Heute ist der Franke, der zwischen Wohnsitzen in Würzburg - wo Frau und Kind leben und wo er alt werden möchte - und Berlin pendelt, als gefragter Celebrity-Fotograf im Auftrag von Verlagen, Magazinen und Unternehmen viel auf Achse. Der Spiegel, das SZ-Magazin, der Playboy und internationale Medien drucken seine Bilder ab, sie finden sich in Büchern und auf Filmplakaten.
Ein steiniger Weg
Der Weg zu so viel Ruhm war steinig: Eigentlich hatte der Sohn des Untermerzbacher Kunstmalers Wilfried Zauritz früh sein zeichnerisches Talent entdeckt. Mit dem Ziel, Modedesigner zu werden, begann er eine Kürschner-Lehre, die er sogar als Kammersieger, Landes- und Bundesbester abschloss.
"Für das Mode-Zeichnen war ich zu ungeduldig", sagt Zauritz heute, "Die Fotografie hat schneller zu Erfolg geführt, da war mehr Speed möglich", auch wenn alles noch analog geschah und Filme erst entwickelt werden mussten.
Premiere im Sportteil
In Würzburg sammelte er erste Erfahrungen als Sportfotograf. Noch heute schildert er seinen Stolz darüber, als erstmals eines seiner Fotos im Sportteil der Zeitung zu sehen war. Der Wechsel nach Berlin brachte ihm Einsätze in Stadien der Hertha, bei den Eisbären, Alba oder den Spandauer Wasserballern.
Auch Dirk Nowitzkis erste Auftritte fotografierte er, damals noch in Schwarz-weiß und mit großem Korn (so nennt sich im Fotografenjargon ein Film mit hoher DIN-Zahl). Vier Jahre arbeitete er in der Hauptstadt, am Wochenende für die Sportagentur, während der Woche als Kinderfotograf. "25 000 Kindergartenkinder habe ich fotografiert und 40 000 Euro Schulden aufgetürmt", berichtet Zauritz, der sich von seiner Agentur ausgenommen sah.
Die Macht über die eigenen Bilder
Dennoch: Er gewann an Renommee als Fotograf. Und er lernte die Gesetze der Branche für sich zu nutzen. "Früher habe ich den Chip abgegeben, dann war ich einer der ersten, die Fotoshop aufgemacht haben", erzählt er, "damit habe ich die Macht über meine Bilder wieder an mich gerissen."
Dazu kamen Einsätze als Reportagenfotograf in Krisengebieten. Nordkorea, Westjordanland und Afghanistan. Kriegsberichterstattung, brandgefährlich und ernüchternd zugleich, weil der Fotografen die Sinnlosigkeit erfasste: "Die Angst spürst Du gar nicht, aber der Stress, der Druck verbrennt Dich innerlich. Als Fotograf kannst Du dem nicht gerecht werden," sagt Zauritz. Eine schmerzliche Erfahrung: "Ich war psychisch am Ende."
So brach er aus, lebte sieben Jahre lang mit fünf Freunden in Marokko, in einem 200 Jahre alten Haus in Marrakesch. Die Rettung aus der Erschöpfung für einen, der mit seinen Kräften nicht haushalten konnte. Nur so fand er den Weg zurück zum Erfolg.
Der Reportagefotografie sieht er sich dauerhaft verbunden, wenn er, inzwischen längst mit Canon-Ausrüstung, Prominenten gegenübersteht. Beispielsweise Wladimir Klitschko, Jürgen Prochnow oder Niki Lauda so nahe rückt, dass jede Furche ihrer Haut, jeder Kratzer im Gesicht Lebensgeschichte zu erzählen scheint.
Nur eine Chance
"Geschick im Umgang mit den Leuten gehört dazu", sagt Zauritz, die Gefahr des Scheiterns sei immens. Oftmals bleiben nur wenige Augenblicke, um intensive Momente einzufangen: "Du kannst nicht ohne Fallschirm aus dem Flugzeug springen, du musst auch an die gute Landung denken." So beschreibt er das kalkulierte Risiko seiner Arbeit, das ihm auch nach 30 Jahren noch Lampenfieber beschert. Für ein Obama-Porträt blieb ihm gerade eine Minute; für die Suche nach einem passenden Ambiente für ein Bild der Kanzlerin war er drei Tage unterwegs. Das Ergebnis: eine entspannt wie selten wirkende Angela Merkel in freier Natur.
Der Erfolg bemisst sich für den Fotografen nicht in Instagram-Likes oder in tausenden von Euro für eine spezielle Aufnahme. Eher schon, wenn beispielsweise Altkanzler Gerd Schröder den bewährten Fotografen auch für seine fünfte Hochzeit bucht.
"Erfolgreiche Menschen", sagt Zauritz aus Erfahrung, "haben eine Verbindlichkeit, die manchmal erschreckend ist". Völlig überrascht habe ihn die humorvolle und geistreiche Art des früheren Kanzlers Helmut Kohl, und wer Michail Gorbatschow einmal die Hand geschüttelt, die Luft im Raum mit ihm geteilt habe, verstehe besser, wie ein Mensch in der Lage sein konnte, den kalten Krieg zu beenden.
Das Porträt von Russel Crow blieb Zauritz versagt, weil seine textende Kollegin die Spielregeln für das Interview nicht einhielt: Alles erlaubt, nur keine Fragen zum Privatleben. Als dann aber doch danach gefragt wurde, war das Gespräch sofort geplatzt.
Harry Belafonte dagegen, stand der Schreiberin so lange und geduldig Rede und Antwort, dass es dem auf seinen Part wartenden Fotografen nicht mehr möglich war, die gewünschten Available-Light-Fotos zu machen. Zu dunkel - ein Fiasko für den Fotografen. Doch der Sänger und Schauspieler erklärte sich bereit, am nächsten Tag wiederzukommen. "Einer der faszinierendsten Menschen, die ich je getroffen habe", schwärmt der 52-jährige Zauritz von der Präsenz und der Persönlichkeit des Weltstars, den er später noch mehrmals traf.