Dem Unrechtsregime entkommen

1 Min
So viele Arten von Ausweisen gab es in der damaligen DDR. Eberhard Eichhorn (Bild) zeigte sie den erstaunten Gästen in Pfarrweisach. Foto: Simon Albrecht
So viele Arten von Ausweisen gab es in der damaligen DDR. Eberhard Eichhorn (Bild) zeigte sie den erstaunten Gästen in Pfarrweisach. Foto: Simon Albrecht

Eberhard Eichhorn aus Ummerstadt referierte über Repressalien und seine Flucht aus der DDR.

Pfarrweisach "Ich bin wieder zuhause!" Dieses Resümee hat Eberhard Eichhorn aus Ummerstadt am Ende eines eineinhalbstündigen Vortrags vor rund 40 Gästen im Gasthaus Eisfelder gezogen. Damit schloss er seinen Bericht über die Vertreibung seiner Familie in der damaligen DDR im Rahmen der "Aktion Ungeziefer" und die Flucht der Familie aus dem sozialistischem Staat. Später folgte Eichhorns Neubeginn in der Bundeswehr und sein Eintritt in den Ruhestand im Jahr 1995. Seit 2007 lebt er mit seiner Frau wieder im elterlichen, zwischenzeitlich hergerichteten Haus in Ummerstadt - "wieder zu Hause".

Vor einem Monat bereits hatte Eichhorn beim Heimatverein in Pfarrweisach über die "Aktion Ungeziefer" referiert (wir berichteten), jetzt erzählte er dem interessierten Publikum von seiner Flucht aus der DDR .
"Es ist genug" habe damals, im Jahr 1958, sein Vater vor dem Entschluss, in den Westen zu fliehen, mit einfachen Worten vorgegeben.
Damals lebte die Familie nach der perfiden Vertreibungsaktion aus Ummerstadt in einem neuen Domizil in Lauscha, "wo mein Vater gemerkt hat, dass er Ummerstadt nicht mehr so schnell sieht".


Erste Station war Rothenburg

Im August 1958 habe die Familie einen Fluchtplan ausgearbeitet und nach einem Aufnahmeverfahren in einem Flüchtlingslager seien die Eichhorns einen Monat später aus Berlin "ausgeflogen" worden. Bei einer Tante im mittelfränkischen Rothenburg habe man damals zunächst Zuflucht gefunden.

1961 war Eichhorn dann in die Bundeswehr eingetreten, in der er eigenen Worten zufolge 1989 die Wende erlebt und mitgestaltet hatte, ehe er 1995 in den Ruhestand ging.


Ausweise zuhauf

Das war's im Zeitraffer. Dazwischen erzählte Eichhorn den Gästen in Pfarrweisach, wie es nach dem Krieg im Coburger Land aussah, dass Ummerstadt "schon immer zu Coburg gehörte", anstatt zu Hildburghausen, oder zeigte die vielen persönlichen Ausweise von der FDJ (Freie Deutsche Jugend) bis hin zum FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund).

Von 1949 bis 1961 seien 2,5 Millionen Menschen in den Westen geflohen - oder wollten fliehen. Damals seien mehr Menschen bei dem versuch gescheitert, in den Westen zu fliehen, als es Menschen tatsächlich glückte.
Der Vorsitzende des Heimatvereins, Horst Ruhnau, zeigte sich betroffen von den authentischen Eindrücken und Erzählungen Eichhorns und versprach, heuer mit dem Heimatverein Ummerstadt zu besuchen, worauf sich Eichhorn besonders freut.