Baut man Bodenschwellen ein? Aus der Traum von den 120 Sachen auf dem Tränkberg-Parkplatz. Der Haßfurter Stadtrat tagte.
Am Dienstag verurteilte das Amtsgericht Rosenheim die Unglücksfahrer von Samerberg. Gab es ein illegales Autorennen als Hintergrund? Die Frage konnte letztlich nicht ganz geklärt werden, doch die beiden Frauen, die bei dem Unfall im November 2016 ums Leben gekommen sind, und die eine Frau, die schwerste Verletzungen davontrugen, sind traurige Realität. Ein Golf-Fahrer aus Ulm hatte beim Überholen eines BMW den Kleinwagen der jungen Frauen auf der Rosenheimer Südumgehung frontal gerammt. Noch ein weiterer BMW-Fahrer war beteiligt.
Da geht's zu Sache
Hinweise auf mögliche
illegale Autorennen hat auch der Haßfurter Stadtrat vorliegen. Wie Bürgermeister Günter Werner nach der Sitzung am Montagabend schilderte, gibt es Vermutungen, dass unten am Mainparkplatz am Tränkberg Autofahrer ihre Wagen auf der kurzen Strecke auf bis zu 120 Stundenkilometer beschleunigen - und natürlich wieder abbremsen. Der Rundkurs Tränkberg-Obere Vorstadt-Ziegelbrunn-Hafen und wieder Tränkberg-Parkplatz geht den Anwohnern auf die Nerven. Das machte die Anfrage an den Stadtrat durch Gremiumsmitglied Michael Weber im öffentlichen Teil der Sitzung deutlich.
Laut Bürgermeister Werner weiß die Polizei Bescheid. Seitens der Stadt überlegt man, Bodenschwellen einzubauen.
Der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion in Haßfurt, Kurt Etzel, bestätigt auf Anfrage, dass die Streifenbesatzungen der Inspektion um das motorisierte Kräftemessen wissen. "Rennen sind es in dem Sinne nicht", beschreibt Etzel, aber die Burschen geben in ihren Fahrzeugen ordentlich Gas, "fahren vollkommen hirnlos im Kreis herum und hin und her. Und sie fahren mit Sicherheit auch zu schnell". Bevorzugt in den späten Nachmittags- und Abendstunden. Polizeibekannte Stellen sind nicht nur der Tränkberg, sondern auch in Zeil das Umfeld der Schule. Treffpunkte für die Jugend. Die Anwohner rufen ab und zu die Polizei.
Wer für eine Kontrolle erwischt wird, bei dem schauen die Kollegen genauer hin: Nicht selten finden die Polizisten manipulierte Auspuffanlagen oder anderes, das bei Personenkontrolle, Fahndungsüberprüfung oder Alkohol- und Drogenkontrolle zutage tritt. Die Polizei hat ein wachsames Auge auf diese Kandidaten, für unnützes Hin- und Herfahren setzt es außerdem eine Ordnungsstrafe.
Was nicht bedacht wird: Es kann ein Kind auf die Fahrbahn springen, ein Senior mit seinem Rollator ein Hindernis werden oder man übersieht etwas, weil die Sonne schräg steht. Dann fallen die Strafen noch einmal ganz anders aus.
Weitere Punkte in der Sitzung des Stadtrats
Im Gewerbegebiet im Bereich "Hainach" und "Poldergraben" (Nähe städtischer Wertstoffhof, früher Firma Steffen) will ein Hersteller künstlicher Steine sein Werk neu aufstellen. Bürgermeister Günter Werner beschrieb, dass die deutschlandweit 20 Standorte umstrukturiert wurden und in Haßfurt in Zukunft weniger die Platten entstehen, als Pflaster- und Bordsteine. Um den Standort mit den 70 Arbeitsplätzen zu erhalten, plant die Firma einen Erweiterungsbau. Die Bebauungsgrundlagen wurden aktualisiert, dazu gehörten Lärmschutz- und Umweltgutachten. Eine Eidechsenpopulation muss umquartiert werden. Der Stadtrat erteilte dem Vorhaben einstimmig grünes Licht.
Zustimmungen gab es für weitere Punkte der Tagesordnung. Formaler Natur war die Beschlussfassung zum Einordnen der Geldausgaben für die Generalsanierung zweier Wohnungen in dem Gebäude der Bürgerspitalstiftung Promenade 10. Die Bürgerspitalstiftung sieht sich den sozial Schwachen verpflichtet und nimmt zur Sanierung der Räume einen Kredit von 150 000 Euro auf. Die beiden Wohnungen erhalten unter anderem eine zeitgemäße Heizung (Gastherme), neue Strom- und Wasserleitungen.
In Sachen
Breitbandausbau haben schlaue Köpfe in der Stadtverwaltung herausgefunden, dass es mehr Fördergelder gibt, wenn sich zwei Kommunen zusammentun. Das zahlt sich für Haßfurt und Knetzgau in einem Extrageld von 50 000 Euro (insgesamt rund 300 000 Euro) aus. Haßfurt will speziell das Breitbandnetz ausbauen im Bereich des Gutes Mariaburghausen; auch einige weiße Flecke auf der digitalen Landkarte sollen erschlossen werden.
Für die Grundausstattung der Kinderfeuerwehr - momentan werden bereits 28 Buben und Mädchen durch die Feuerwehr Haßfurt betreut - stellt die Stadt Haßfurt als Träger 4000 Euro zur Verfügung. Jährlich gibt es 500 Euro. Eine gute Sache, wie man sich einig war, um den Nachwuchs der Haßfurter Feuerwehr zu erhalten.
Haßfurter bestellen ihr zweites Wechselladerfahrzeug
Auch hier spart das kluge Weichenstellen im Hintergrund nach den Worten des Bürgermeisters "eine Million Euro innerhalb von sechs Jahren". Denn das Wechsellader-Prinzip ist zwar mehr verbreitet bei den Berufsfeuerwehren, unter dem Strich aber billiger: Würde die Stadt für die verschiedenen Zweckdienlichkeiten Fahrzeuge anschaffen müssen, so käme das teurer.
Das Wechsellader-System ist eine Art Baukasten-System mit fahrbaren Untersätzen und passenden Mulden (Behältern). So kann im Bedarfsfall schnell ein Hochwassersteg aufgebaut werden (Klein-Augsfeld zu Alt-Augsfeld) oder ein mobiles Wasserbecken von bis zu 12 000 Litern entstehen. Die Feuerwehr Haßfurt hat bereits ein Wechselladerfahrzeug mit Kran in Dienst, jetzt kommt ein weiteres ohne Kran hinzu. Aktuell vorhanden sind je ein Abrollbehälter "Mulde", "Wasser" und vier Hochwasserstege. Der Abrollbehälter "Strom/Licht" befindet sich aktuell in der Ausschreibung. Einmalig werden 215 000 Euro ausgegeben, es gibt 83 000 Euro an Förderung. Ein Teilbetrag wird auf 2019 ausgelagert.