Die Eltmanner Wallburg-Realschüler bekommen zwei Preise, die Lehrer und Eltern stolz machen. Eltmann ist nun "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" und "Fairtrade-School". Das setzt soziales Denken voraus.
"Ihr könnt die Welt verändern und schöner machen. Ich freue mich als Mutter, wenn meine Kinder an einer solchen Schule sind, die mehr macht als nur Wissensvermittlung. Ihr seid heute die erste Schule in Unterfranken, welche die Auszeichnung als ,Fairtrade-School‘ bekommt." Maria Zettelmeier vom Eine-Welt-Laden in Eltmann hielt mit ihrem Stolz nicht hinter dem Berg.
Einen besonderen Tag erlebten die Jugendlichen an der Wallburg-Realschule Eltmann - sie erhielten gleich zwei Auszeichnungen, die als "Fairtrade-School" und die als "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage". Beim "Tag der offenen Tür" zeigten sie, dass sie die Ziele und Kriterien für die Preise im Schulalltag leben.
Zwei prominente Paten Schulleiter Hendrik Heckel freut es, dass seine Realschüler Wertschätzung erfahren.
Übrigens auch durch zwei prominente Paten: Kinderbuchautor Paul Maar sagte einmal: "Rassismus raus aus Kinderbüchern". Er kritisierte: "Die Bücher, die ich meinen Kindern mitgebracht und vorgelesen habe, gefielen mir alle nicht. Sie waren verstaubt und konventionell und atmeten zum Teil noch den Geist des Dritten Reiches." Bekannt ist Paul Maar vor allem durch seine Sams-Bücher.
"Wegen seines Engagements gegen den Rassismus und seiner Courage, dafür einzustehen, baten ihn unsere Schüler, ihr Pate zu werden", sagte Schulleiter Hendrik Heckel. Das machte er.
Der zweite Pate, Weihbischof Ulrich Boom, sei eigentlich ein "ganz normaler Pfarrer" gewesen und 2002 berühmt geworden, erzählte Heckel weiter. Aus Protest gegen eine Kundgebung der NPD-Jugendorganisation habe er 20 Minuten die Glocken der Jakobuskirche läuten lassen, so dass die Kundgebung abgebrochen werden musste.
Dafür habe er den "Aschaffenburger Mutig-Preis" für Zivilcourage erhalten.
Seit 2008 ist Boom Weihbischof der Diözese Würzburg; er wurde auch schon "Don Camillo Frankens" genannt. Seine Courage und sein Engagement gegen Ausgrenzung und Rassismus seien der Grund gewesen, ihn zum Paten zu benennen.
Gerechtigkeit ist das, was zählt Weihbischof Ulrich Boom gratulierte und freute sich über sein Patenamt. Bei einem Afrika-Besuch vor Kurzem habe er erst gemerkt, wie er schilderte, dass man den Frieden nur erhalten könne, wenn es Gerechtigkeit auf Erden gebe. So gehöre es sich einfach nicht, dass man einen anderen Menschen wegen seiner Religion, Hautfarbe und anderen Gegebenheiten diskriminiere. "Dies ist auch in der Schule wichtig und wir sollten erfahren, dass Frieden in die Welt kommt, wenn wir ein großes und weites Herz haben.
Und wo Menschen anders reden, sollten wir auch etwas dagegen sagen. Punkt, Basta."
Paul Maar knüpfte an. "Ich habe in den Fremden Menschen gesehen, und dann hat sich die Fremdheit gleich gelöst", meinte er. Auf seiner Tournee zum "Fliegenden Kamel" begleiten ihn vier deutsche, zwei türkische und zwei Freunde aus dem Iran musikalisch, nun habe sich noch ein Jude angeschlossen. "Das ist eine wirkliche Einheit, und das ist ideal."
Die fünf Schülersprecher Maximilian Bauer, Anna Stappenbacher, Nicolas Arvanitis, Christian Reinhardt und Tim Grubert zeigten, welcher Geist an der Schule herrscht. Mit Tafeln und Symbolen von Neonazis und der Band "Störkraft" kamen sie auf die Bühne. Tim meinte "viele lassen die Rechten aus den Augen oder sehen tatenlos mit an, wie die Neonazi-Szene wieder populärer wird.
Doch genau durch dieses tatenlose Zuschauen gewinnen die rechten Gruppierungen immer mehr an Popularität."
Anna forderte: "So wollen wir den Rechten entgegentreten und vor allem an unserer Schule jeglicher Form von Rassismus keine Chance geben." Kosta erinnerte, dass einer der früheren Schülersprecher, Nick Küchler, auf dieses Thema aufmerksam machte. Er habe alle für dieses Schulprojekt begeistern können.
Maxi wies darauf hin, "dass Rassismus und Ausgrenzung auch nicht vor Schulen Halt macht. Um unserem Schultitel gerecht zu werden, möchten wir als Schulfamilie deutliche Zeichen gegen Gewalt und Diskriminierung setzen."
Patenschaft für Kinder Christian verwies auf die Patenkinder Soukeyna im Senegal, Anu in Indien sowie Noriel auf den Philippinen. "Wir ermöglichen ihnen, eine Schule zu besuchen. Zudem konnten wir bereits unsere Partnerschule St.
Helena in Südindien mit einem Stromgenerator ausstatten. Hierdurch nehmen wir einerseits kulturelle Unterschiede bewusster wahr und können andererseits mithelfen, dass zumindest einzelnen Kindern und Jugendlichen in diesen Ländern auch die Chance auf Bildung gegeben wird."
Gemeinsam wollen sie sich an der Schule gegen Diskriminierung und Rassismus, ausländerfeindliche Witze oder Hakenkreuz-Schmierereien wenden und eine offene Auseinandersetzung mit dem Thema suchen. Bildungsreferentin Zehranur Aksu von dem Schulnetzwerk "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" betonte, dass diese Auseinandersetzung bei jedem im "Klitze-Kleinen", im Herzen und im Klassenzimmer beginne und man Courage zeigen müsse. Sie überreichte die große Tafel "Schule mit Courage". Diese Auszeichnung sei Wertschätzung.
Die Neuntklässlerin Annika Giser erzählte, wie das Bewusstsein für fairen Handel im Erdkundeunterricht in der siebten Klasse begonnen hat. Durch den Pausenverkauf, Referate und Vorträge über Kinderarbeit sei das Interesse noch mehr geweckt worden. Inzwischen gibt es Schokoriegel und im Lehrerzimmer ausschließlich Kaffee aus dem fairen Handel.
Hanna Rüther von der Organisation "Transfair" würdigte, wie sie sagte, ein großes Engagement: "Ihr seid mit dieser Auszeichnung ziemlich weit vorne und sogar Spitzenreiter in Unterfranken ... Es ist großartig, wie dieser faire Handel hier in der Schule gelebt wird." Gerne überreichte sie an die 9a die Auszeichnung als "Fairtrade-School".