Svenja Klüpfel macht sich in ihrer Heimatstadt Ebern als Physiotherapeutin selbstständig. Bis dahin war es für die 30-Jährige ein weiter Weg.
Am Montag, 14 Oktober, eröffnet Svenja Klüpfel in der Georg-Nadler-Straße ihre Physiotherapie-Praxis. Ein denkwürdiger Tag für die junge Frau aus Ebern. Nach vielen Umbauarbeiten und einem Ämtermarathon freut sie sich auf ihre Patienten und darauf, endlich Chefin in ihren eigenen vier Wänden zu sein.
"Das mit der Selbstständigkeit schlummert schon einige Jahre in mir. Aber jetzt ist einfach der richtige Zeitpunkt", erzählt die junge Frau auf Anhieb. Gehört ja doch auch eine Portion Mut dazu, einen gesicherten Arbeitsplatz und somit ein festes Einkommen aufzugeben. Svenja Klüpfel wirkt sehr taff. Den Mut hat sie. Was bisher gefehlt hat, waren verschiedene Fortbildungen, um ihren Patienten auch ein großes Leistungsspektrum anbieten zu können.
"Nach sieben Jahren Berufserfahrung habe ich jetzt alle Voraussetzungen, um in die Selbstständigkeit zu starten." Svenja Klüpfel hat an der Medau-Schule in Coburg die Ausbildung zur Physiotherapeutin absolviert und mit dem Staatsexamen abgeschlossen. Eifrig erzählt sie von ihren Lehrjahren, die sie im Jahr 2007 von Ebern weggeführt haben.
In verschiedenen Bereichen gearbeitet "Mit einer Physiotherapeuten-Ausbildung allein hat man erst einmal den Baumstamm. Dann muss man gehen, und Blätter sammeln, die man an die Äste hängen kann", beschreibt Svenja Klüpfel ihren Berufseinstieg nach dem Examen. Und mit Blättern meint sie verschiedene Fortbildungen. Blätter, für die sie viel Geld und Zeit neben dem normalen Arbeitsalltag in Praxen in Mindelheim, Ulm, Forchheim und Bamberg investiert hat. Sie hat im neurologischen, orthopädischen und chirurgischen Bereich gearbeitet, Erwachsene mit geistigen und körperlichen Behinderungen im Heim behandelt und später die Physiotherapieabteilung einer ambulanten Reha-Einrichtung geleitet. "Für mich war es sehr wichtig, raus zu kommen, zu sehen, wie andere arbeiten, wie andere Praxen funktionieren und Erfahrungen zu sammeln."
Mittlerweile wohnt Svenja Klüpfel in Bamberg, für den beruflichen Neustart hat sie sich ganz bewusst für ihre Heimatstadt Ebern entschieden. "Hier sind meine Familie, meine Freunde. Ich liebe Ebern und finde es wunderschön. Mit der guten Verkehrsanbindung sind wir schnell vom Land in der Stadt." Auch wenn sie sich mit ihren Behandlungsräumen unter die Arztpraxis des Vaters eingemietet hat und die hohen Umbaukosten der Vermieter übernommen hat, musste sie all ihre Ersparnisse in die Einrichtung und Ausstattung der Räumlichkeiten investieren.
Ein langer Behördenweg Im Sommer hat Svenja Klüpfel ihren Businessplan geschrieben. Sie ist zu verschiedenen Behörden gegangen, hat sich beim Gesundheitsamt angemeldet, bei der AOK und VdK vorstellen müssen, den Bauplan genehmigen und die Inneneinrichtung aussuchen müssen. Aber ihr Ziel hatte sie dabei immer vor Augen. "Manchmal macht man sich ja so seine Gedanken. Diese harte Arbeit. Schaffe ich das alles? Aber ich weiß, dass ich es für mich mache und es somit gut machen muss, um davon leben zu können." Ihr ist klar, dass sie so schnell erst einmal keinen Urlaub haben wird, selbst und ständig viele Stunden arbeiten wird. Da lacht sie aber, denn: "Ich liebe meinen Job!"
Und diese Leidenschaft für ihren Beruf will sie auch ihren Patienten vermitteln. "In meiner eigenen Praxis möchte ich mit reinem Gewissen und Herzen das vertreten, was ich tue", erklärt Svenja Klüpfel: Die Qualität meiner Arbeit ist mir sehr wichtig."
Das was sie denkt, lebt Svenja Klüpfel auch. "Ich finde es wichtig, dass die jungen Leute wieder nach Ebern zurück kommen", meint sie und erzählt von der Überlegung, auch ihre private Wohnung nach Ebern zu verlegen. Sie weiß, dass sie es bereut hätte, wenn sie den Schritt in die Selbstständigkeit jetzt nicht gegangen wäre. "Und habe ich erst einmal Familie, dann würde ich es wahrscheinlich gar nicht mehr wagen." Der Optimismus ist der zielstrebigen Frau auf die Stirn geschrieben. Die Anstrengung der letzten Wochen sieht man ihr kaum an. Und sie freut sich auf ihre Patienten, denn mit beinahe 30 Jahren fühlt sie sich jetzt sowohl persönlich als auch fachlich bereit für den Schritt in die Selbstständigkeit.