Grant Moon zählt zu den berühmtesten Hufschmieden auf der Welt. Der Mann aus England war der Star des Tages in Rudendorf.
Das höchste Glück auf Erden, so heißt es, liegt auf dem Rücken der Pferde. Nicht so bei Grant Moon. Der Engländer zählt zu den wohl berühmtesten Hufschmieden auf der Welt. Seine Kunst des Hufbeschlags hat er bereits in 36 verschiedenen Ländern vorgeführt. Für ihn ist es das Höchste vor dem Pferd zu stehen und mit dem Tier zu arbeiten. Am Wochenende gab er sein Wissen bei einem Workshop in Rudendorf weiter. Mehr als 110 Hufschmiede und Pferdefreunde waren gekommen, um diesem Hephaistos bei seiner Arbeit über die Schulter zu schauen.
Zu diesem Workshop mit Grant Moon hatte Sven Bräutigam eingeladen, der in dem kleinen Ort der Gemeinde
Ebelsbach seine Firma "Hufbeschlagartikel und Hufschmiedebedarf" betreibt und mit seinem Online-Handel Kunden in ganz Deutschland und darüber hinaus bedient.
Der Hufschmied zählt mit den Waffenschmieden zu den ältesten Vertretern des Schmiedehandwerks. Die Arbeit der Hufschmiede bestand in erster Linie in der Fertigung von Hufeisen und dem Beschlagen der Hufe von Pferden und anderen Klauentieren. Da ein Hufschmied aber auch Kenntnis von Pferden haben soll, war oder ist er zugleich "Curschmied", somit "Pferdearzt".
Die Qualität der Arbeit der Hufschmiede hat überhaupt unmittelbare Auswirkung auf die Gesunderhaltung von Huftieren und so war es nicht verwunderlich, dass diese große Zahl von Hufschmieden aus Deutschland, der Schweiz und Österreich gekommen waren, um Grant Moon bei seiner Arbeit zu beobachten und von ihm wichtige Tipps für ihre tägliche Arbeit zu erhalten.
Der Andrang war groß, denn Grant Moon ist ein Meister seines Faches. Der 56-jährige hat von 1979 bis 1982 seine Ausbildung zum Hufschmied in England gemacht und schon seine Prüfung mit Auszeichnung bestanden. Anschließend absolvierte er eine Ausbildung zum therapeutischen Hufschmied. Er gewann internationale Wettbewerbe, wurde von 1988 bis 1994 sechs Mal Weltmeister seiner Zunft.
Seit Jahren ist er aktiv in der Ausbildung und Fortbildung von Hufschmieden. Sein Gespür für junge, wie erfahrene Hufschmiede und seine Hilfeleistungen für das tägliche Berufsleben sind beliebt. "Die Beurteilung des gesamten Pferdes für den richtigen Beschlag ist eines meiner größten Anliegen," sagt er und machte es in Rudendorf deutlich. In der Theorie erläuterte er Hufkartierung sowie Herstellung und Anwendung von orthopädischen Hufeisen.
Am Nachmittag zeigte Grant dann, was er am liebsten macht, nämlich das Schmieden. Ihm wurden Pferde vorgeführt, welche es galt, nach seinen Ideen und Vorstellungen zu beschlagen. Und schon hier zeigte sich ein Unterschied zu früher. Ein gelernter Schmied aus Rudendorf erinnerte daran, dass früher ja fast in jeder Ortschaft ein Schmied war und man mit den Pferden dorthin kam, um das Pferd beschlagen zu lassen. Heute ist das umgekehrt. Der ältere Schmied erinnerte sich überdies an einige Unglücke und Verletzungen, wenn man vom Pferd an die Wand gedrückt wurde oder auch durch Hufausschlag verletzt wurde. Nicht jedes Pferd ist nämlich beim Beschlagen zahm. Es muss bis heute dazu erzogen werden, ruhig zu stehen - zur Not braucht es eine Beruhigungsspritze.
Direkt am Demonstrationsplatz stand ein Kleinbus, der mit allem ausgestattet ist, was das moderne Schmiedehandwerk braucht. Werkbank, Bohrmaschine, Amboss, selbst ein kleiner Gasofen gehört dazu, in dem die Rohlinge auf 800 bis 1 000 Grad erhitzt und dann geschmiedet werden können. Hier hängen stählerne Rohlinge in den verschiedensten Variationen. Selbst für die Nägel gibt es eine große Auswahl.
Vor der Arbeit steht die genaue Beobachtung des Pferdes, vor allem seines Gangs. Der Besitzer läuft mit seinem Pferd auf und ab, bringt es in Trab, damit der Pferdefachmann Gang und Stellung beobachten kann. Der gute Schmied erkennt Lahmheiten und die Indikatoren, wie das Pferd dann beschlagen werden muss.
Trägt das Pferd bereits "Schuhe", müssen die erst einmal vom Huf, dann die Haltung des Pferdes überprüft werden. Grant Moon schaute genau auf Haltung, Stellung der Beine und vieles andere. Wie er spüren ließ, erkennt er in Sekunden, was zu tun ist. "Egal, was du für ein Pferd vor dir hast, eines ändert sich nicht, es beginnt mit dem Ausschneiden sowohl bei teuren als auch bei günstigen Pferden." Der Huf muss also auf das Eisen vorbereitet werden, nur der Beginn für unterschiedliche Arbeitsvorgänge und auch die Ausstattung. "Bei Sportpferden setze ich oft nur 4 Nägel an. Das kann unterschiedliche Gründe haben. Dieses Pferd kommt auch alle vier Wochen zu mir oder der Fuß wächst auch und deswegen muss man hier schneller reagieren."
Die Pferde, die er beschlägt, haben teilweise einen sehr hohen Wert. Es ist im Grunde wie beim Kundendienst für ein Auto. Bei einem großen Mercedes AMG sei der eben teurer als bei einem "200er". Geschickt entfernte Moon überschüssiges Horn, korrigierte dabei gleichzeitig die Fußstellung und zeichnete sein Vorhaben mit dem Stift an. Hufmesser und Hufraspel handhabte der Meister lässig. Er suchte einen Rohling heraus, passte diesen an und bereitete ihn für den Beschlag vor. Es ist ein nach wie vor archaisch anmutender Vorgang: Das Eisen wird im Schmiedeofen erhitzt, geschmiedet und dann auf den Huf "aufgebrannt". Dabei riecht es typisch nach verbranntem Horn. Das Eisen wird immer wieder nachgeschliffen und schließlich auf den Huf genagelt.
Die Zuschauer verfolgten gebannt jeden Handgriff, ein Dolmetscher übersetzte die Informationen von Grant Moon. Unter den Hufschmieden befanden sich auch Frauen. Wie Janice Heller aus Würzburg. Sie stammt aus Berlin und ritt auf der Trabrennbahn Karlshorst. "Dort schon fand ich die Arbeit toll, bin dann umgezogen und fand meinen Meister in Florian Dertinger in Giebelstadt. Bei ihm habe in eineinhalb Jahre in der Barhufbearbeitung gearbeitet und anschließend das Beschlagen gelernt. Da kommt man dann den Blick für das richtige Beschlagen. Danach muss man zwei Jahre beim Schmied in der Praxis mitfahren und kann sich dann für die Prüfung anmelden." So ist Janice Heller mit dem Schmiedewagen unterwegs bei Reitvereinen und Privatpersonen in einem Umkreis von 80 Kilometern rund um Würzburg.
Sven Bräutigam meinte, dass man vielleicht noch viel mehr junge Leute dazu bewegen müsse, diesen Beruf zu erlernen. "Der Lehrling hat nach seiner Ausbildung auf jeden Fall viel Arbeit, denn es gibt inzwischen viele Hobbyreiter und Freizeitpferde. Man verdient damit auch ganz gut Geld." Die anwesenden Hufschmiede nahmen auf jeden Fall von Grant Moon viel mit. Dies dürfte den vierbeinigen Kunden oder "Patienten" zugute kommen