Pia Bayer aus Untermerzbach hat ein aufmunterndes Büchlein im Stile Leo Lionnis verfasst, um Kindern über Corona-Zeiten hinwegzuhelfen. Ihr kleines Werk begeistert im Bekanntenkreis und findet überregional Aufmerksamkeit.
"Nun basteln sie die Regenbogen. Die Freundschaft hat so überwogen." Beste Spielkameraden wie das kleine Blau und das kleine Gelb kann man nicht dauerhaft trennen. Das schafft selbst ein fieser kleiner Kerl nicht wie dieses winzige rote Virus. Gerade ist es außer Rand und Band geraten. Am Ende siegt die Freundschaft, wenn man sich nur im Gedanken verbunden bleibt. Mit dieser positiven Botschaft begeistert die Geschichte vom "kleinen Blau und dem Regenbogen" seit knapp einem halben Jahr Kinder und Erwachsene im Itzgrund, im Eberner Raum, beispielsweise aber auch im Coburger Puppenmuseum oder im Fränkische-Schweiz-Museum in Tüchersfeld.
Ein Klassiker als Vorbild
Aufgeschrieben und bunt illustriert hat Pia Bayer diese kleine Bilderbuchgeschichte in Anlehnung an einen Kinderbuchklassiker von Leo Lionni ("Das kleine Blau und das kleine Gelb").
"Alles fing an mit dem Lockdown im März", berichtet die kreative Frau aus Untermerzbach. Zu der Zeit wurden überall Regenbogen gebastelt, Steine bemalt und bunte Hoffnungszeichen an die Fenster der Kinderzimmer und Kindergärten gepinnt. Doch irgendwann zog auch das nicht mehr. Pias Kinder Nike (7), Kurt (damals 4) und Karl (damals 2 Jahre alt) saßen daheim, drehten Däumchen und durften ihre Spielgefährten aus Kindergarten und Schule nicht besuchen und auch der Spielplatz war gesperrt. Immer öfter fragten die Kinder nach ihren Freunden, berichtet die blonde Frau. Weil obendrein Oma Tanja gerade nach einer akuten Herzmuskelentzündung erst aus dem Krankenhaus gekommen war und Opa Michael ihretwegen ebenfalls Kontakte mied, war die Isolation perfekt. "Das war zeitweise wirklich heftig", erzählt die freie Journalistin: "Zwar hatten die drei einander zum Spielen, da hatten sie ja noch Glück; aber sonst haben ihnen die sozialen Kontakte richtig gefehlt".
Ein positiver Gruß
Da kam ihr die Idee für "etwas Kreatives zu Ostern". Sie nahm sich die 1962 erschienene Geschichte vom kleinen Blau vor und begann wie einst Leo Lionni zu reimen. "Das Dichten hab ich immer schnell hingekriegt", sagt die Lektorin und Grafikerin, die obendrein zwei Bachelorabschlüsse als Journalistin und Kulturwissenschaftlerin vorzuweisen hat und derzeit in Teilzeit einen Master in Philosophie absolviert. Ein PC, ein paar Bogen Transparentpapier, Drucker, Scanner und eine durchgemachte Nacht. Fertig war das mutmachende kleine Werk. Ihre drei Kinder fanden es im Osternest. Auch Freunde und Bekannte erhielten den positiven Gruß als eine Art Lebenszeichen zugesandt. In den ersten Wochen der Pandemie mit all den niederschmetternden Nachrichten ein aufbauendes Signal, das vielen Freude bereitete. "Zudem gelang damit eine erste soziale Annäherung", erinnert sich Pia Bayer. Die Kinder waren mächtig stolz auf das Werk aus dem Hause Bayer, verpackten es in Umschläge und sandten Briefe an ihre Freunde. Prompt erhielten sie und ihre Mama, die Verseschmiedin, Antwortpost und so kam es, dass man sich im Dorf plötzlich wieder richtig Briefe schrieb.
Das Büchlein kommt an
Inzwischen erreicht das Büchlein weitere Kreise: Auf der Website des Bayerischen Rundfunks las Pia Bayer von einem Aufruf des Fränkische-Schweiz-Museums. Es suchte Objekte aus der Region rund um das Themenfeld Corona, um sie späteren Generationen in einer Sonderausstellung präsentieren zu können. Klar durfte da ein Exemplar vom kleinen Blau und dem Regenbogen nicht fehlen.
Auch das Coburger Puppenmuseum hat das Büchlein in seine Sammlung aufgenommen. Dort ist es obendrein zum Selbstkostenpreis (inklusive einer kleinen Spende fürs Museum) für 3 Euro an der Kasse erhältlich.Auch in der Schule, in der ja neuerdings wieder Präsenzunterricht angeboten wird, hat die positive Botschaft von der unzertrennlichen Freundschaft Einzug gehalten. Nike Bayer stellte das Büchlein ihren Mitschülern in Untermerzbach vor. Schulleiterin Anja Schmidt empfahl die Lektüre erfolgreich weiter und und so hat sich selbst ein Grundschulseminar in Mittelfranken des Dichtwerks inzwischen angenommen. "Bei Pädagogen kommt das ganz gut an", sagt Pia Bayer und grinst übers ganze Gesicht.
Grünes Licht vom Verlag
Was sagt der Oetinger-Verlag, der die Lionni-Originalgeschichte veröffentlicht hat, zu der Adaption aus Unterfranken? Gibt es da keinen Ärger wegen der Rechte? "Kein Problem", winkt die Autorin lachend ab, "mit dem Verlag hab ich das abgeklärt. Die fanden das eine schöne Idee." Kann sein, dass jetzt im Herbst mit Beginn der Erkältungszeit wieder mit steigenden Infektionszahlen zu rechnen ist und dass wieder mehr Menschen in Quarantäne geschickt werden müssen. Die jungen Fans des kleinen Blau wissen jetzt: Auch wenn man sich nicht sehen kann, so ist man doch im Gedanken verbunden. Oder wie es Pia Bayer formuliert: "Da kam den Kindern der Gedanke, Gemeinsamkeit ist ohne Schranke. Nicht Tür, noch Virus soll uns trennen, wenn wir im Geist gemeinsam rennen."
Interessenten erhalten das 28 Seiten starke Büchlein an der Kasse des Coburger Puppenmuseums oder aber per E-Mail an pia.bayer@briefhansa.de.