Würdevolle Bestattung für Tiere

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Tierbestatterin Stefanie Trum (rechts) platziert im Garten einen Gedenkstein für ein verstorbenes Tier. Ihre Mitarbeiterinnen Lendita Krasniqi (links) und Simone Schenk (mitte) waren ursprünglich selbst Kundinnen und unterstützen Stefanie Trum gerne. Foto: Jutta Rudel
Tierbestatterin Stefanie Trum (rechts) platziert im Garten einen Gedenkstein für ein verstorbenes Tier. Ihre Mitarbeiterinnen Lendita Krasniqi (links) und Simone Schenk (mitte) waren ursprünglich selbst Kundinnen und unterstützen Stefanie Trum gerne.  Foto: Jutta Rudel

In Wülflingen bei Haßfurt leitet Stefanie Trum seit zehn Jahren eine Tierbestattung. Aus Erfahrung wissen sie und ihre Kolleginnen, dass nicht nur um Menschen getrauert wird, sondern auch der Tiere immer häufiger gedacht wird.

Heute Abend leuchtet es auf den Friedhöfen, denn viele Angehörigen besuchen an Allerheiligen die Gräber ihrer Verstobenen. Mit dem katholischen Feiertag beginnt die Zeit der Besinnung und des Gedenkens der Toten. Viele denken hierbei in erster Linie an Verwandte, Freunde oder Bekannte - nicht aber an verstorbene Tiere. "Um Tiere wird genauso, wenn nicht manchmal sogar mehr getrauert als um Menschen", weiß Stefanie Trum. Sie hat vor zehn Jahren in Wülflingen bei Haßfurt das Tierbestattungsunternehmen "Chronos" gegründet.

Tiere genauso zu betrauern wie Freunde oder Familienmitglieder - das können Menschen ohne Haustiere, so Trum, nur schwer nachvollziehen. "Wir haben Kunden, die nicht so viel Geld haben. Sie fahren mit dem toten Tier bis zum Bahnhof, und wir holen sie ab. Dass sie dann einen halben Monat kaum noch Geld fürs Essen haben, ist ihnen egal", erzählt die Bestatterin. "Die Tiere sind heutzutage ja oft wie die eigenen Kinder", sagt ihre Kollegin Simone Schenk.

Sie und ihre Mitarbeiterin Lendita Krasniqi waren einst selbst Kundinnen bei Trum und kennen die Reaktionen.

Der Schmerz um das Tier

"Es ist doch nur ein Tier" - diesen Spruch hören Trauernde häufig. "Wir stehen da drüber", sagt Trum. Geeignete Mitarbeiter zu finden, das war für sie gar nicht so einfach. "Ich brauche Mitarbeiter, die unsere Kunden verstehen und sich in sie reinfühlen können, die Tiere auch als Freunde und Familienmitglieder verstehen." Immer wieder kam es vor, dass potenzielle Mitarbeiter Ekel dabei empfanden, ein totes Tier anzufassen. "Mich beruhigt das, es ist friedlich", sagt Krasniqi dazu.

Auf Wunsch holen sie die verstorbenen Tiere ab und transportieren sie in den Kühlraum des Bestattungsunternehmens. Einmal wöchentlich werden die Tierkörper ins Tierkrematorium "Himmelswelt" in Oedheim gefahren, nur ganz selten wird zu einem Tierfriedhof überführt. Während anfangs etwa drei Tiere die Woche abgeholt wurden, sind es heute "zwölf bis 30 Tiere pro Woche". Woran liegt die steigende Nachfrage?

"Die Leute informieren sich mehr", sagt Trum. "Viele wissen nicht, was passiert, wenn sie das Tier nach dem Einschläfern beim Arzt zurücklassen." Mittlerweile gibt es aber viele Tierärzte, die Flyer austeilen und Möglichkeiten aufzeigen, wie zum Beispiel eine Bestattung auf einem Tierfriedhof. Auch die Besitzer setzen sich häufiger mit dem Tod auseinander, um vorbereitet und beruhigt zu sein, wenn das Tier stirbt. "Häufig rufen Leute an, die sich Gedanken darüber machen. Ich habe zum Beispiel eine Kundin, die hat seit 2014 eine Urne dastehen, obwohl ihr Tier noch lebt."

Ein Allheilmittel gegen die Trauer gebe es nicht. "Manche fragen, ob es blöd klingt, wenn ich vor der Einäscherung noch ein paar Haare abschneiden und aufbewahren kann", erzählt die Bestatterin.

Urne fährt mit in den Urlaub

Das sei aber keinesfalls komisch. "Wir haben einen Kunden, der nimmt seine Urne mit in den Urlaub." Auch gebe es einen Kundenkreis, der immer einen Leichenschmaus abhält, wenn ein Vierbeiner verstorben ist. "Das sind Sachen, da muss man im ersten Moment schmunzeln, aber letztlich verarbeitet jeder die Trauer auf seine Weise." Sie weiß, wovon sie spricht, denn sie hat vor langem selbst einen treuen Begleiter verloren: ihre Hündin Lady. Sie starb nach 16 gemeinsamen Jahren. "Ich wusste nicht, ob ich hier wohnen bleibe. Ich wollte sie keinesfalls irgendwo einbuddeln lassen, wenn ich dann wegziehe." So ließ sie die Hündin bei einem Tierbestatter in Marktheidenfeld einäschern.

Gründung vor zehn Jahren

"Ich habe dort festgestellt: Das ist ein Beruf, der zu mir passt - etwas anderes", erzählt die gelernte Floristin. Damals nahm sie eine Praktikumsstelle an. Sie war überzeugt: Der Bedarf ist da. Der Weg bis zur Gründung ihrer Firma war dann voller Hürden. "Es gab sehr viele Hygienevorschriften, auch war das Veterinäramt zunächst überfragt, welche Auflagen sie mir stellen mussten, da das jede Stadt anders regelt." Um alles richtig zu machen, investierte sich anfangs sogar in einen Unternehmensberater. Immerhin gab es ein Jahr lang Fördermittel vom Arbeitsamt.

Im Lauf der zehn Jahre hat sich Trum ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut: "Wir arbeiten jeden Tag im Jahr, es wäre schön, noch mehr Unterstützung für die Spät- oder Wochenendschichten zu haben. Wir sind jetzt schon am Rödeln." Hinzu kommt, dass die Mitarbeiterinnen emotional von den Trauerfällen mitgerissen werden. "Die ersten Jahre habe ich mehr mitgeheult, aber es kommt noch vor", sagt sie. Ist das bei all dem Arbeitsstress nicht zusätzlich belastend? Da sind sich die drei Frauen dann doch sicher: keinesfalls. Dieser Beruf gibt ihnen Frieden.