Zeil profitiert von seiner Vielfalt

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Eine Szene von den Anfängen: Karlo Weiß (auf der Leiter), Horst Hartmann (rechts) und weitere Helfer haben vor 30 Jahren in einem Hof den Riesen-Träubel aus Bocksbeutel-Flaschen aufgehängt. Eine enorme Arbeit. Heute gibt es diese Trauben allerdings nicht mehr. Foto: Fotoclub Zeil
Eine Szene von den Anfängen: Karlo Weiß (auf der Leiter), Horst Hartmann (rechts) und weitere Helfer haben vor 30 Jahren in einem Hof den Riesen-Träubel aus Bocksbeutel-Flaschen aufgehängt. Eine enorme Arbeit. Heute gibt es diese Trauben allerdings nicht mehr.  Foto: Fotoclub Zeil
Eine Szene vom gestrigen Freitag: Rudolf Schlereth räumt auf dem Marktplatz eine Leiter in sein Auto. Der 83-jährige Knetzgauer ist seit 1985 "ohne Unterbrechung" beim Zeiler Altstadt-Weinfest dabei. Das Jubiläums-Polo-Shirt durfte er schon einmal überziehen. Foto: Klaus Schmitt
Eine Szene vom gestrigen Freitag: Rudolf Schlereth räumt auf dem Marktplatz eine Leiter in sein Auto. Der 83-jährige Knetzgauer ist seit 1985 "ohne Unterbrechung" beim Zeiler Altstadt-Weinfest dabei. Das Jubiläums-Polo-Shirt durfte er schon einmal überziehen.  Foto: Klaus Schmitt
 
Sie stärken sich, damit sie für die Stadtkapelle Zeil als Helfer in Form sind, von links: Norbert Strätz, Dietmar Herrnleben und Gerhard Kernwein. Auf dem Marktplatz bauen sie ihren Stand auf. Foto: Klaus Schmitt
Sie stärken sich, damit sie für die Stadtkapelle Zeil als Helfer in Form sind, von links: Norbert Strätz, Dietmar Herrnleben und Gerhard Kernwein. Auf dem Marktplatz bauen sie ihren Stand auf.  Foto: Klaus Schmitt
 
Auf das Ambiente kommt es an. In der Heckscheibe von Rudolf Schlereths Auto spiegelt sich das Fachwerk des Zeiler Marktplatzes.
Auf das Ambiente kommt es an. In der Heckscheibe von Rudolf Schlereths Auto spiegelt sich das Fachwerk des Zeiler Marktplatzes.
 
Letzte Arbeiten: Mitarbeiter des Stadtwerks prüfen Leitungen (im Hintergrund das Zeiler Käppele).
Letzte Arbeiten: Mitarbeiter des Stadtwerks prüfen Leitungen (im Hintergrund das Zeiler Käppele).
 

Engagement  Am heutigen Samstag beginnt das 30. Altstadt-Weinfest. Manche Helfer sind seit der ersten Großveranstaltung 1985 dabei und arbeiten nach wie vor gerne mit. Bei anderen lässt der Eifer nach. Gedanken über ein neues Konzept entstehen.

von unserem Redaktionsmitglied 
klaus schmitt

Zeil — Das Trio ließ sich nicht aus der Ruhe bringen: Auf einer Bierbank mitten auf dem Zeiler Marktplatz machten Norbert Strätz, Dietmar Herrnleben und Gerhard Kernwein am gestrigen Freitagmittag Brotzeit. Sie aßen Leberkäs-Brötchen und tranken ein Bier. Und blieben gelassen.
Einen Großteil ihrer Arbeit haben die drei Musiker von der Stadtkapelle Zeil schon erledigt. Ihr Stand steht. "Die Feinheiten fehlen noch", beschreibt Vorsitzender Norbert Strätz. "Es gibt noch zu tun", ergänzt Dietmar Herrnleben. Aber sie müssen sich nicht beeilen, denn sie sind weiter als andere Vereine, die Stände beim 30. Zeiler Altstadt-Weinfest auf dem Marktplatz und in den umliegenden Straßen und Gassen betreiben. Am gestrigen Freitag fand der Aufbau statt, heute geht's weiter.

"Es darf nichts fehlen"

Ein paar Meter weiter lädt Rudolf Schlereth gerade eine Leiter in sein Auto. Auch er ist vorangekommen mit der Arbeit für seinen Stand. Der steht genau gegenüber vom Marktplatz. Der 83-Jährige, bis 1988 Chef der gleichnamigen Bäckerei in Knetzgau, ist seit 1985 mit von der Partie. Er hat jedes Weinfest in Zeil mitgemacht ("ohne Unterbrechung") und spürt heute noch ein bisschen Nervenkitzel. Klappt alles? "Es darf nichts fehlen", weiß er. In den drei Tagen muss der Betrieb laufen, in den das ganze Unternehmen eingebunden ist, das jetzt seit vielen Jahren der Sohn betreibt. Und "es hat jedes Jahr geklappt". Es sei zwar viel Arbeit, sagt der 83-Jährige, aber der Knetzgauer macht sie gern.
Heuer darf er auf dem Zeiler Weinfest ein besonderes Polo-Shirt tragen. Ein weinrotes Kleidungsstück, das an insgesamt 65 Helfer der ersten Stunde verteilt wird. Der Förderkreis, der das Weinfest in Zusammenarbeit mit der Stadt organisiert, hat die Hemden herstellen lassen für alle Helfer, die schon 1985 dabei waren. Am heutigen Samstag soll beim Auftakt ein Foto mit allen "Erst-Helfern" geschossen werden.
Rudolf Schlereth ist ein echter Fan des Zeiler Weinfests. Er findet es im Vergleich mit anderen Veranstaltungen dieser Art "am interessantesten". Vor allem die Vielfalt ist es, die ihm gefällt. Und er ist dankbar dafür, dass Stadt, Bauhof und weitere Unterstützer helfend eingreifen.

Sorgen um die Zukunft

Aber er hat auch Sorge. Manche Vereine haben Probleme, genügend Helfer für die drei anstrengenden Tage aufzubieten. Einige Vereine haben in den vergangenen Jahren schon komplett aufgegeben und ihre Stände an andere Vereine weitergegeben.
Kein Wunder, dass es immer wieder Spekulationen und Gerüchte gibt, das Zeiler Weinfest stehe vor dem Ende. Das Wort "Aus" würde Thomas Fensel nicht in den Mund nehmen. Der Mitarbeiter der Stadt und Geschäftsführer des Förderkreises bestätigt aber, dass es Überlegungen gebe, "das Fest in eine andere Richtung gehen zu lassen". Es solle ruhiger und eventuell kleiner werden, "wenn es erforderlich ist". Feste in der Form, wie sie bisher mit viel Remmidemmi gefeiert wurden, seien nicht mehr zeitgemäß. Auch nicht mehr zeilgemäß? Im Herbst sollen laut Fensel Gespräche stattfinden über die künftige Ausrichtung.
Andere Veranstalter in anderen Orten machen sich ähnliche Gedanken, weiß er. Es gebe mittlerweile viel zu viele Feste mit Riesenspektakel. Heutzutage zielen die Gäste nach seiner Einschätzung mehr auf "Qualität und Ambiente".
Das soll natürlich nicht heißen, dass das Zeiler Weinfest nicht genügend Qualität hat. Die Helfer strengen sich an, damit die Besucher zufrieden sind. Vorerst stärken sie sich erst einmal selbst. Wie die drei Stadtkapelle-Musiker Gerhard Kernwein, Norbert Strätz und Dietmar Herrnleben. Der Vorsitzende Strätz ist am heutigen Samstag übrigens mehrfach gefordert. Er wirkt erst als Musiker beim Weinfest-Aufzug mit, und dann schlüpft er in das 30-Jahre-Weinfesthelfer-Hemd. Strätz ist auch von Anfang an dabei.