Aktivisten wie ihn braucht die Gemeinschaft. Adam Ort organisierte über fünf Jahrzehnte hinweg den Jahresausflug der Kolpingsfamilie Pfarrweisach.
52 Jahresausflüge der Kolpingsfamilie Pfarrweisach hat Adam Ort aus Pfarrweisach organisiert - jetzt hört er damit auf. Die Reise nach Toblach in Südtirol in diesem Jahr soll die letzte gewesen sein.
Warum er gerade bei 52 aufhört? "Ich bin jetzt 72, ich mag einfach nimmer", sagt der Pfarrweisacher bei einem Pressegespräch. 20 Jahre war er alt, als er zum ersten Mal einen Ausflug für die Pfarrweisacher Kolpingsfamilie organisierte; damals im Jahr 1963, als es zur Marblinger Höhe bei Kufstein ging. "Und dabei war ich selbst nicht einmal dabei", erinnert er sich, weil die Kaufmannsgehilfenprüfung bevorstand und er dafür "büffeln" musste.
Aber ansonsten leitete er alle Ausflügen persönlich. "Und ich kann mich heute noch an jede Fahrt erinnern, kann sie mir bildlich vorstellen".
Auch in den Ostblock
Es ging quer durch Europa: Schweiz, Südtirol, Südfrankreich, Österreich, Ungarn, Holland oder durchs damalige Jugoslawien. Wie umfangreich die Organisation einer solchen Reise war, sieht man bei den Fahrten in den damaligen Ostblock, wie nach Ungarn oder Jugoslawien. "Für jeden Teilnehmer musste ein Visum ausgefüllt werden, das hab ich alles selbst gemacht". Und als es noch keinen Euro gab, hat er sich jedes Jahr mit dem Personal der Raiffeisenbank Pfarrweisach abgestimmt, für die jeweilige Landeswährung genügend Geld bereitzuhalten, damit die Reiseteilnehmer es umtauschen konnten.
Vertauschte Namen
Die aufwendigste Reise sei 1983 eine Bus- und Schifffahrt nach Norwegen in die Hauptstadt Oslo und in die dänische Hauptstadt Kopenhagen gewesen. Damals war ein zeitaufwendiger Lapsus passiert: Weil die Namen auf der Passagierliste vertauscht waren, hat Adam Ort zusammen mit dem Kapitän zwei Stunden lang die Namen geordnet. "Das war Stress. Dazu der Zeitdruck", sagt er nachdenklich.
Bei einer Reise nach Rom hat die Pfarrweisacher Gruppe an einer Papstaudienz teilgenommen, als noch Karel Woityla (Johannes-Paul II.) der Papst war. Mit dem späteren Papst, Kardinal Josef Ratzinger, haben sich die Pfarrweisacher damals persönlich unterhalten.
Italien war in den 1960er-Jahren ein heißes Pflaster wegen der Anschläge in Südtirol und Italien. So habe eine Handvoll Leute einmal einen Tag lang im Gefängnis verbracht, berichtet Ort. Das blieb aber ohne weitere Konsequenzen für sie.
Andere Emotionen gab es für einen Reiseteilnehmer, als die Kolpinggruppe nach Frankreich in die Vogesen fuhr, erinnert sich Ort. Am Hartmannsweiler Kopf angekommen brach ein Teilnehmer in Tränen aus, als er sich erinnerte, hier im Ersten Weltkrieg gekämpft zu haben. "Da haben wir ganz schön mit unseren Gefühlen gekämpft", erinnert sich der Reiseleiter.
Die Heimat besungen
Sonst ging es auf den Fahrten vor allem lustig zu. "Es wurde viel gesungen", sagt Adam Ort, der selbst für seine sonore Bassstimme bekannt ist und in einigen Chören singt. "Kehr ich einst zur Heimat wieder" ist solch ein Lied, das Adam Ort zu Ende der Reise immer angestimmt hat, wenn man von Reckendorf kommend auf der B 279 Altenstein erspäht hat, oder auf der B 303 von Burgpreppach kam.
Selbstverständlich haben bei den Fahrten manch Männlein und Weiblein zusammengefunden - darunter war auch Adam Ort selbst, als er 1972 bei einer Fahrt seine Frau Rita kennengelernt hat. Drei Jahre später haben sie geheiratet.
"Damals" war es halt noch so: Bei der Zimmerverteilung musste streng darauf geachtet werden, dass nur Verheiratete ein Doppelzimmer bekamen, "Nichtverheiratete mussten getrennte Zimmer haben. Heutzutage ist das nicht mehr so streng, schließlich ist die Reisegesellschaft älter geworden", schmunzelt er.
Der Omnibus, übrigens immer von der Pfarrweisacher Firma Dürrnagel, sei stets voll gewesen. Um die 50 Menschen hätten jedes Jahr teilgenommen. Dabei habe es einen "harten Kern" gegeben, aber auch jedes Jahr zehn bis 15 Neue. Busfahrer waren die beiden Pfarrweisacher Franz Mann oder Rolf Dürrnagel.
Theofried Leidner aus Rabelsdorf sei der fleißigste Mitreisende gewesen: Er war vierzig Mal dabei. Und der Kolping-Ausflug sei so angesagt gewesen, sagt Ort, dass sich einige schon ein Jahr im Voraus anmeldeten, ohne das Ziel zu wissen. "Und die haben auch schon ein Jahr im Voraus eine Anzahlung gemacht, nur um auf den ersten Plätzen im Omnibus zu sitzen", schmunzelt er, "so beliebt waren die Fahrten".
Die größte Enttäuschung für ihn war es, als man im vergangenen Jahr ins Riesengebirge fuhr. "Das Hotel dort war ein Reinfall", meint er.
Zum Schluss bleibt für ihn Zufriedenheit und Dankbarkeit, vor allem dafür, dass in den 52 Jahren kein Unfall passiert ist. Ein großes "Danke" möchte er "an all die vielen Teilnehmer richten, mit denen wir gemeinsam jedes Jahr ein anderes Stückchen Erde erleben durften".