Die Urlaubszeit beginnt, viele beliebte Ziele sind wegen der Coronakrise nicht erreichbar. Auf dem Campingplatz "Rückertklause" bei Wüstenwelsberg zählen Ruhe, Naturerlebnis und touristische Reize. Zwei Ehepaare schildern, warum es sie gerade hierher zieht.
"Wir wollen doch kein Glamping!", sagt Bettina Breuksch und zeigt lachend ein Kopfkissen mit einem Wohnwagen darauf und der Aufschrift "Happy Glamper" - ein Geschenk zum neuen Urlaubsmobil. Unter "Glamping" versteht die 57-Jährige Urlaub in Campingressorts mit Pools, Sportangeboten, Restaurants, Animation, Abendprogramm und Remmidemmi: Glam-Camping. Dort wären auch Corona-Abstandsregeln schwer einzuhalten.
Die 57-Jährige und ihr Mann Klaus (61 Jahre) dagegen suchen im Urlaub Ruhe, Entspannung, schöne Natur und den Kontakt zu netten Menschen. Genau das hat das Ehepaar aus Olpe in Westfalen nach eigenem Bekunden auf dem kleinen Campingplatz "Rückertklause" gefunden.
In rund 400 Metern Höhe am Hang beim Untermerzbacher Gemeindeteil Wüstenwelsberg gelegen, bietet der Platz auf einem Hektar Fläche 35 Dauer- und 20 Touristikstandplätze. Wegen der Coronakrise hat Betreiber Uwe Kaiser die Zahl der Touristen-Plätze in diesem Jahr auf zehn halbiert. Auch im Sanitärtrakt gibt es wegen der Pandemie Einschränkungen, um Abstände und Hygienestandards zu wahren; Schankbetrieb ist nur im Biergarten möglich.
Herrliches Panorama
Dafür entschädigen - virusunabhängig - die herrliche Aussicht in den Itzgrund und das Angebot an Wanderwegen und Sehenswürdigkeiten in der Umgebung. Zudem sind Tiere wie "Sally", die Hundedame der Breukschs, gerne gesehen. Viele der Stammgäste schätzen gerade die Abgeschiedenheit des Platzes, den die Camper liebevoll "Wüste" nennen. Manche der Dauercamper fühlen sich mit dem Areal so eng verbunden, dass sie neben dem Campingplatz in Eigenregie ein Kirchlein gebaut haben. Die "Wüstenkapelle" wurde 2017 eingeweiht.
In den letzten beiden Jahren hatte das Ehepaar Breuksch hier nur jeweils kurz Zwischenstation auf dem Weg zum Sohn an den Bodensee gemacht. Diesmal steht der voll ausgestattete Wohnwagen aus englischer Fabrikation erstmals für eine ganze Woche an der "Rückertklause". Auf dem Stammplatz, den Platzbetreiber Uwe Kaiser für den "Engländer" freigehalten hat, mit unverstelltem Fernblick.
In Wüstenwelsberg hat sich das Ehepaar aus dem Westen mit Martina und Günter Rosenow-Schelm angefreundet, die früher in Seßlach wohnten und vor zwölf Jahren komplett in das kleine Ferienparadies "Rückertklause" gezogen sind. Als "Dauercamper" leben die 56-Jährige und ihr elf Jahre älterer Mann heute in einer Blockhütte. Was sie zum Leben brauchen, besorgen sie beispielsweise im Untermerzbacher Dorfladen, "um auch die kleinen Betriebe vor Ort zu unterstützen".
Höhere Ansprüche
Wie üblich begann die Camperkarriere beider Paare einst unter einfachsten Bedingungen: Zelt, Luftmatratze, Schlafsack, Gaskocher... Doch die Ansprüche wandeln sich mit den Jahren. Inzwischen darf's etwas kommoder sein und witterungsunabhängiger. Erst recht, wenn man als Dauercamper auch den Winter hier verbringt. "Wenn's schneit, ist es hier oben herrlich", sagt Martina Rosenow-Schelm, "das volle Canada-Feeling".