Hellingen soll kein "totes" Dorf werden

4 Min
Von der Erdaushubdeponie bei Hellingen hat man einen herrlichen Blick auf das Dorf und die ganze Umgebung Fotos: Gerold Snater
Von der Erdaushubdeponie bei Hellingen hat man einen herrlichen Blick auf das Dorf und die ganze Umgebung Fotos: Gerold Snater
Voll war das Sportheim in Hellingen bei der Bürgerversammlung mit Bürgermeister Claus Bittenbrünn Foto: Gerold Snater
Voll war das Sportheim in Hellingen bei der Bürgerversammlung mit Bürgermeister Claus Bittenbrünn Foto: Gerold Snater
 
Charly Buld übergab Claus Bittenbrünn aus Anlass der 1200-Jahrfeier Hellingens im Jahre 2024 die Agenda "Hellingen 2024". Foto: Gerold Snater
Charly Buld übergab Claus Bittenbrünn aus Anlass der 1200-Jahrfeier Hellingens im Jahre 2024 die Agenda "Hellingen 2024". Foto: Gerold Snater
 

Charly Buld übergab dem Bürgermeister eine "Agenda Hellingen bis 2024 und darüber hinaus", in der er Fortschritte fordert, damit der Königsberger Ortsteil auch in Zukunft für die Bewohner attraktiv bleibt.

Es war die erste Bürgerversammlung von Claus Bittenbrünn (Freie Wähler) als neu gewählter erster Bürgermeister von Königsberg in Hellingen und es war eine gute, denn es kam dabei am Ende etwas Greifbares heraus. Gefordert hatte diese Bürgerversammlung, die im Hellinger Sportheim stattfand, Charly (Karlheinz) Buld, der dafür 200 Unterschriften und damit die erforderliche Anzahl von Hellinger Bürgern zusammentragen hatte.

Claus Bittenbrünn, der seinen Hauptgeschäftsstellenleiter Johannes Mücke mitgebracht hatte, ging, nach der Begrüßung durch Ortssprecher und Stadtrat Rudolf Gutjahr, zunächst auf die derzeitige Situation in der Stadt Königsberg ein.
Er schilderte die neue Personalsituation, erläuterte die notwendigen Konsolidierungsmaßnahmen bezüglich des Haushaltes der Stadt und in diesem Zusammenhang besonders das Hallenbad der Stadt, welches in naher Zukunft in anderer Form weiter geführt werden soll. Des weiteren informierte er über die Breitbandversorgung in Königsberg und seinen Stadtteilen und über den Stand der verschiedenen Kanal- und Kläranlagenbaumaßnahmen und die demnächst zu erstellende neue Abwassersatzung und die sich daraus ergebenden Gebührenbescheide.

Zahlen konnte das Stadtoberhaupt keine nennen, da einige Berechnungen zur Ermittlung der Gesamtsumme der Maßnahme noch nicht vorlägen. Er gehe aber davon aus, dass in der nächsten Sitzung des Stadtrates am 4. Dezember darüber entschieden werden könne. Voraussetzung sei aber, dass alle eventuellen Einwände gegen die inzwischen an alle betreffenden Haushalte in Königsberg und den entsprechenden Stadtteilen ergangenen Aufmaßblätter behandelt werden konnten.

Bescheide voraussichtlich im Frühjahr

In zwei getrennten Bürgerversammlungen - Königsberg extra und Stadtteile extra - zu Beginn des kommenden Jahres werden die Bürgerinnen und Bürger über das Ergebnis informiert. Die endgültigen Bescheide werden voraussichtlich im April oder Mai 2015 an die Haushalte ergehen.

Bittenbrünn beantwortete auch die Fragen aus der Bürgerversammlung vom 30.9.2013. So soll demnächst eine Bepflanzung der Hellinger "Bechen" in Angriff genommen werden. Wie und womit, das soll in einer kleinen Runde abgeklärt werden. Werner Dietz monierte, dass der Feuerlöschweiher in Hellingen, der im Sommer auch als Schwimmbad genutzt wird, seitens der Stadt in der Vergangenheit vernachlässigt wurde. Bittenbrünn sagte Unterstützung zu, wobei Dietz auch an Hellinger Bürger appellierte ihrerseits hier mit anzupacken: "In zwei, drei Jahren soll es ringsum sauber sein."

Klagen über Ortsdurchfahrt

Moniert wurde von einigen Bürgern der schlechte Zustand der Ortsdurchfahrtsstraße. Hierzu konnte Ortssprecher Gutjahr beitragen, dass eine Erneuerung für 2017 vorgesehen sei. In welchem Umfang dies dann geschehen werde, konnte in der Versammlung nicht geklärt werden. Walter Winkler meinte aber dazu: "Neue Gehsteige brauchen wir keine, die sind in Ordnung!"

Michael Heidig war der Meinung, dass der Aushängekasten für städtische Nachrichten am Rathaus für ältere Mitbürger zu hoch hänge. Er erklärte sich bereit in Zukunft das Amtsblatt der Stadt in Hellingen auszutragen.
Einigen Hellinger Bürgern ist der Zustand der aufgelassenen Gräber im Friedhof ein Dorn im Auge. Dort würden teilweise die Umrandungen nicht weg geräumt. In diesem Zusammenhang zeigte Claus Bittenbrünn auch die verschiedenen Möglichkeiten von Urnenbestattungen auf, die in Zukunft immer mehr zunehmen würden.

Was passiert mit der Deponie?

Einen breiteren Punkt der Versammlung nahm das Thema Erdaushubdeponie Hellingen ein. Diese Deponie, die sich während der Jahre der Auffüllung zu einem stattlichen Hügel aufgebaut hat, ist seit einigen Jahren geschlossen und dient bis zum Jahr 2021 der Firma Koch nur als Zwischenlager. Johannes Mücke erläuterte, dass dort nur noch Material für die Rekultivierung abgelagert werden dürfe. Nach Ablauf des Vertrages mit der Firma Koch stehe die Deponie für verschiedene Maßnahmen zur Verfügung.

Die Umwandlung der Hellinger Erdaushubdeponie in einen Aussichtshügel war nur einer der vielen Anträge, die im Anschluss an diesen Versammlungspunkt Charly Buld den Versammlungsteilnehmern vorstellte. Dabei wandte er sich in Anbetracht der 1200-Jahr-Feier Hellingens im Jahr 2024 in einer kurzen Rede nicht nur an Bürgermeister Bittenbrünn und die anwesenden Stadträte, sondern auch an seine Hellinger Mitbürger, wobei er die Bildung einer Agenda "Hellingen bis 2024 und darüber hinaus" forderte. Seine Anträge dazu, die er in einem Ordner zusammen gefasst hatte, übergab er Bürgermeister Bittenbrünn, Geschäftsstellenleiter Johannes Mücke und den beiden Hellinger Stadträten Ortssprecher Rudolf Gutjahr und Frank Slawik.

Buld sorgt sich um Hellingen

Buld führte dazu aus: "Ich habe die Befürchtung, dass Hellingen in einigen Jahren ein totes Dorf ist. Es wird so viel über und von Leadership-Projekten und allem Möglichen geredet - nur bei uns passiert nichts! Die Jugend wird verprellt, die Alten werden durch Abgaben ausgebeutet. Eine spürbare Verbesserung unserer Lebenssituation im Dorf Hellingen ist nicht abzusehen. Die alten Häuser gehen kaputt und stehen irgendwann leer herum. Das Internet funktioniert nicht zufriedenstellend, ohne dieses ist aber ein erfolgreiches Dasein, auch in Hellingen, nicht gewährleistet. Wegzug der Leute, Desinteresse an der Heimat ist die Folge. Irgendwann sagen dann mehr und mehr die Leute: In Hellingen, da möchte ich nicht einmal tot über dem Zaun hängen.

Ich fordere auch meine Mitbürgerinnen und Mitbürger, egal wie alt sie sind, auf, sich mit Gedanken, Vorschlägen und Beiträgen einzubringen. Auch der Bürgermeister, die Stadträte, die Verwaltung und alle Interessierten sind eingeladen und aufgefordert sich positiv zu outen. Wir wollen nicht wissen, was nicht geht. Wir wollen Fortschritte."

38 Anträge

nsgesamt sind es 38 Anträge, von der sofortigen Schließung der Deponie in Hellingen über die Einrichtung einer ständigen, vernünftigen, bürgerfreundlichen Busverbindung und die Erstellung einer Ortschronik bis zur Information der Hellinger Bürger über den Fortschritt der durchgeführten Maßnahmen in geeigneter Art und Weise, die Charly Buld als "Agenda: Hellingen 2024" zusammen gefasst hat und für die er auch persönlich bereit ist seine Arbeitskraft und sein Engagement einzubringen.

Das Stadtoberhaupt dankte Charly Buld für seine umfangreiche Arbeit und zeigte sich bereit, wie er sich ausdrückte "mitzumachen". Er gab aber auch zu bedenken, dass mit Sicherheit nicht alles umsetzbar sei.
Zwei Punkte der vielen Anträge griff er sofort auf. So konnte er davon berichten, dass eine bessere Busanbindung von Hellingen weiter verfolgt werde und in diesem Zusammenhang ein Gespräche am Landratsamt stattgefunden habe. Eine Änderung der bestehenden Fahrpläne sei aber auf Grund verschiedener Umstände nicht so schnell herbeizuführen.

Plädoyer für die Jugend

Des weiteren sprach er den Hellinger Jugendtreff im ehemaligen Rathaus an, der vor einiger Zeit auf Grund der Beschwerden der Nachbarschaft vor allem wegen des hohen Lärmpegels auch zu nächtlicher Stunde geschlossen wurde. Mit seiner Meinung "Es ist besser die Jugend ist im Ort und fliegt nicht wo anders herum!" und der Aussage, dass der Jugendtreff unter gewissen Voraussetzungen wieder geöffnet werden soll, erhielt er den Beifall der Versammlungsteilnehmer.

Mit dem Vorschlag er werde sich in Kürze mit der Jugend, den Jugendbeauftragten der Stadt und den entsprechenden Hellinger Bürgern an einen Tisch setzen und feste Regeln für den Betrieb des Jugendtreffs erarbeiten, beendete der Bürgermeister eine teilweise überhitzte Diskussion.

Mit Antworten zu Fragen zum Verlauf der Kanaldruckleitung von Junkersdorf über Hellingen nach Römershofen von Werner Dietz, der Unterbringung von Asylbewerbern im Stadtgebiet und zum Kernwegeprojekt von Daniel Wagner beendete Claus Bittenbrünn nach rund zwei Stunden die Bürgerversammlung in Hellingen.