Visualisierte Vorstellungskraft hilft beim Merken, erfuhren Eltern und Schüler in Ebern von einem Experten aus der Schweiz. 20 thailändische Begriffe wollte er den 200 Besuchern innerhalb von zehn Minuten in der Aula der Eberner Mittelschule beibringen. Dazu kam es nicht. Termindruck.
Aber die zwei Stunden zuvor hatte Gregor Staub (60) so manches Gehirn "entstaubt". Mit viel Witz und Esprit vermittelte er Methoden, wie man Lernen lernen kann, und sorgte für einen genüsslich-unterhaltsamen Abend, der viele Eltern verblüffte, nachdem er im Verlauf des Tages schon 700 Schülern und Lehrern seine Tricks verraten (und per DVD verkauft) hatte.
"Wahnsinn, dass so ein Top-Trainer nach Ebern kommt", befand Marcapo-Geschäftsführer Thomas Ötinger. "Der füllt sonst Riesen-Hallen. Wir könnten den nicht bezahlen." In Ebern tat er es kostenlos. "Bei Schulen verlange ich kein Geld, das hole ich mir bei den Managern", so Staub.
Nächster Termin: In vier Jahren Und damit ist er gut ausgebucht. Der nächste Termin, den Ulrike Zettelmeier, die Leiterin der Grundschule aus Maroldsweisach, mit ihm schon vereinbart hat: April 2018.
Die Rektorin hatte Staub bei einer Lehrerfortbildung an der Universität in Bamberg so begeistert, dass sie alle Hebel in Bewegung setzte, um ihn in den Baunachgrund zu holen. Mit Philipp Arnold, dem Rektor der Eberner Mittelschule, fand sie dabei den kongenialen Partner.
Neben allen Tricks, sich Begriffe und Zahlen visualisiert zu merken, hatte der Schweizer, der mittlerweile nach Liechtenstein "übergesiedelt" ist, viele Grundregeln parat, die die Eltern, zumeist Mütter, faszinierten. So auch das Kompliment: "Ich habe bei den Stunden heute Nachmittag gemerkt, was Sie für Genies daheim haben."
So etwas kommt an. Aber auch andere Sprüche. "Geben Sie Ziele und Strategien vor, aber zwingen Sie nicht zum Lernen und lassen immer Luft nach oben, um sich zu übertreffen."
Das Zauberwort zum Lernen: Motivation: "Diese Erkenntnis ist uralt, aber ich habe die Wege so definiert, dass sie es begreifen", lobte sich Staub selbst
- führte aber auch den Beweis an.
Im Selbstversuch begriffen die vielen Eltern binnen weniger Minuten, wie man sich 20 Begriffe über Symbole in der entsprechenden Reihenfolge oder die letzten zehn US-Präsidenten merkt. Die hatte Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) selbst am Tag danach noch parat.
Der Name des Stadtoberhauptes war für den Referenten ein Kinderspiel: "Der Mann, der die Henne würgt - Jürgen Hennemann." Beim Zeitungsredakteur war es etwas schwieriger, da blieb nach der kurzen Vorstellung nur der Vorname hängen: "Ralf klopft an die Wand." Lernen sei keine Gottesgabe, das könne man lernen. "Und dabei gibt es keinen Ansatz, dass ich das nicht kann.
Es kostet genauso viel Zeit, sich zu ärgern wie nachzulernen."
Dabei sollte den Kindern Selbstvertrauen eingeflößt werden: "Wenn ich etwas will, schaffe ich das, ohne dabei überheblich zu wirken." Schlechte Noten bekam das Schulsystem: "Im Kultusministerium wurde mir gesagt, dass man nicht zuständig ist,
wie man lernt, sondern
was man lernt." Und in den Schulstunden gebe es bessere Lernerfolge, wenn alle zehn Minuten darüber diskutiert würde, was der Lehrer gerade erzählt hat.
Dass es dann Tipps gab, wie man sich Witze merkt, passte ins Programm, auch ohne Thailand. Aber wie war nochmal der Vorname des Referenten?