der Produktionsstruktur, die notwendig und länger schon bekannt sind, um die internen Produktionsprozesse zu verbessern. Betroffen von den Anpassungen sind im gesamten Produktionsbereich, der rund 900 Mitarbeiter umfasst, 13 Arbeitsplätze. Diese Anpassungen werden mit auslaufenden Verträgen von befristeten Mitarbeitern umgesetzt. Die Arbeitsplätze werden überwiegend in andere deutsche Standorte von FTE transferiert, unter anderem nach Fischbach. Die vorhandenen Anlagen in der Gummiteilefertigung in Ebern sind dabei nur punktuell betroffen und die geplanten Änderungen werden weder strukturelle noch organisatorische Auswirkungen auf den Standort Ebern haben", so die Auskunft aus der Chefetage.
Weiterhin seien keine negativen Auswirkungen auf die am Standort beschäftigten Stammmitarbeiter geplant. Haase weiter: "Es wurde bereits im Mai 2017 eine Standortsicherung für die kommenden Jahre, mit dem Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen, für den Standort Ebern vereinbart."