Die Königsberger Bläser sind eine Institution

4 Min
23 Bläser sind im Jubiläumsjahr im Posaunenchor Königsberg aktiv.
23 Bläser sind im Jubiläumsjahr im Posaunenchor Königsberg aktiv.
Oberkirchenrat i. R. Gotthart Preiser (links) und Bezirksposaunenchorleiter Jürgen Koch (rechts) übergaben an Dirigent Wolfgang Fischer die Urkunde für das 50jährige Bestehen des Posaunenchores und ehrten Hubert Rausch für 40 Jahre und Heinz-Dieter Schmidt für 50 Jahre aktives Blasen im Posaunenchor Königsberg (von links)
Oberkirchenrat i. R. Gotthart Preiser (links) und Bezirksposaunenchorleiter Jürgen Koch (rechts) übergaben an Dirigent Wolfgang Fischer die Urkunde für das 50jährige Bestehen des Posaunenchores und ehrten Hubert Rausch für 40 Jahre und Heinz-Dieter Schmidt für 50 Jahre aktives Blasen im Posaunenchor Königsberg (von links)
 
Seit 46 Jahren immer voll dabei: Der Dirigent des Posaunenchores Wolfgang Fischer
Seit 46 Jahren immer voll dabei: Der Dirigent des Posaunenchores Wolfgang Fischer
 
Sein 150-jähriges Bestehen feierte der Posaunenchor Königsberg am Sonntag mit einem Festgottesdienst in der Marienkirche.
Sein 150-jähriges Bestehen feierte der Posaunenchor Königsberg am Sonntag mit einem Festgottesdienst in der Marienkirche.
 

Seit fünf Jahrzehnten bereichert der Posaunenchor in Königsberg die Gottesdienst und Veranstaltungen der evangelischen Gemeinde.

"Vor 50 Jahren gegründet und zu einem der besten Posaunenchöre in der Region geworden. Heinz-Dieter Schmidt Bläser seit 50 Jahren dabei. Wolfgang Fischer seit 46 Jahren Dirigent. Rund 2500 Proben und 1500 Auftritte absolviert. Zirka 100 Bläser ausgebildet. Abwechslungsreiches Repertoire von geistlicher Musik über Spirituals und Jazz bis hin zum Schlager"

Das sind nur einige Schlagzeilen, die man über den Posaunenchor Königsberg schreiben kann, der am Sonntag mit einem Festgottesdienst in der Marienkirche in Königsberg sein 50-jähriges Bestehen feierte. Dass der Posaunenchor den Königsbergern etwas bedeutet, zeigte sich darin, dass das Gotteshaus an diesem Vormittag sehr gut besucht war. Der Posaunenchor seinerseits revanchierte sich mit vielen Musikstücken in Spitzenqualität. So untermalte und veranschaulichte er die von Oberkirchenrat i. R.
Gotthart Preiser vorgetragene Lesung aus dem Buch Josua, Kapitel 6, in dem es um die Stadt Jericho geht, deren Mauern unter dem Schall der Hörner zusammen brachen, mit dem Spiritual "There's no hiding place" und "Splendor of Brass".

Eine feste Burg

Sich beim Gemeindegesang mit der Orgel, gespielt von Ute Gutzeit, abwechselnd, führte der Posaunenchor dann mit dem Wochenlied "Eine feste Burg" zur Predigt. Pfarrerin Claudia Winterstein hatte diese unter den Psalm 150, 1 - 6 "Das große Halleluja" gestellt. Es sei zwar nicht immer einfach, Gott zu loben, meinte sie, aber die Musik sei eine Möglichkeit, dieses zu tun. Zudem sei sie eine Möglichkeit Gott an allen Orten zu loben. Ihr Lob fiel deutlich aus: "Ihr vom Posaunenchor Königsberg tut dies in beeindruckender Art und Weise in den Gottesdiensten und bei vielen Veranstaltungen seit 50 Jahren. Meine Hochachtung und Anerkennung und mein Dank auch im Namen des Kirchenvorstandes und der Kirchengemeinde."

Besondere Leistungen

Mit dem Stück "Gott lädt uns ein zu seinem Fest", leitete der Posaunenchor zu den Ehrungen über. Zuvor hob Gotthart Preiser die Besonderheit der evangelischen Posaunenchöre und die besonderen Leistungen ihrer Mitglieder hervor: "Das Blasen der Posaunenchöre ist ja so oft dabei, wenn der Glaube und das Leben sich begegnen: in der Kirche, auf dem Friedhof, beim Geburtstag oder am Kriegerdenkmal. Unzählige Male hat das Blasen auch hier in Königsberg Menschen angestiftet, in das Gotteslob einzustimmen, auch in solchen Stunden, in denen vielen gar nicht nach Loben und Danken zumute war, hat es Trost und Freude vermittelt.

So sind die festlichen Klänge der Instrumente zu einem Teil der Segensgeschichte Gottes mit dieser Gemeinde geworden. Ein großer Schatz unserer evangelischen Kirche, wie auch katholische Bischöfe immer wieder mit einem gewissen Neid bekunden. Und dafür lohnt sich dann auch alle Anstrengung, die die Bläserinnen und Bläser auf sich nehmen. Das frühe Aufstehen am Sonntag, wenn andere einmal ausschlafen, der Verzicht auf die Fernsehübertragung des Länderspiels weil Probe ist.

50 Jahre, das sind an die 2500 Proben und 1500 Einsätze. Mehr als 60 mal im Jahr die Noten einpacken, schauen, ob das Mundstück im Koffer ist, das Abendessen mit dem Blick auf die Uhr abkürzen. Losfahren ohne Kilometergeld-Erstattung.

Erinnerungen an festliche Gottesdienste und Posaunenfeste, aber auch an durchnässte Noten vor dem Kriegerdenkmal und steif gefrorene Finger und festgefrorene Ventile unterm Weihnachtsbaum."

Schmunzelnd erinnerte Preiser an die Anfänge 1964, wo es für den Chor, einst 22 junge Leute, eine heute nicht mehr zu verstehende Schwierigkeit gab. Denn die zugehörigen fünf Mädchen veranlassten den damaligen Pfarrer Theo Weismann dazu, einen fast zornigen Brief an den Posaunenchorverband zu schreiben, weil beim Lehrgang in Pappenheim damals noch keine Mädchen zugelassen waren. "Wohl aus Sorge, dass es keusch und züchtig zugehen müsse und keine Ablenkung geschehen soll. Pfarrer Weismann und sein Sohn Werner als Chorleiter hatten aber den pädagogischen Zugewinn erkannt, weil die Burschen zuhause viel besser übten, wenn sie in der Probe vor den Mädchen spielen müssten."

Gotthart Preiser gab auch Reinhold Dellert die Gelegenheit, seine Erinnerungen zu berichten. Er konnte von 1964 erzählen: "Der Posaunenchor Königsberg hat seine Gründung dem damaligen neuen Ortspfarrer, Herrn Theodor Weismann zu verdanken. Am 13. August 1964 erschienen auf seine Initiative 18 Interessierte, zumeist Jugendliche, im damaligen Pfarrhaus, der heutigen Gaststätte "Herrenschenke", zum ersten Hineinschnuppern und Probeblasen.

Anfangs nicht genügend Instrumente

Da für so viele Bläser anfangs nicht genügend Instrumente vorhanden waren, mussten sich mehrere Jugendliche für das Proben zuhause - nach einem genauen Zeitplan - ein Instrument teilen. Trotzdem kam es unter den Gründungschorleitern, dem Sohn des Pfarrers, Herrn Dr. Werner Weismann und seinem Stellvertreter, Herrn Lorenz Kleußner, bereits am 4. Oktober 1964, also nur knapp zwei Monate später zum ersten öffentlichen Auftritt beim Gottesdienst zum Erntedankfest mit der Begleitung der Choräle ,Alles ist an Gottes Segen‘ und ,Nun danket alle Gott‘.

Der Posaunenchor spielte damals nicht wie heute üblich für alle sichtbar im Chorraum, sondern auf der Empore neben der Orgel. So konnten die Gottesdienstbesucher nicht unmittelbar sehen, wer schon spielen konnte und wer noch nicht ganz so weit war. Bis Ende des Jahres 1965 hatten alle fünf Mädchen die bei der Gründung dabei waren, den Chor wieder verlassen.

Doch auch wenn nicht alle Gründungsmitglieder dabei blieben, entwickelte sich der Posaunenchor doch recht gut. So fand an Sonntagen teilweise bereits vor dem Gottesdienst Choralblasen an verschiedenen Orten in Königsberg auch unter der Leitung der beiden nachgezogenen stellvertretenden Chorleiter Reinhold Dellert und Walter Liebender statt. Der Chor wuchs in kurzer Zeit zu einem festen Bestandteil in der Königsberger Kirchengemeinde heran."

Chorleiter der ersten Stunde

Der Chorleiter der ersten Stunde, Dr. Werner Weismann, wohnte dem Festgottesdienst bei und konnte sich von der hervorragenden Qualität des von ihm mit ins Leben gerufenen Posaunenchores selbst überzeugen. Bezirksposaunenchorleiter Jürgen Koch nahm mit Oberkirchenrat Preiser die Ehrungen vor. Besonders ausgezeichnet wurden Heinz-Dieter Schmidt, der seit Gründung 1964 im Posaunenchor Königsberg die Trompete bläst, und Hubert Rausch, der seit 40 Jahren aktiv ist, wobei er im Posaunenchor Dörflis begann und 1999 nach Königsberg wechselte. Für das 50-jährige Bestehen des Königsberger Posaunenchores erhielt Dirigent Wolfgang Fischer die Dankesurkunde überreicht.

Dankesurkunden und ein kleines Präsent erhielten auch alle Bläser, von denen schon etliche über 40 Jahre dabei sind, von der evangelischen Kirchengemeinde aus den Händen von Pfarrer Peter Hohlweg und Vertrauensfrau Helga Berthel. Bevor der eindrucksvolle Festgottesdienst, an den sich ein Mittagessen im "Goldnen Stern" anschloss, durch den Segen von Pfarrerin Claudia Winterstein und den Jubelchor mit dem Musikstück "Kommt zum Fest des Lebens" beendete wurde, bedankte sich Matthias Burkard im Namen der Posaunenchormitglieder bei Heinz-Dieter Schmidt, Reinhold Dellert und Dirigent Wolfgang Fischer mit einem Gutschein für ein "Krimidinner" mit ihren Ehegattinnen für deren großes Engagement.

Beim Mittagessen sprachen Grußworte Bürgermeister Claus Bittenbrünn, Dr. Werner Weismann, Pfarrer Peter Hohlweg, Vertrauensfrau Helga Berthel, Elisabeth Baier und Gerold Snater für den ökumenischen Kirchenchor.