Fasching in Ebelsbach: Wie die Büttenredner der "Stabacher Pölsterer" Watschen austeilen

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Weinprinzessin Anna-Lena Werb tritt seit Kindheitstagen bei den Büttensitzungen der "Stabacher Pölsterer" auf. Foto: Ralf Naumann
Weinprinzessin Anna-Lena Werb tritt seit Kindheitstagen bei den Büttensitzungen der "Stabacher Pölsterer" auf. Foto: Ralf Naumann
Roland Mayer aus Ebelsbach tritt bei den "Pölsterern" zum zweiten Mal als Schulmeister auf. Foto: Ralf Naumann
Roland Mayer aus Ebelsbach tritt bei den "Pölsterern" zum zweiten Mal als Schulmeister auf. Foto: Ralf Naumann
 
"Knallkopf" Johannes Kremer tritt bereits seit mehreren Sitzungsjahren als Büttenredner auf. Foto: Ralf Naumann
"Knallkopf" Johannes Kremer tritt bereits seit mehreren Sitzungsjahren als Büttenredner auf. Foto: Ralf Naumann
 

In über 40 Faschingsjahren setzten sich die "Stabacher Pölsterer" schon mit vielen guten, aber auch mit ein paar richtig schlechten Witzen auseinander. Denn talentierte Büttenredner sind nur noch schwer zu finden.

Roland Mayer hat noch keine einzige Zeile geschrieben. Und dabei steht er in acht Tagen auf einer Bühne vor Hunderten Leuten, die beste Faschingsunterhaltung von ihm erwarten. Doch der "Oberlehrer" bleibt gelassen: "Anfang nächster Woche müsste ich fertig sein."

Der Ebelsbacher gehört zu den Rednern der "Stabacher Pölsterer", die bei den Büttensitzungen ihre Show als Alleinunterhalter abziehen. Keine Gardetänzer als Unterstützung, kein schunkelndes Männerballett an der Seite. Weil die Büttenredner auf der Bühne komplett auf sich alleine gestellt sind, fällt es den "Stabachern" schwer, auch weiterhin so gute wie ihren "Oberlehrer" aufzutreiben.

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Stell dir vor, du stehst hinter der Bütt und keiner lacht: Den schwierigen Spagat zwischen harmloser Stichelei und persönlicher Beleidigung, zwischen lärmendem Schenkelklopfer und betretenem Schweigen meistern die "Stabacher Pölsterer" seit 42 Jahren. Mit einem bunten Faschingsabend hat 1977 alles begonnen. Im Jahr darauf wurde aus Spaß Ernst und die erste offizielle Büttensitzung der "Pölsterer" aufgeführt. Seit 2000 feiert der Faschingsverein seine Sitzungen im Ebelsbacher Bürgersaal. "Die Resonanz war so groß, dass wir angefangen haben, die Büttensitzung mehrmals aufzuführen", erzählt Karl "Charly" Rüttinger, Mitglied des Fünferrates und "Ehrenpölsterer".

Eckpfeiler des Stabacher Humors

Auf den Tischen des Steinbacher Sportheims sind die Einzelteile des Bühnenbilds ausgebreitet. Showtanz, Männerballett, Kindertanzgruppe und Bachsänger bilden die Eckpfeiler jeder Büttensitzung, erklärt Christiane Rüttinger. Sie ist nicht nur für die Dekoration der Büttensitzungen zuständig, sondern passt auch die Gardekleider der Tänzerinnen an.

Die Anzahl der Büttenreden wechselt von Jahr zu Jahr. Früher habe sogar Fastnachtsredner Oti Schmelzer in Ebelsbach seine Pointen zum Besten gegeben. Mittlerweile sei es schwer, den gebürtigen und fernsehbekannten Oberschwappacher für die Sitzungen der "Pölsterer" zu buchen. Andere gehören seit mehreren Jahren zum Programm: "Knallkopf" Johannes Kremer oder Weinprinzessin Anna-Lena Werb, die schon als Kind Büttenreden vortrug. Diejenigen, auf deren Konto die Witze gehen, sitzen meistens auch im Publikum. "Die Reden sollen niemanden persönlich verletzen, aber die Leute durchaus auf die Schippe nehmen", erklärt Charly Rüttinger den schmalen Grat zwischen gutem und schlechtem Witz.

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Manche der Redner bedienen sich an Sketchen, die sie online gefunden und dann mit lokalen Inhalten modifiziert haben. Andere glossieren das Dorfgeschehen. Vor allem der Aldi-Bau in Ebelsbach - immer in Konkurrenz mit Eltmann - habe sich in der Vergangenheit als ergiebiges Thema erwiesen. Politisch werden die Sitzungen bei unbeliebten Gemeinderatsentscheidungen, anstehenden Wahlen oder angesichts des Zustands von Schloss Ebelsbach.

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"Politiker halten das schon aus, wenn sie abgewatscht werden", meint Roland Mayer. Selbst wenn ein Witz mal nicht gut ankäme, würden sich Politiker nichts anmerken lassen, bestätigt Charly Rüttinger. "Sie lachen eben mit. Uns ist es auch noch nie passiert, dass jemand im Nachhinein gesagt hat, wir hätten etwas nicht schreiben dürfen."

Im Sommer wird das Motto der jeweils nächsten Büttensitzung festgelegt, diesmal haben sich die "Pölsterer" auf das Thema Zirkus geeinigt. "Wenn der Sitzungspräsident weiß, wer auch im nächsten Jahr wieder mitmacht, ist erst einmal Ruhe für die Mannschaft bis Anfang September", erklärt Rüttinger.

Büttenredner ist unbeliebter Job

Doch jedes Jahr werde es schwieriger, Büttenredner für die Faschingssitzungen zu finden. Viele würden sich einfach nicht alleine auf die Bühne trauen, meint Charly Rüttinger. Und erntet ein Spruch mal keine Lacher, sei zudem Improvisationstalent gefragt. "Wir sind einfach froh, wenn wir jemanden dafür haben. Wir sind eben Amateure und nur eine kleine Ortschaft." Für politische Reden sei auch viel Hintergrundwissen nötig, sagt Roland Mayer. "Es ist schwer, diese Sachverhalte so pointiert rüberzubringen, dass es zu Lachern führt. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Zuhörer nicht zu viel über komplexe Witze nachdenken wollen."

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Gemeinsam mit Sitzungspräsident Günther Jackl hört sich Charly Rüttinger bei der Generalprobe die Auftritte vorab an. Ein einziges Mal sei ein Sketch dabei wortwörtlich in die Hose gegangen, als eine Gruppe ihre Kostüme mit übergroßen Gummi-Genitalien dekoriert hatte. "Das war uns zu obszön und unter unserem Niveau", macht Rüttinger deutlich.

Büttenreden: Tratsch aus dem Notizbuch

Er selbst lasse sich für seine "Bachsänger"-Texte vom Dorfgeschehen oder dem Frühschoppen-Tratsch inspirieren. Alles, was die Gäste beim nächsten Fasching amüsieren könnte, sammelt er in seinem Notizbuch.

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Während bei Charly Rüttinger schon alle Reden fertig sind, muss Roland Mayer seine Witzeauswahl noch auf 15 eingrenzen. Ein richtiger Büttenredner sei er ja eigentlich gar nicht, erklärt er. Das liege daran, dass er keine gereimten Büttenreden vortrage, sondern einzelne Anekdoten zu einer Geschichte verbinde. Sollte eine davon wider Erwarten nicht dem Humor der Gäste entsprechen, hat Charly Rüttinger eine Lösung parat: "Dann wird eben öfters mal ein Tusch reingespielt."