Für den Ernstfall gewappnet: So bereiten sich die Haßberg-Kliniken auf die zweite Corona-Welle vor

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Die Besuchszeiten an den Haßberg-Kliniken sind streng geregelt. Operationen und Voruntersuchungen sind weiterhin möglich - aber nur mit vorherigem Test. Archivfoto: Eckehard Kiesewetter
Die Besuchszeiten an den Haßberg-Kliniken sind streng geregelt. Operationen und Voruntersuchungen sind weiterhin möglich - aber nur mit vorherigem Test. Archivfoto: Eckehard Kiesewetter
Dr. Vera Antonia Büchner ist seit dem 1. April 2020 Vorstandsvorsitzende der Haßberg-Kliniken. Foto: Haßberg-Kliniken
Dr. Vera Antonia Büchner ist seit dem 1. April 2020 Vorstandsvorsitzende der Haßberg-Kliniken. Foto: Haßberg-Kliniken
 

Die steigenden Corona-Infektionszahlen bekommen vor allem medizinische Einrichtungen zu spüren, die Covid-19-Infizierte betreuen. Das Team der Haßberg-Kliniken hat seine Notfallpläne dementsprechend weiterentwickelt.

Die Corona-Ampel steht kurz davor, auch im Landkreis Haßberge auf dunkelrot umzuschalten. Doch wie gut sind die Haßberg-Kliniken angesichts der rasant ansteigenden Infektionszahlen vorbereitet? Dr. Vera Antonia Büchner, die seit April neue Vorstandsvorsitzende der Einrichtung ist, gibt einen Einblick, wie sich ihr Krankenhausteam derzeit für eine mögliche zweite Virus-Welle wappnet.

Wie läuft die medizinische Betreuung ab, sobald eine Person aus dem Landkreis Haßberge positiv auf das Coronavirus getestet wurde?

Dr. Vera Antonia Büchner: Die Patienten werden unter strenger Einhaltung der Hygienemaßnahmen zunächst in hierfür vorgesehenen Einzelzimmern untergebracht und dort von entsprechend geschützten Ärzten und Pflegekräften betreut. Danach wird der Patient auf der Isolationsstation aufgenommen, hier werden alle weiteren Aufnahmeuntersuchungen durchgeführt.

Gibt es an der Klinik eine extra Station für Corona-Patienten?

Wir versuchen, die beiden Häuser Haßfurt und Ebern getrennt zu sehen. Bei Patienten mit Verdacht auf Covid-19 nehmen wir diese in Haßfurt auf, da wir hier personell und strukturell auch mit Hinblick auf Beatmung besser ausgestattet sind. Entscheidend für eine Aufnahme sind ein durchgeführtes Erst-Screening sowie die Beurteilung durch den einweisenden Arzt. Es gibt eine separate Isolierstation, die je nach Anzahl der Covid-19-Patienten erweitert werden kann. Zudem beobachten wir täglich die Auslastung der Intensivstation und sprechen im Krisenstab über Rückfallebenen bei erhöhtem Aufkommen der Covid-Fälle. Aktuell sind wir gut ausgelastet. Wir können aber - so hatten wir es im Frühjahr bereits gezeigt - jederzeit weitere Kapazitäten zur Behandlung von Covid-Fällen schaffen.

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Wie sieht es bei Patienten aus, die wegen einer Operation oder einer Untersuchung ins Krankenhaus müssen?

Wenn wir Patienten zur ambulanten OP einbestellen, wird drei Tage vor dem Termin ein Abstrich in der ZPA vorgenommen. Danach müssen sich die Patienten bis zum OP-Termin in häusliche Quarantäne begeben. Vorherige Untersuchungen sind im Krankenhaus möglich. Hier reicht ein negatives Erst-Screening bei Zutritt aus.

Wie viele Mitarbeiter sind speziell für die Infizierten zuständig?

Das ist abhängig von der Anzahl der Patienten. Ich kann Ihnen aber versichern, dass wir aufgrund einer flexiblen Dienstplangestaltung in der Lage sind, genügend Mitarbeiter für diesen Bereich einzuteilen.

Wie gehen die Beschäftigten der Haßberg-Kliniken mit der Situation um?

Natürlich ist die Corona-Pandemie für unsere Mitarbeiter eine Belastung. Glücklicherweise gab es in der Belegschaft noch keine Häufung von Infektionen, da die Teams in Medizin und Pflege gut informiert und geschult sind und adäquat mit den Patienten und dem Virus umgehen.

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Müssen die Zutritts- und Hygieneregeln für Besucher wieder verschärft werden?

Wir haben unsere Notfallpläne vom Frühjahr über den Sommer kontinuierlich überarbeitet, auch die Hygienekonzepte haben wir immer wieder an neue Erkenntnisse angepasst. Bei den Besuchszeiten fahren wir seit Mai einen strengen Kurs, den wir durchgängig beibehalten haben.

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Auch lokale Wirtschaftsunternehmen müssen auf die steigenden Corona-Zahlen im Landkreis Haßberge reagieren - unter anderem mit verschärften Hygienekonzepten, mobilem Arbeiten und moderner Kommunikationstechnik.

Die Königsberger Rohrwerke "Fränkische" haben beispielsweise einen Krisenstab einberufen, der sich bereits seit Beginn der Corona-Pandemie regelmäßig trifft und Maßnahmen bespricht, um die Gesundheit seiner Firmenmitarbeiter zu schützen. "Der Krisenstab entscheidet zum Beispiel, was bei Verdachtsfällen oder bestätigten Corona-Fällen zu tun ist und passt interne Maßnahmen an das aktuelle Infektionsgeschehen an", erläutert Pressesprecherin Frauke Barnofsky.

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Dazu zählen unter anderem Hygiene- und Verhaltensvorschriften sowie Regeln zur Arbeit im Homeoffice. Auf Begegnungs- und Verkehrsflächen, wie in Eingangsbereichen, Treppenhäusern, Aufzügen und auf Fluren, gelte grundsätzlich eine Maskenpflicht. Wo der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann, müssen Mitarbeiter den Mund-Nasen-Schutz auch am Arbeitsplatz tragen.

Dienstreisen verboten

Zudem wurde die maximale Teilnehmerzahl bei Besprechungen reduziert. Besuche und Dienstreisen finden nur noch in absolut notwendigen Fällen statt oder werden - je nachdem, wie sich die Infektionslage gerade gestaltet - komplett verboten, erklärt Barnofsky. "Um zu vermeiden, dass bei einer möglichen Infektion ganze Abteilungen außer Gefecht gesetzt sind, werden Teams bestmöglich räumlich getrennt." Die Kantinen bleiben bereits seit Beginn der Pandemie geschlossen.

"Um alle Mitarbeiter zu erreichen, egal, wo sie sich gerade befinden, hat ,Fränkische‘ eine Mitarbeiter-App eingeführt", berichtet die Pressesprecherin. Auf diese Weise soll das Personal immer auf dem aktuellen Stand sein, was neue Maßnahmen zum Umgang mit dem Virus angeht. "So kann sichergestellt werden, dass wichtige Informationen sofort bei allen ankommen." Mithilfe einer extra eingerichteten Hotline sollen alle Fragen rund um das Thema Corona geklärt werden.

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Jeder Mitarbeiter ist zudem dazu verpflichtet, sich bei grippeähnlichen Symptomen sowie bei Kontakt zu einem Verdachtsfall oder zu einer infizierten Person bei der Hotline zu melden. Anschließend entscheidet der Krisenstab über das weitere Vorgehen und prüft, mit welchen Kollegen der infizierte Mitarbeiter zuvor Kontakt hatte. Gegebenenfalls müssen dann entsprechende Maßnahmen angeordnet werden, wie der Wechsel ins Homeoffice.

Aus der ersten Welle gelernt

"Die Maßnahmen hängen unter anderem davon ab, wie lange die Personen direkten Kontakt hatten, ob der Mindestabstand von 1,5 Metern dauerhaft eingehalten wurde oder ob eine Maske getragen wurde", erklärt Barnofsky dazu.

Die erste Corona-Welle im Frühjahr habe dem Unternehmen eine gewisse Routine im Umgang mit der Pandemie beigebracht, so dass neue Maßnahmen nun schneller umgesetzt werden können. "Wir haben das Thema Corona von Anfang an sehr ernst genommen", betont Barnofsky. "Die Arbeit, die bereits in den ersten Pandemie-Monaten geleistet wurde, kommt uns jetzt zugute."