Es dauerte keine zehn Sekunden und Stefanie Kloß hatte die über 4000 Besucher am Sonntagabend ihm Griff. Und zum Ende des Konzertes war's andersrum.
"Silbermond" bei Halbmond - kann das gut gehen? Klaro - und wie. Stefanie Kloß samt Tross machen keine halbe Sachen. Zum Abschluss des Schlosshof-Festivals begeisterte die Band aus Bautzen weit über 4000 Fans, die aus ganz Deutschland angereist waren und zum Teil seit 5 Uhr am Morgen vor den Schlosstoren auf den Einlass gewartet hatten, mit toller Musik und einer bemerkenswerten Dramaturgie.
"Wir haben kreative Köpfe um uns herum, die sich schon etwas einfallen lassen", hatte die Frontfrau im Interview mit dieser Redaktion im Vorfeld zur Tour zum Showprogramm angekündigt. Und was sie ausgetüftelt hatten! Es begann eigentlich unspektakulär: Die Retorten-Musik ebbte ab, ein paar Strahler leuchteten auf und die drei Silbermond-Musiker plus der ins Boot geholte Keyboarder stimmten eine Weise an. Doch war die Hauptdarstellerin?
Ihre Stimme erklang, aber auf der Bühne war sie nicht zu entdecken. Sie stand auf der Gegenseite des Platzes vor der Schlosskapelle auf einer Bierbank mitten im huldigenden Volk. Als sie sich dann durch die Massen den Weg zu Bühne bahnte, sang Steffi zwar "das Eis ist dünn", aber da war es schon gebrochen.
Wie ein Bühnen-Wirbelwind
Danach wirbelte sie fünf Stücke lang über die Bühne, dass es einem den Atem stocken ließ. Wie Nena zur deren besten Zeiten. Die Menge tobte, winkte, sang, klatschte: Lass uns ein Meer sein. Kloß gönnt sich und dem Fanvolk keine Verschnaufpause. Dazu immer so einnehmend lächelnd. Einfach sympathisch. "Eine tolle Frau", schwärmte darob der Schlossherr Herrmann von Rotenhan. "Bin ab sofort Silbermond-Fan."
Nach sechs Nummern braucht das Energiebündel aber einen Break. Sie informiert über den Zustand einer jungen Frau, die nach einem Schwächeanfalle aus der Menge gezogen wurde. "Ihr geht es wieder besser, die Sanitäter hier machen einen tollen Job", zeigte sich begeistert vom Ambiente: "Das ist eine Wahnsinns-Kulisse, wir fühlen uns königlich geehrt. In unserer Garderobe hängen so riesige Bilder mit Menschen drauf und diese Kronleuchter..."
Jetzt gehen dem Letzten die Lichter auf: "Irgendwas bleibt" erklingt. Für Geborgenheit sorgt der Gang der Band durch die Menge zu einer kleinen Bühne inmitten des Schlosshofes, wo unter Nachttischlampen unplugged-Titel angestimmt werden, die viele zu Tränen rühren. Die Welt steht still. "Du bist das Beste für mich" - die Silbermond-Balladen rühren an.
Nach der Schweige-Einlage geht es zurück auf die Hauptbühnen, ziehen die "Krieger des Lichts" auf. Jetzt folgen die Hits. Keinem wird' langweilig, bei "Symphonie" schon gar nicht.
Bei "Indigo" taucht Stefanie Kloß erneut ins Publikum ab und lässt sich auf Händen tragen: Crowdsurfing. Naja, leichtes Gepäck halt. Kunden-Kontakt hautnah.
Danach wieder "Zeit zu tanzen" und nach zwei Stunden ließen "Silbermond" begeisterte Fans zurück. "Sollen wir öfter nach Ebern kommen?" Kloß' Frage hatte sich zu diesem Zeitpunkt eigentlich erübrigt.