Anders als die meisten seiner Kollegen vom Friedrich-Rückert-Eberner Gymnasium hat es Rudi Hein von Bamberg aus in die Stadt gezogen, wo er unterrichtet. Und da will er sich auch engagieren.
"Kaum ein Lehrer wohnt ja noch am Standort seiner Schule." Die Klage ist in Ebern nicht neu, da die Pädagogen besonders in Realschule und Gymnasium jeden Morgen "einfliegen" und nach Unterrichtsschluss wieder gen Wohnort steuern. "Die kennen höchstens die Eisdiele, nicht aber das Heimatmuseum", klagen seit Jahren viele Alteberner und trauern der Residenzpflicht von einst nach, da Dienst- auch Wohnort sein musste.
Diesen Grundsatz machte sich jetzt aber einer zu eigen. Die löbliche Ausnahme bildet Rudi Hein, seit 1983 erst Referendar, dann Lehrer für Englisch und Französisch am Gymnasium. 30 Jahre lange wohnte der Witwer in Bamberg. Nun, da seine beiden Söhne (30 und 24 Jahre alt und "Studentla halt") die Wohnung, die sie mit dem Vater teilten, verlassen haben, dachte er um.
In Allerheiligen-Ferien umgezogen So zum "Junggesellen" und Hausmann geworden, beschloss der 61-Jährige, der in Erlangen geboren wurde und in Lichtenfels aufwuchs: "Ich zieh' nach Ebern." Am Samstag gehörte er zu den wenigen Besuchern beim Neubürger-Empfang.
Heins Voll- und Umzug erfolgte während der Allerheiligen-Ferien, da das Sprachen-Genie, das Italienisch studiert hat, daneben noch Russisch und Chinesisch beherrscht, in der Schönhengststraße eine ansprechende Wohnung gefunden hatte. Der Umzug erfolgte ohne großen Aufwand: "Die Küche war vorhanden und in Bamberg habe ich tabula rasa gemacht."
Vier Tonnen Hausrat landeten im Müllcontainer. "Ich habe nur das Schlafzimmer und meinen Computer mitgenommen." Und die Eberner Souterrain-Wohnung wurde mit Hightech vollgepfropft. "Ich kann fast alles von meinem Handy aus steuern. Die Computerei ist schon immer mein Faible."
"Ich will Stadtführer werden" "Als meine Söhne ihre Wohnungen in Bamberg gefunden hatten, wollte ich auch mal selbstständig sein", erzählt der Familienvater, der sich auch als Elternbeiratsvorsitzender an Oberfrankens größter Schule, dem Clavius-Gymnasium, acht Jahre lang engagiert hatte.
"Die Pendelei ging mir auf die Nerven", nennt Hein einen weiteren Grund für seinen Umzug. Mission completed: "Jetzt bin ich in zehn Minuten zur Schule gelaufen." Was zur Folge hat, dass "ich in diesem Kalenderjahr erst einmal getankt habe". Neben einigen Fahrten nach Coburg geht's zwar auch - wie letzte Woche zu den Symphonikern - nach Bamberg. "Aber da fahr' ich mitm Züchla."
Verliehen die ersten Lehrer am Gymnasium dem Vereinsleben in der Stadt neue Impulse, knüpft Rudi Hein an diese Tradition an: "Für die Ausbildung zum Stadtführer habe ich mich schon bei Günter Lipp angemeldet."
Doch sein Interesse geht weiter: "Was ich da zuletzt alles über den Bürgerverein gelesen habe, das reizt zum Mitmachen." Und auch dem Foto-Creativ-Kreis will der leidenschaftliche Fotograf mit bester Ausrüstung, der am Gymnasium seit Jahren für den Jahresbericht wie auch den China-Schüleraustausch verantwortlich zeichnet, einen Besuch abstatten.
Weiterführen wird Hein von Ebern aus seine sonstigen pädagogischen Aufgaben. So unterrichtet er an einem Online-Gymnasium und führt den ersten Jahrgang demnächst zum Abitur. "Das wird spannend."
Außerdem kommen an mehreren Wochenenden im Jahr die Hochbegabten aus Ostunterfranken nach Ebern, wo das Sprachen-Genie mit ihnen das Schwerpunktthema "Kommunikation" beackert.
Auch die Heimatkunde liegt ihm am Herzen: "Ich habe schon mehrere Leute in unserer Straße befragt, wer denn der Herr Schönhengst war? Keiner wusste die Antwort. Schönhengst war ein deutschsprachiges Viertel im jetzigen Tschechien.