Haßberge-Mechatroniker üben an einem Traumauto

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Ein Hybrid-Fahrzeug mit allem möglichen elektronischen Sonderzubehör für die Ausbildungswerkstatt der Heinrich-Thein-Berufsschule - das findet auch Linda Wildanger mehr als spannend. Sie ist die einzige Frau in der Ausbildungsklasse. Fotos: Sabine Weinbeer
Ein Hybrid-Fahrzeug mit allem möglichen elektronischen Sonderzubehör für die Ausbildungswerkstatt der Heinrich-Thein-Berufsschule - das findet auch Linda Wildanger mehr als spannend. Sie ist die einzige Frau in der Ausbildungsklasse.  Fotos: Sabine Weinbeer
Das ist das neue Ausbildungsauto: Gut drei Wochen nach Weihnachten hatte die Übergabe des neuen Schulungsfahrzeugs an die Berufsschule ein bisschen was von Bescherung. Im Vordergrund ist der TSFI-Motor.
Das ist das neue Ausbildungsauto: Gut drei Wochen nach Weihnachten hatte die Übergabe des neuen Schulungsfahrzeugs an die Berufsschule ein bisschen was von Bescherung. Im Vordergrund ist der TSFI-Motor.
 

Die Heinrich-Thein-Berufsschule Haßfurt ist die erste in Bayern, die ihre Kfz-Mechatroniker an einem Elektrofahrzeug mit Hochvolt-Technologie ausbildet. Schüler und Lehrer sind von dem nagelneuen Audi Q5 hybrid begeistert.

So macht Schule Spaß: Mit strahlenden Gesichtern nahmen im Autohaus Haßberge Heidrun Görtler, Leiterin der Heinrich-Thein-Berufsschule Haßfurt, einige Fachlehrer und die Kfz-Mechatroniker-Azubis im zweiten Lehrjahr den neuen Audi Q5 hybrid in Augenschein. An dem hochmodernen Fahrzeug dürften die Auszubildenden in der berufschule künftig üben.

Mittendrin war die einzige Dame der Klasse, Linda Wildanger. Sie macht ihre Ausbildung in einer Werkstatt in Haßfurt und ist begeistert, dass die neue Technologie an der Berufsschule so schnell Einzug hält.

Der 23-Jährigen gefällt ihr Beruf. Frauen sind zwar noch immer die Ausnahme, doch seit Jahren sei eigentlich in jeder Klasse auch eine Frau vertreten, erklären die Fachlehrer der Berufsschule. "Das ist ein toller Beruf, auch für Frauen", sagt Linda Wildanger.


Technik statt Muskelkraft

Nur ganz selten widersetzt sich mal eine rostige Schraube und sie muss einen männlichen Kollegen holen. "Aber mit dem richtigen Werkzeug und einigen Tricks und Kniffen kann man die Kraft der Männer meistens ausgleichen", erklärt sie augenzwinkernd im Gespräch mit unserer Zeitung.

Das Fahrzeug sei für die Schule ein echter Traum, lobte Schulleiterin Heidrun Görtler, denn damit werde der hohe Stellenwert der Ausbildung in Haßfurt weiter festgeschrieben.

Das betonte auch Landrat Rudolf Handwerker. Seit zehn Jahren besuchen Kfz-Mechatroniker aus ganz Unterfranken in Haßfurt die Berufsschule. Mit der Fahrzeugakademie Schweinfurt habe man hier die Basis "für einen einzigartigen Karrierestart" schaffen können, so der Landrat. Seit dem Start des Projekts "Abi und Auto" biete sich in Haßfurt sogar eine Bildungs-Infrastruktur, die in ganz Bayern einmalig sei. Gerade das Berufsbild des Kfz-Mechatronikers sei einem ständigen Wandel unterworfen, so der Landrat, wobei die größten Umwälzungen wohl noch bevorstehen.

Vom Benziner zum Hybridauto

Der Landkreis sei als Sachaufwandsträger der Berufsschule gefordert, diesem Wandel ständig Rechnung zu tragen und sei bereit, auch immer wieder zu investieren. Schließlich sei eine moderne Ausbildung für die Jugend der Schlüssel zum Leben, für den Kreis aber auch der Schlüssel für den wirtschaftlichen Erfolg in der Region.
Der Landrat ist überzeugt, dass der Elektro-Mobilität die Zukunft gehört. "Beispielsweise die asiatischen Metropolen werden nicht umhin kommen, Verbrennungsmotoren im Stadtverkehr zu verbieten, damit man dort noch leben kann", zeigte er sich überzeugt.

Christoph Lindner nahm stellvertretend für die Lehrerschaft den Fahrzeug-Schlüssel in Empfang. Keiner könne sich dem "Zauberwort Hybrid" in der Branche derzeit verschließen, sagte er. Eigentlich habe die Ausbildungswerkstatt der Kfz-Abteilung durch ein Fahrzeug mit Benzin-Direkt-Einspritzer-Motor ausgestattet werden sollen. Doch im Laufe der Gespräche mit der Audi-AG in Ingolstadt habe er festgestellt, dass man auch ein Hybrid-Fahrzeug bekommen könnte. Da sowohl die Schulleiter als auch der Landkreis die Bedeutung dieser Chance erkannten, habe man zugreifen können.

Die neuen Lehrpläne für Kfz-Mechatroniker, die seit September 2013 gelten, sehen vor, dass die Auszubildenden an den sicheren Umgang mit Hochvoltfahrzeugen herangeführt werden. Mit Abschluss der Ausbildung sollen sie zumindest in der Lage sein, das Fahrzeug bei Bedarf spannungsfrei zu schalten, um gefahrlos daran arbeiten zu können.

Lehrer blieben gerne länger

Das bedeutet natürlich, dass zunächst einmal die Lehrkräfte qualifiziert werden müssen - das taten sie gleich nach der Übergabe. Während die Schüler ins Wochenende starteten, blieben die Lehrer zu einer Schulungseinheit im Autohaus.

"Von allen orange markierten Teilen Finger weg", warnte Rudolf Schmitt, als die Motorhaube des "Audi Q5 hybrid" unter großem Interesse geöffnet wurde.

Die Elektronik im Auto nimmt immer mehr zu, nicht nur durch den Einsatz von Elektroantrieben, sondern auch durch die umfangreiche Zusatzausstattung. Ein großes Übungsfeld ist der Q5, denn er verfügt über eine Einparkhilfe mit Rückfahrkamera, ein Bluetooth-Autotelefon, ein Spurassistenzsystem, ein Xenon-Plus-Lichtpaket und vieles andere mehr.

19 000 Euro investiert

Zu dem Fahrzeug selbst gehören verschiedene Materialien wie eine Schautafel zur Verdeutlichung von elektrischen Schaltungen - und natürlich die Schulung der Fachlehrer. Dafür bezahlte der Landkreis als Sachaufwandsträger knapp 19 000 Euro. Das Autohaus Haßberge übernahm die kostenlose Überführung und spendierte sowohl ein Getriebe als auch einen TFSI-Übungsmotor.

"Wir sind stolz auf diese gute Ausbildung in Haßfurt", sagte der Geschäftsführer Rainer Hart, schließlich stelle die Firmengruppe Gelder und Sorg jedes Jahr etwa die Hälfte der Auszubildenden, die die Berufsschule besuchten.