Herausforderung für die "Sportfreunde Stiller" in Eyrichshof: Wie taut man 4000 Fans auf, über die eben ein Gewitterschauer niedergangen ist?
30 Minuten nach dem Konzertende und einem Glas Rotwein gelangte Bassist Rüdiger Linhof zu der Erkenntnis: "Das war am Anfang verdammt schwer! Das war nicht unser bestes Konzert." Die Sportfreunde Stiller mussten sich mühen, Stimmung unter die 4000 Besucher im Hof vor Schloss Eyrichshof zu bringen. Just in der Umbauphase vor ihrem Auftritt war ein heftiger Gewitterschauer über die erwartungsvolle Menge niedergegangen.
Es bedurfte einiger Anläufe, um die Bedröppelten aufzutauen. Nur ein paar Freundlichkeiten auf Dörfer der Gegend (Humprechtshausen und Junkersdorf) sowie eine gereimte Ode aufs Frankenland reichten da nicht aus ("Wir wussten schon immer: Die Franken sind die härtesten Bayern.").
Streicher statt Playback
Schafft es die Drei-Mann-Combo, das Ruder herumzureißen?, lautete die Herausforderung. Eine Fragestellung voller Sorge, dass Untermalung vom Playback eingespielt wird? Gut, dass man leibhaftigen Verstärkung und doch einige Ohrwürmer im Tross hatte und auf die Bühne brachte.
Die Sportfreunde sind erwachsen geworden. Tobten sie früher zu dritt wild über die Bühne, werden sie nun von Streichern und Bläsern begleitet, was das Spektrum eines Drei-Mann-Sets deutlich erweitert, auch wenn Bassist Linhof einschränkt: "Wir treten noch immer nur zu dritt auf und das sind meist mega-geile Konzerte".
Nett und freundlich lächelnd wie die Autoverkäufer von nebenan sorgten die Musiker aus dem Münchner Vorort Germering mit Anekdoten zur Location (die Kapelle zum Beichten, die Folterkammer zur Selbstkasteiung bei Fehlgriffen) für gute Abend-Unterhaltung und gingen auch spontane auf Zwischenrufe aus dem Publikum ein.
Das half, das Eis zu brechen. Das Ambiente hatte auch seinen Anteil daran. "Der Schlosshof ist echt eine sagenhafte Location", lobten die Musiker, die darob auch noch länger blieben, um ab Mitternacht im Rittersaal eine After-Show-Party mit Klavier-Einlagen auf dem hauseigenen Flügel zu starten, ehe sie im Nightliner weiter zum Konzert nach Bern düsten.
Auf großen Bühnen-Schnickschnack verzichten die "Sportis" komplett. Wichtig sind die Musik und der Spaß daran. Die Lightshow war zwar opulent, aber nicht spektakulär. Deutlich wurde, dass Drummer Flo Weber einen besonderen Deal mit dem Mann an den Schaltknöpfen abgeschlossen haben muss.
Gänsehaut-Feeling abseits der Nässe produzierte das Lichtermeer der 4000 begeisterten Fans bei "Siehst du das genauso", als erst Handys und Feuerzeuge, dann die Augen aufleuchteten.
Dank Ihrer Hits gab's danach nur noch "Applaus, Applaus". Und bei "Ich Roque/rocke" wurde es doch etwas fetziger, wohingegen der Titelsong des aktuellen Albums "Sturm&Stille" den Reifeprozess der Band deutlich unterstreicht.
Die "Sportis" verzichteten komplett auf ihr bekanntestes Werk "54, 74, 90, 2006", stimmten dagegen eine Hommage an Udo Jürgens an "Ich war noch niemals in New York", was bei einigen Zuhörern für heftige Irritationen sorgte.