Mit Lichtkunst und Musik beteiligt sich die Stadt in den Haßbergen an einer globalen Initiative, um Zeichen gegen Folter und Todesstrafe zu setzen. Eine Hinrichtung gab es in Ebern zuletzt 1945.
Ebern"Rom, Paris, Würzburg, Ebern, London." Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann scheut keinen Vergleich, wenn es darum geht, die Beteiligung seiner Stadt an einer weltweiten Aktion zu würdigen. Mehr als 2000 Städte, quer über den Globus verteilt, leuchteten als Zeichen gegen Todesstrafe und Folter. Auch Ebern, wo die letzte Todesstrafe vor gerade mal 73 Jahren vollzogen wurde (siehe den Kasten unten) setzte am Freitagabend Zeichen - in Licht und Ton.
Norbert E. Wirner, der seit 2002 in Schloss Eyrichshof lebt, hat die Stadtpfarrkirche St. Laurentius, die Torbogen des Rathauses und die Nordseite des Grauturms in rotes Licht getaucht. Auf halber Höhe des Turms ließ der Lichtkünstler eine weiße Taube flattern.Schade, dass ein verregneter Abend Wirners Taube zeitweise ins Trudeln brachte und den Veranstaltern bescheidenes Besucherinteresse bescherte.
Die Taube war Zeichen des Friedens und der Hoffnung, ebenso wie die Musik. Peter "Fuffi" Schmitt schmetterte Wandervogellieder und die Gruppen "Unterwegs" und "Januela" ließen Musiktitel folgen, die ebenfalls für Frieden, Freiheit und Menschlichkeit warben, durchwegs passend ausgewählt von "Winds of Change" bis "I will survive". Organist Wolfgang Schneider und der Posaunenchor steuerten festliche Töne bei und Pfarrer Bernd Grosser führte durchs Programm. Auf dem Marktplatz boten Mitarbeiter des Eine-Welt-Ladens heiße Getränke an und informierten über Hintergründe des Aktionstages "Cities für Life" - Städte für das Leben.
Zeichen der Hoffnung
Diesen hat die christliche Laienbewegung Sant'Egidio 2002 in Italien ins Leben gerufen. Heute gilt er als die weltweit größte Mobilisierung von Städten und Bürgern für Menschlichkeit und Achtung der Menschenrechte.
Im Jahr 2018 halten 58 Länder der Welt an der Praxis der Todesstrafe fest, 140 haben sie inzwischen per Gesetz abgeschafft oder wenden sie nicht mehr an. Europa gilt als erster Kontinent der Erde ohne Todesstrafe. Aus anderen Teilen der Welt gibt es laut Sant'Egidio zumindest Signale der Hoffnung.
Hinrichtungen in Ebern
1945 Ebern hat noch im vergangenen Jahrhundert leidvolle Erfahrungen mit der Todesstrafe gemacht. Am 5. April 1945 wurden im Hof des ehemaligen Gefängnisses vier deutsche Soldaten nach einem Standgerichtsurteil wegen angeblicher Fahnenflucht erschossen - sechs Tage nur bevor die Amerikaner einrückten und der Zweite Weltkrieg für die Stadt beendet war. 2006 hat der Bürgerverein eine Gedenktafel am ehemaligen Gefängnis anbringen lassen, um das Gedächtnis an diese Untat der Nationalsozialisten aufrecht zu erhalten.
1525 An eine Hinrichtung im Bauernkrieg gemahnt eine Steinplatte auf dem Marktplatz unweit des Neptunbrunnens. Elf Männer aus der Stadt mussten im Jahr 1525 das Aufbegehren gegen die Obrigkeit mit dem Leben bezahlen. Bischof Konrad von Thüngen zog damals mit seinen Rittern zu Strafgerichten mainaufwärts, konfiszierte in Ebern das Ratssilber und die Freiheitsbriefe der Bauern. Die Bürger der Stadt ließ er am 26. Juni am Marktplatz um Erbarmen flehen. Elf der Anführer ließ der Bischof hinrichten, einen begnadigte er. So zeigt die Steinplatte "zwölf weniger ein" Kreuz. Die Elf-Punkte-Resolution der Aufständischen an den Bischof hatte die Stadt also mit elf Toten bezahlt.eki