Zur Erinnerung an einen Standhaften

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Auf einem Fensterbild im Chorraum der Marienkirche in Königsberg ist Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar zu sehen. Foto: Gerold Snater
Auf einem Fensterbild im Chorraum der Marienkirche in Königsberg ist Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar zu sehen.  Foto: Gerold Snater

Königsberg begeht die Herzog-Wilhelm-Kettenfeier mit einem Gottesdienst am Montag in der Marienkirche.

Am 27. Januar jeden Jahres findet in Königsberg in der Marienkirche ein Gottesdienst statt, der als Herzog-Wilhelm-Kettenfeier zur Geschichte der Stadt gehört. Er wird am Montag um 19 Uhr in der Marienkirche begangen. In dem Gottesdienst wird das Friedensgebet gebetet und das Abendmahl gefeiert. Die Schlossberggemeinde Königsberg fühlt sich noch heute mit der Rückkehr Herzog Wilhelms am 27. Januar verbunden. So hält sie ihre Jahresversammlung immer am Sonntag vor oder nach dem 27. Januar ab; in diesem Jahr am Sonntag, 26. Januar, auf dem Schlossberg.

Seinen Ursprung hat der Gottesdienst im Jahr 1625 - vor nunmehr 395 Jahren. Zu dieser Zeit wurde fast ganz Europa vom 30-jährigen Religionskrieg erfasst.

Die Reformation hatte das deutsche Volk in dieser Zeit in ein protestantisches und ein katholisches Lager gespalten.Von 1618 bis 1648 wurden ganze Landstriche verwüstet, wurde geplündert und gemordet. Die Bevölkerung wurde stark dezimiert. Dazu kamen Krankheiten wie Pest und Cholera, die viele Menschen dahinrafften.

Die Herzog-Wilhelm-Kettenfeier erinnert an Herzog Wilhelm, der am 11. April 1598 in Altenburg geboren wurde und ein Spross des Herzogshauses Sachsen-Weimar war. Von ihm ist ein Fensterbild im Chorraum der Marienkirche in Königsberg zu sehen. Zum Besitz dieses Hauses gehörten zu dieser Zeit auch Königsberg und rund 32 Dörfer, die dem damaligen Herzog Johann Ernst IV. untertan waren. Während sich der mehr um die Verwaltung kümmerte, beschritt sein Bruder Wilhelm die militärische Laufbahn.

In den Gebieten Deutschlands galt nur der Glaube, für den sich der Landesherr entschieden hatte. Diesen Glauben mussten auch die Bewohner des jeweiligen Gebietes annehmen. Das Weimarer Haus schloss sich als eines der ersten der Reformation an, und deshalb wurde auch Königsberg evangelisch. Die evangelischen Fürsten fanden sich 1608 zur sogenannten Union zusammen, die katholischen Fürsten zur "Liga".

Damit war, wie ein Chronist schreibt, der "erste Zunder des nachfolgenden Dreißigjährigen Krieges und anderer, darinnen entstandenen Unheils gelegt". Königsberg, das sich der Union angeschlossen hatte, lag eingekeilt zwischen den zur katholischen Liga gehörenden Bistümern Bamberg und Würzburg.

Darunter hatte Königsberg zu leiden. Während in den ersten Kriegsjahren des Dreißigjährigen Krieges bischöfliche Soldaten in Königsberg manchen Frevel verübt hatten, waren um 1632 rund 8000 Mannen unter der Führung von Tilly, dem Feldherrn der katholischen "Liga", in der Stadt einquartiert. In diesem Jahr wurde fast ganz Königsberg durch einen Stadtbrand ein Raub der Flammen. Eine Tafel am Tilly-Haus am Salzmarkt in Königsberg erinnert noch heute an diese Katastrophe.

Herzog Wilhelm nahm auf protestantischer Seite an diesem Religionskrieg teil. Dabei fiel er in den Diensten des Herzogs von Braunschweig in die Hände des Feindes und wurde in Neustadt in der Steiermark in Festungshaft gelegt. Dort sollte ihm die Freiheit erst wiedergegeben werden, wenn er als Fürst von der erkannten Wahrheit abfallen, also zum katholischen Glauben übertreten würde. Herzog Wilhelm blieb jedoch seinem Glauben treu.

Am 27. Dezember 1624 wurde Herzog Wilhelm unter der Bedingung, dass er nicht mehr zum Schwert greift, auf freien Fuß gesetzt. Gleich nach seiner Freilassung kündigte er dem Amtmann von Königsberg seinen baldigen Besuch an. Am 25. Januar 1625 traf er hier gegen Abend ein, wo er von der Bevölkerung mit großer Begeisterung erwartet wurde. Ein Chronist berichtet: "Am Mittwoch Nachmittag hat der Herzog gebeichtet (...) und auf den folgenden Tag, als den 27. Januarie das Heilig-Abendmahl in Christlich-Fürstlicher Devotion und Andacht empfangen und diesen Tag als einen Dank- und Freudentag mit Vor- und Nachmittagspredigt celebrieret."

Noch heute wird jedes Jahr in Königsberg "in Memoriam" Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar ein Gottesdienst abgehalten. Wie sehr Herzog Wilhelm mit dem "Castra Kunegesperch" verbunden war, ist daraus ersichtlich, dass er nach seiner Entlassung aus der Gefangenschaft zuerst nach Königsberg zurückkehrte, bevor er den Weg über Coburg nach Weimar nahm. Für sein Land war der standhafte Bekenner seines Glaubens später ein fürsorglicher Landesherr. Nicht zu vergessen, dass er am 27. Januar 1625 genau 12 000 Gulden für die Stadt Königsberg stiftete, von deren Zinsen alljährlich bis ungefähr 1770 ein Volksfest auf dem Schlossberg gefeiert wurde.

Die Herzog-Wilhelm-Kettenfeier hieß zunächst Schlossfest, da es sich um einen Dankgottesdienst in der Schlosskirche handelte. Es war der einzige regelmäßig in der Schlosskirche oder Burgkapelle stattfindende Gottesdienst. Sonst wurde die Kapelle nur genutzt bei Taufen des Adels oder Aufenthalten der Herzogsfamilie oder Hochzeiten von Burgbewohnern.

Die Bezeichnung Schlossfest hatte die Veranstaltung bis ins 18. Jahrhundert. Dann, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, verfiel die Burg und damit war irgendwann die Schlosskirche nicht mehr benutzbar. Sie fiel ein; das einzige Relikt ist die mächtige Steinsäule, die seit den 1970er Jahren im nördlichen Wallgraben aufgestellt ist.

Der Gottesdienst wurde in die Marienkirche mitten in der Altstadt verlegt. Nachdem der Name Schlossfest nicht mehr passend war, kam die Bezeichnung Kettenfeier auf, wohl in Anlehnung an den ersten bis elften Vers des zwölften Kapitels der Apostelgeschichte, in der es um die Gefangennahme und Befreiung des Apostels Petrus geht.

Kurz zusammengefasst: König Herodes nimmt Petrus gefangen, sperrt ihn ins Gefängnis; dort erscheint Petrus ein Engel und befreit ihn. Wahrscheinlich haben sich die Pfarrer oft Anregungen aus einer gedruckten Predigt von Johann Werner Krauß geholt. Die Herleitung aus der Apostelgeschichte mit der Gefangennahme Petris ließ man irgendwann weg, geblieben ist die Herzog-Wilhelm-Kettenfeier. Herzog Wilhelm starb im Alter von 64 Jahren am 17. Mai 1662 in Weimar.