Die Uhr hält die 70er Jahre fest

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Der Geschmack der 1970er Jahre spiegelt sich in dieser Wanduhr von Familie Kraus. Foto: Brigitte Krause
Der Geschmack der 1970er Jahre spiegelt sich in dieser Wanduhr von Familie Kraus. Foto: Brigitte Krause
Hier lagern der Vorrat am besten, findet Elfriede Kraus. Den Felsenkeller hat der Uropa von Roland Kraus so fest gemauert, dass er sich in den 1970ern allen Bestrebungen, ihn einzulegen, widersetzte. Foto: Brigitte Krause
Hier lagern der Vorrat am besten, findet Elfriede Kraus. Den Felsenkeller hat der Uropa von Roland Kraus so fest gemauert, dass er sich in den 1970ern allen Bestrebungen, ihn einzulegen, widersetzte. Foto: Brigitte Krause
 

In den 1970er Jahren ging es ohne Orange und Dunkelbraun gar nicht. Im Haus von Roland und Elfriede Kraus in Limbach hängt bis heute die 1970er-Wanduhr.

Energie, Kraft, Aufbruch! Die Farbe Orange steht wie kaum eine andere für die 1970er Jahre, damals gerne kombiniert mit dunkelbraun, schwarz oder erbsgrün.
Bei Familie Kraus in dem Eltmanner Stadtteil Limbach hängt noch eine Original-1970er-Jahre-Uhr an der Wand. Das Zifferblatt ist leuchtend orange emailliert, der schwarze Zeiger zeigt unerschütterlich bis heute an, was die Stunde geschlagen hat. Roland Kraus lacht, als er die Uhr für ein Bild von ihrem Platz nimmt. Ja, das war eine lustige Zeit damals. Gut erinnern er und seine Gattin Elfriede sich an diese Jahre, in denen sie ihr Haus bauten - damals in den Wirtschaftsgarten der Eltern von Roland Kraus.
Der Baustil der 1970er Jahre ist noch in vielen Gebäuden im Landkreis erhalten, Beton und Stahl als Baustoff waren neu entdeckt worden, und es war an der Tagesordnung, dass das "alte Gerütsch" zugunsten moderner Bauten weichen musste. Klare Formen und sachliche Fronten anstatt der verstaubten Fachwerkkunst.
Bauen war damals billig wie nie. Eine Anstellung in der Industrie, im Handwerk oder an einer Behörde galt als Lebensstellung und sicherer Hafen. Die Banken gewährten Kredite, die jungen Häuslebauer setzen in dem aus den drei Altlandkreisen Haßfurt, Hofheim und Ebern frisch gegründeten Landkreis Haßberge Gebäude hin, in denen nicht nur die junge Familie, sondern später auch Tochter und/oder Sohn mit ihren Familien Platz haben sollten. Die Großfamilie war - anders als heute - auf dem Dorf die normale Lebensform.
Große Häuser mit großen Räumen und großen Terrassen, mit Alpenbalkon und Jägerzäunen. In den Städten und Gemeinden wichen stadtbildprägende alte Gebäude einem sachlichen Neubau.


Ganz tief unten im Gebäude

Ein mächtiges Gebäude entstand auch bei Familie Kraus. Es bewahrt unter sich allerdings eine alte Wurzel. Nämlich einen Teil des alten Felsenkellers, dessen Türsturz das Baudatum 1927 trug und damals hier stand.
Sie als junge Leute, berichtet Roland Kraus mit einem Schmunzeln, wollten 1977 für den Hausbau den Keller eigentlich einlegen und sind "mit dem Schieber drübergefahren".
Vorne war es relativ leicht gewesen, das Bauwerk zu Fall zu bekommen, doch weiter hinten klappte das nicht mehr. "Das war so schwer einzuschmeißen", erinnert sich Roland Kraus, "da haben wir beschlossen, mir lass' na stehn." So kam es, dass der Felsenkeller in die Tiefen des Neubaus integriert wurde - und heute eine klimatisch ausgewogene, kostbare Lagermöglichkeit bietet, die Elfriede Kraus nicht missen möchte. Nirgends sonst lassen sich Rüben und Kartoffeln, selbstgemachter Likör, Dahlienknollen und Eingemachtes so gut aufbewahren.
Roland Kraus kann sich auch noch gut an seine Jugendzeit erinnern, als seine Familie in dem großen Keller ihre Wintervorräte aus dem Garten aufbewahrte. Ebenso das Hausbrauerbier, das die Limbacher Landwirte zu bestimmten Zeiten brauen durften.
Dort, wo heute in Eltmann die Maintalpension steht, erinnert sich der 67-Jährige, war die Brauerei, in der die Limbacher beim Hausbrauertag die Fässer mit dem Bulldog und auf dem Anhänger abholten und nach Hause brachten. Kaum zu glauben: So schnell ist die Zeit vergangen.