Es raschelt gewaltig im Begräbniswald

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Öffnet sich Eberns Stadtrat für einen Waldfriedhof bei Fierst, oder wird das beantragte Projekt bald zu Grabe getragen?

Unter den Wipfeln keine Ruh' - frei nach Goethes Nachtlied des Wanderers steuert die Diskussion über einen möglichen Begräbniswald nordwestlich von Fierst auf die Entscheidung zu. Im Vorfeld zu einem Informationsgang und -Vortrag am Freitag um 15.30 Uhr durch Hermann Freiherr von Rotenhan und dessen Bürgerinitiative machte Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) bei einem Pressegespräch nochmals seine Haltung (und die seiner Verwaltung) deutlich. Ginge es nach dem Bürgermeister, hätte er das Projekt schon längst zu Grabe getragen. Dazu kommen kritische Stimme aus dem kleinen Stadtteil Fierst, dessen Einwohner durch Besucher des Waldfriedhofs ein verstärktes Verkehrsaufkommen befürchten und sich ums Holzmachen in Nachbarwäldern sorgen.

Ganz anderer Natur sind die Bedenken, die aus der Stadtverwaltung laut wurden: Auf mehreren Seiten hatte Hennemann den bisherigen Verfahrensstand und mögliche Konsequenzen zusammengeschrieben. "Sowohl der Gemeindetag wie auch Landratsamt raten als unsere rechtliche Berater von so einem Projekt ab", so Hennemann.

Der Hauptausschuss habe sich als zuständiges Gremium des Stadtrates zwei Mal mit den Anträgen des Barons aus Eyrichshof befasst - zunächst für einen solchen Ruhewald bei Kurzewind, jetzt für den Begräbniswald bei Fierst, wo eine Fläche von 19 Hektar vorgeschlagen werde. "Viel zu groß", wie Hennemann findet. "Das reicht ja für ganz Nordbayern. Der Kreis, den Herr von Rotenhan im Umkreis von 30 Kilometer um Ebern gezogen hat, reicht da mit Sicherheit nicht aus." Der Hauptausschuss habe die Rotenhan-Anträge beide Male einstimmig abgelehnt.

Eindeutig sei die Rechtslage bei der Frage der Zuständigkeit: Das Bestattungswesen sei eine Pflichtaufgabe der Stadt, die zudem kostendeckend arbeiten sollte. Was bislang schon nicht geschafft wird, da jährlich ein Minusbetrag aufläuft - zuletzt 88 500 Euro.

Zudem müsste das Übertragen des Bestattungswesens an ein Privatunternehmen, so die Auskunft aus dem Gemeindetag und Landratsamt, öffentlich ausgeschrieben werden. Dies war auch erfolgt, als die Entscheidung reifte, Beisetzungen nicht mehr dem Bauhof, sondern einem externen Bestattungsunternehmen zu übertragen.

Hennemann: "Rechtlich ist es in Bayern so, dass nur die Stadt oder die Kirchen einen Friedhof betreiben können, wobei Stadt und Kirche nur für ihre Bürger eine Bestattungsmöglichkeit anbieten müssen. Herr von Rotenhan bietet der Stadt an, den Begräbniswald als Erfüllungsgehilfe zu betreiben und die Aufgaben der Stadt abzunehmen. Es ist aber das Pferd von hinten aufgezäumt, wenn mit einem Betreiber Gespräche über Details geführt werden, ohne zu wissen, ob überhaupt eine neue Friedhofseinrichtung in Frage kommt."

Vorher seien viele Schritte zu erledigen. Die Stadt müsste den Friedhof ausweisen, die Gebühren festlegen und eine Satzung erlassen und würde am Umsatz, den Grabplatzgebühren, beteiligt. Der Bürgermeister: "Da stellt sich schon die Frage, warum wir so hohe Gebühren festlegen sollen, aber nur einen Teil davon kriegen?"

Eine solche Einrichtung würde sich nur rechnen, wenn eine solche Einrichtung überregional vermarktet wird und Grabplätze an viele Bürger außerhalb Eberns verkauft würden. "Aber so einfach geht es nicht. Es sind rechtliche Vorgaben einzuhalten und Beschlüsse des Stadtrates zu fassen, bevor über den Ort und den möglichen Betreiber gesprochen werden kann. "

Freilich gesteht auch der Bürgermeister ein, dass "sich die Bestattungskultur ändert". Hennemann: "Es gibt kaum mehr Erdgräber, dadurch entstehen Leerstände in den Friedhöfen und ein höherer Pflegeaufwand und höhere Grabgebühren, da weniger eingenommen wird. 2017 hatten wir 93 Bestattungen in der Stadt Ebern, davon waren 60 Urnen- und 33 Erdbestattungen."

Daher müsse der Stadtrat die Situation im gesamten Stadtgebiet im Blickfeld haben. "Wir überlegen ja schon, wo naturnahe Bestattungsformen angeboten werden. Der Friedhof in Bramberg bietet sich dazu förmlich an, für Unterpreppach gibt es auch schon Vorschläge." Für den Eberner Friedhof bedarf es dazu der Beratung durch ein Planungsbüro. " Wir haben jetzt schon viele Freiflächen und dazu auch Ideen, die wir bei Steinmetzen oder dem Kreisfachberater einholen. Und wir wollen dazu auch die örtlichen Vereine einbinden."

Auf keinen Fall will sich Bürgermeister unter Druck setzen lassen. Weder zeitlich noch plebiszitär. Die von einer Bürgerinitiative gesammelten über 900 Unterstützer-Unterschriften nahm der Bürgermeister zwar zur Kenntnis, wiegelt aber auch ab: "Da haben auch viele von auswärts unterzeichnet."

Und beim Zeitplan rückte Hennemann von der eigenen Ankündigung ab, die er in der Bürgerversammlung kurz vor Weihnachten machte, wonach der Stadtrat in der Februar-Sitzung über das Bürgerwald-Thema befinden werde. "Der Stadtrat wird sich mit dem Thema weiter auseinandersetzen und weitere Informationen einholen. Zur nächsten Stadtratssitzung wird Bürgermeister a.D. Kurt Mauer, Trappstadt, vom Naturfriedhof St. Ursula in den nichtöffentlichen Teil zu kommen, um dem Gremium über seine Erfahrung als Betreiber eines städtischen Friedwaldes zu berichten, um ein Betreiben in kommunaler Hand einschätzen zu können."

Das benötige Zeit. Nur über einen neuen (Wald)Friedhof zu entscheiden, greife zu kurz. Inzwischen kommen laut Hennemann in der Verwaltung immer mehr Eingaben an, sogar Anträge von Bürgern, die keinen neuen, wie auch immer, gearteten Waldfriedhof oder Bestattungswald wollen, sondern die Stadt auffordern, sich auf die bestehenden Friedhöfe zu beschränken.

Es gehe um eine Aufstellung für die Zukunft und um die Gestaltung der Friedhöfe im Stadtgebiet, um pflegearme und pflegefreie Grabstätten in den Friedhöfen anbieten zu können. "Mit 15 Friedhöfen im Stadtgebiet haben wir eine große Belastung beim Erhalt und der Pflege." Es gehe auch darum zu bewerten, ob mit einem weiteren 16. Friedhof die Belastung für Bürger weiter steigen. Erst wenn diese Fragen alle geklärt seien, werde "die Stadt auf Externe zugehen".

Über den beantragten Begräbniswald nordwestlich von Fierst informieren Freiherr von Rotenhan und Vertreter der Bürgerinitiative am Freitag, 19. Januar, um 15.30 Uhr zunächst vor Ort (Zufahrt von der oberen Abfahrt nach Fierst her) sowie ab 16.45 Uhr in der Frauengrundhalle.
Weitere Informationen unter: www.begraebniswald-ebern.de