Beim Bier kocht die Volksseele manchmal schnell

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Schenk ein, sagt der Bamberger, oder ich schenk' dir eine ein! 1907 gab es einen kleinen Krieg wegen einer geplanten Bierpreiserhöhung. Foto: Ralf Hirschberger/dpa
Schenk ein, sagt der Bamberger, oder ich schenk' dir eine ein! 1907 gab es einen kleinen Krieg wegen einer geplanten Bierpreiserhöhung. Foto: Ralf Hirschberger/dpa

Bierpreiserhöhung? Nicht mit den Bambergern! Die ziehen wegen eines Pfennigs schon mal in den Bierkrieg. Und gewinnen. Heute werden keine Schlachten mehr geschlagen, sondern nur kurz gejammert und dann geht es weiter wie bisher.

Man schrieb das Jahr 1907. In Bamberg war der Teufel los. Brauereien wollten den Bierpreis erhöhen, und zwar genau um einen Pfennig. Elf statt bisher zehn Pfennig sollte ein Seidla Bier kosten.

Die Biertrinker waren sauer, und einige Wirte machten die Erhöhung nicht mit. Sie streikten und schenkten das billigere Forchheimer Bier aus, und das ärgerte wiederum die Bamberger Brauereien.

Das Ende vom Lied: Die geplante Bierpreiserhöhung fand nicht statt. Es blieb bei zehn Pfennig. Die Volksseele in Bamberg beruhigte sich wieder. Bierruhe hergestellt.

Einen ähnlichen Aufschrei hat es bei den Preisabsprachen großer Brauereien in Deutschland nicht gegeben. Die Menschen haben sich, so scheint es, an solche Tricksereien gewöhnt. In anderen Branchen passiert das auch, und letztlich geht es vielleicht "nur" um ein paar Cent.
Die tun heute den Menschen weniger weh als der eine Pfennig, der vor über 100 Jahren das Fass zum Überlaufen gebracht hatte.

Weh würde den großen Brauereien tun, wenn die Verbraucher Schlüsse aus dem aktuellen Fehlverhalten der Großen ziehen würden. Etwa in der Form, dass die Kunden lieber das regionale Produkt kaufen, das Bier von der Brauerei vor Ort. Vielleicht ist das ein bisschen teurer, vielleicht ist es nicht so "in" wie der stark beworbene Gerstensaft aus der bunten Werbung. Aber es ist ein regionales Produkt, erzeugt mit Handwerkskunst und viel Kompetenz in einem Betrieb, der Arbeitsplätze schafft und ein Wirtschaftsfaktor ist.

Vielleicht bräuchte es öfter mal eine kochende Volksseele wie beim Bamberger Bierkrieg 1907, um Änderungen herbeizuführen. In der Vergangenheit hat es so viele Lebensmittelskandale gegeben, dass es dauernd Aufschreie geben müsste. Aber nach kurzem Jammern läuft alles weiter wie bisher.