Die Übernachtungszahlen steigen und mit ihnen die Zahl der internationalen Gäste. Ebern versteht sich als Dreh- und Angelpunkt für den "Deutschen Burgenwinkel". Die Stadt setzt mit einem neuen Werbeflyer auf ein internationales Publikum und macht mit modernen Stilmitteln neugierig auf die Region und ihre alten Stärken.
"Entertainment - enjoying Ebern." Mit diesem und anderen Slogans wirbt die Stadt in ihrer neuen Tourismusbroschüre. "Flyer" nennt man solch ein Blättchen heutzutage und damit ist man mittendrin im Thema, denn Englisch gehört einfach dazu. "Wir bewegen uns im großen europäischen Umfeld," bemerkt dazu Eberns Bürgermeister Robert Herrmann (CSU).
Schon Rückert wusste es "Deutschland in Europas Mitte, Und in Deutschlands Mitte Franken, In des schönen Frankenlandes Mitte liegt ein schöner Grund", hatte der Dichter Friedrich Rückert vor mehr als 200 Jahren seine Heimat, zu der für Jahre ja auch Ebern gehörte, in den Fokus des gesamten Kontinents gerückt.
Er sollte Recht behalten.
Helen Zwinkmann und Bernd Ebert bekommen es in der Tourismusstelle der Stadt im Schumacherhaus zunehmend mit Kundschaft aus Frankreich, England und Holland zu tun, aber auch aus anderen Ländern Nordeuropas. Ab dieser Urlaubssaison will man die Herkunft der Gäste statistisch erfassen.
Die Tourist-Info, zugleich Reisebüro und Servicepoint unserer Zeitung ist seit etwa zwei Jahren die erste Anlaufstation für Gäste in der Stadt, und die sind wirklich international. 22 000 Übernachtungen wurden im vergangenen Jahr offiziell verzeichnet und 4500 Gäste auf dem Wohnmobilstellplatz, der seinen Platz unter den "Top Plätzen" in Europa behaupten konnte.
Helen Zwinkmann bezeichnet ihn als "Aushängeschild der Stadt".
Mit sprachlicher Vielfalt "Die Anziehungskraft ist einfach so groß", freut sich der Bürgermeister und die beiden Tourismuskräfte berichten sogar von Feriengästen, die keinen Brocken Deutsch sprachen, geschweige denn des englischen mächtig waren. Auch mit ihnen habe man sich zur gegenseitigen Zufriedenheit verständigen können, und auf der neuen Tourismusbroschüre lässt die Stadt ohnehin eher die Bilder als die Texte für sich sprechen, um die Touristen emotional zu erreichen. Helen Zwinkmann dazu: "In erster Linie soll es sie nicht informieren, sondern neugierig auf unsere Stadt und die Haßberge machen".
"Die Burgen und Schlösser sind unser großes Kapital," sagt Helen Zwinkmann, die inzwischen ziemlich genau ein Jahr als Tourismus-Fachkraft in Ebern beschäftigt ist.
Damals war die zweifache Mutter als "Übergangskandidatin" eingesprungen, da ihre Vorgängerin Julia Siebert überraschend gekündigt hatte. Aus dem Provisorium hat sich eine dauerhafte Stelle entwickelt, die inzwischen von 19 auf 22 Wochenstunden aufgestockt wurde.
Initiativgeist zahlt sich aus Der Bürgermeister ist sehr zufrieden mit seiner "echten gelernten Tourismusfachkraft", die ihre Arbeit ausgezeichnet mache und schon etliche Initiativen ergriffen habe, wie den Mittelaltermarkt, der seine Premiere am 22. Juni erleben wird, die gerade entstehende neue Homepage oder den Stadtprospekt, dessen Vorgänger annähernd 20 Jahre alt war.
Eine Ewigkeit ind er Tourismusbranche - auch wenn Helen Zwinkmann überrascht feststellte, dass die wichtigsten Themen auch damals schon zu finden waren - sie wurden nur anders "verkauft". Daher hat das Heftchen, das sich die Kommune einst immerhin 26 000 Mark (rund 13 000 Euro) kosten ließ, einige Neuauflagen überlebt.
Auf 3200 Euro kamen zum Vergleich Konzept und Layout für das neue Heft, rund 1100 Euro fielen für den Druck der Erstauflage mit 10 000 Exemplaren an. Das Faltblatt ist damit weitaus günstiger als der Vorgänger, ohne dabei billig zu wirken. Im Gegenteil: Ebern präsentiert sich modern und macht mit raffinierten Mitteln neugierig.
Die im auffälligen Format 21 mal 21 cm gestaltete Broschüre nutzt Wiedererkennungseffekte wie den springenden gelben Eber, das Logo der Tourismus- und Werbegemeinschaft, sowie den Titel "Frankens schönstes Kegelspiel". Die in Untermerzbach lebende Helen Zwinkmann, die aus Thüringen stammt und ihr Fach Tourismuswirtschaft im Harz studiert hatte, spricht in letzterem Fall von einem "Claim". Der "Kegelspiel"-Gedanke wird durch die Fotos einiger Türme auf der Titelseite noch unterstrichen.
Vier große Themen Inhaltlich behandeln die vier Innenseiten die Themen "Historie und Flair", "Gastgeber und Genießen", "Burgen und Schlösser" sowie "Freizeit und Ausflüge". Auf der Rückseite finden sich Kontaktinformationen und Anreisedetails.
"Total wichtig ist es, dass die Prospekte auch dort liegen, wo die Leute lang kommen," sagt Helen Zwinkmann und meint damit, dass die Tourismusziele in der Region zusammenhalten und die Urlaubsregion Haßberge als Einheit empfinden und bewerben müssen.
Werbung quer durch die Republik Wie vernetzt der Tourismus in der Region inzwischen ist, zeigen die Logos von "Naturpark Haßberge" "Deutscher Burgenwinkel" oder "Franken Tourismus" an. "Wir stehen im Verbund mit diesen Partnern" und werben wechselseitig füreinander," sagt dazu der Bürgermeister. Und tatsächlich wird der Flyer schon bald bundesweit auf den großen Messen aufgelegt werden.
Wer will, kann sich "sein" Exemplar in der Eberner Tourist-Information oder im Bürgerbüro der Stadt abholen.
"Endlich gibt es wieder ein zeitgemäßes Werbemittel, welches einen ersten Eindruck von Ebern vermittelt," erklärt Helen Zwinkmann: "Es stellt Eberns Stärken heraus und spricht potenzielle Touristen zielgerichtet an." Doch die Tourismus-Fachkraft denkt schon einige Schritte weiter: Sie will Flyer zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Wanderwegen erstellen. Auch die Webseite der Stadt - die übrigens gestalterisch zur Broschüre passt, oder umgekehrt - müsse auf den aktuellen Stand gebracht werden und das Wegeleitsystem in Ebern bedarf einer ordnenden Hand. Zwinkmann macht da ein "kunterbuntes Durcheinander" aus und strebt dagegen ein "Corporate Design" an. Wie gesagt, ohne Englisch geht es in der Branche einfach nicht.