Rödental fragte seine Jugend, was sie sich für die Stadt wünscht. In einer Zukunftswerkstatt wurde alles zusammengetragen. Jetzt hat die Politik viel, worüber sie nachdenken kann.
"Das alles, und noch viel mehr, würd' ich machen, wenn ich König von Deutschland wär", sang Rio Reiser. So hoch hinaus sollten die Jugendlichen nicht denken, die zur Zukunftswerkstatt eingeladen waren. Aber immerhin: Mit "Wenn ich Bürgermeister wäre ..." war ein Themenblock überschrieben.
Gebündelt trug Claudia Engelhardt vom Kreisjugendring (KJR) Coburg dem Stadtrat bei seiner Sitzung am Montagabend vor, was die Jugendlichen an Anregungen gesammelt hatten. Den Mitgliedern des Stadtrats wurde so der Blick geschärft für die Lebenswelt der Jugend in der Stadt, deren Anspruch an Mobilität beispielsweise ein anderer ist als der der Erwachsenen. So kritisierten die jungen Rödentaler, dass Bus und Bahn schlecht aufeinander abgestimmt seien, wenn sie nach Coburg oder Neustadt wollen und am Bahnhof das Verkehrsmittel wechseln müssen. Unpünktliche, ausfallende und verdreckte Züge fanden ebenso Kritik, wie oft defekte Kartenautomaten. Um leichter das Gleis 2 zu erreichen, wünschen sich viele Jugendliche eine Fußgängerunterführung.
Mehr und besser beleuchtete Fußwege standen auf der Liste mit Anregungen sowie mehr Zebrastreifen, besserer Winterdienst auf den Geh- und Radwegen. Nicht alle Überlegungen waren so nah an der Realität. Doch, wenn Wünsche auftauchten wie eine U-Bahn, Straßenbahn nach Neustadt oder eine Seilbahn, dann erinnerte Claudia Engelhardt: "Wir hatten den Jugendlichen ausdrücklich kein Denkverbot auferlegt." Sie sollten die Gedanken frei sprudeln lassen - und taten das auch, bis hin zum Wunsch nach einem Flughafen.
Dabei zeigte sich, dass Bildung einen wichtigen Stellenwert einnimmt. Gestaltung und Ausstattung von Schulen, mehr Personal und im Unterricht mehr Ökologie und weniger Deutsch, Mathe und Englisch sollte im Lehrplan enthalten sein, fanden die Schüler. Ausbildungsmessen, mehr Ausbildungsplätze und -möglichkeiten bis hin zu Studienangeboten in der Stadt zeigten das Interesse an einer fundierten Ausbildung.
Daneben stand aber auch das Thema Freizeit weit oben auf der Wunschliste. Fußballplätze, Verbesserung des Freibereiches am Schwimmbad, Trampoline, eine Sommerrodelbahn, einen Klettergarten, ein Motocross-Gelände oder eine Kartbahn und einen Golfplatz fänden die Jugendlichen gern in ihrer Stadt. Konkreter war der Vorschlag, den früheren Media Markt zur Eislaufhalle umzubauen.
Disco, Feierraum, Treffpunkte, die auch im Winter geeignet sind, ein Hip-Hop-Festival für den Sommer, Markenläden und Fastfood-Ketten wünschten sich die jungen Leute. Und wenn sie nun wirklich Bürgermeister wären? "Ich würde einmal in der Woche einen Treffpunkt ausmachen und dann mit allen, die kommen, Müll aufsammeln", stand auf der Liste. "So eine Aktion könnte ich mir tatsächlich mal vorstellen. Ich wäre auch gespannt, wer dann alles kommt", sagte Bürgermeister Marco Steiner (FW) nach den Ausführungen von Claudia Engelhardt.
Jutta Franz (FW), die Jugendbeauftragte des Stadtrats, erkannte in den Wünschen und Anregungen der Jugendlichen ein klares Bekenntnis zu ihrer Heimatstadt: "Das zeigt, dass es nicht so ist, wie oft behauptet, dass die Jugendlichen alle nur in die Großstadt wollen", sagte sie. Sie stünden zu ihrer Heimat - wenn diese ihnen die Möglichkeit gibt, hier Ausbildung und Arbeit zu finden.
Sie bezeichnen den Trinkwasserpreis in Rödental als "familienfreundlich". Gestatten sie mir den Hinweis, dass wir Rödentaler (auch nach dieser überfälligen Preissenkung) immer noch die höchsten Wasserpreise in Deutschland zahlen. Vergleich Trinkwasser: Coburg € 1,85, Neustadt bei Coburg € 1,53, Rödental € 2,80 (ab 1.1.20 € 2,56). Ich sehe hier keinerlei Familienfreundlichkeit.
Abgesehen davon ist die nun wegfallende Konzessionsabgabe ungesetzlich. Die Stadt Rödental hat jahrelang jeden Rödentaler Bürger unrechtmäßig über die Konzessionsabgabe mit rechtswidrigen Gebühren belastet. Ich hätte von den verantwortlichen Medien im Landkreis Coburg eher eine Rüge erwartet und keine Lobeshymne.
Grüße
Horst Broscheit, Rödental-Einberg