Infoversammlung In Weingartsgreuth trafen sich Bürger, um sich über die geplanten Windräder informieren zu lassen. Dabei kamen vor allem die Windkraft-Gegner zu Wort.
von unserer Mitarbeiterin Evi Seeger
Weingartsgreuth — Auf der Fotomontage waren die Windräder schon aufgerichtet und "störten" die idyllische "Postkartenansicht" des Weingartsgreuther Schlosses. "Pro und kontra Windpark Wachenroth" stand über der Infoversammlung, zu der eine Interessengemeinschaft mit Erich Weichlein als Sprecher eingeladen hatte. Gut hundert Personen, darunter viele auswärtige, interessierten sich für das Thema. Von "pro" Windkraft war im Kronensaal allerdings nichts zu hören, denn nach Meinung der Veranstalter sprechen für die Windkraft nur finanzielle Gründe und zwar die der Windkraftlobby. Mit dieser ging man denn auch hart ins Gericht. Referent Johann Waldmann, 84-jähriger Diplom-Ingenieur aus Uffenheim, warf der Windkraftlobby gar "Betrug an den Menschen" vor.
Nun war es ja nicht die erste Versammlung zu diesem Thema.
Bereits im Juli 2014 hatte die Gemeinde eingeladen und Gegenwind aus der Bürgerschaft gab es in dieser Versammlung nicht. Damals sollte das Projekt noch mit der N-ergie aus Nürnberg verwirklicht werden. Inzwischen engagiert sich "Wind, Wust und Sonne" als Projektant für das Bürgerwindprojekt. Auch bei Erich Weichlein als dem Koordinator der Interessengemeinschaft scheint sich einiges geändert zu haben. "Ich bin vom Dulder zum Gegner von Windkraftanlagen geworden", ließ er in der Versammlung hören. Das Thema sei ihm so wichtig, dass er als eingefleischter Clubberer sogar auf ein Spiel verzichtet habe.
Die Zeit drängt, denn für das Windprojekt steht jetzt die Bauleitplanung an. Der Flächennutzungsplan der Gemeinde muss geändert und ein vorhabensbezogener Bebauungsplan aufgestellt werden.
Weichleins Anliegen ist es, dass möglichst viele Bürger bereits in der frühzeitigen Beteiligung ihre Bedenken und Einwände gegen die Windräder anmelden. Später vorgebrachte Einwände hätten keinen Einfluss mehr. Jetzt können die Bedenken sogar bis 15. September eingebracht werden, denn die ursprüngliche Frist bis 31. August wurde auf Wunsch der Initiative verlängert.
20 Jahre damit leben
Die Standorte der geplanten Windräder liegen südöstlich der Rastanlage Steigerwald: Zwei auf Gemeindegrund, das dritte im Staatsforst im gemeindefreien Gebiet "Birkach". Die Entfernung zum Ortseingang von Weingartsgreuth betrage etwa 800 Meter, bis zum Schloss ziemlich genau einen Kilometer. Mit einer Masthöhe von 147 Metern plus der Hälfte des Rotorblattes habe man es "mit einer neuen Höhe von 212,5 Metern zu tun", gab Weichlein bekannt.
Die Windräder von Mühlhausen wären 199 Meter hoch. Nach der seit November 2014 geltenden 10-H-Regelung würde dies einen Abstand zur Wohnbebauung von mindestens 2000 Metern bedeuten. Die Gesetzeslage sei auf Seiten der Bürger, so Weichlein: "Wenn Sie den 10-H-Abstand wollen, kriegen Sie den auch." Würden genügend Einwendungen geltend gemacht, werde die Gemeinde das zu würdigen wissen und den Windpark noch einmal überdenken. "Kommen aber die Windanlagen, dann müssen wir zwanzig Jahre damit leben und die Auswirkungen treffen jeden von uns."
Johann Waldmann versuchte zu vermitteln, dass Windräder in diesem Schwachwindgebiet (5 bis 5,2 Meter pro Sekunde) nicht wirtschaftlich betrieben werden können. "Um einigermaßen arbeiten zu können, braucht man 6 Meter pro Sekunde."
Überhaupt hält er nichts von einer "Stromwende" durch Windkraft und Photovoltaik, denn diese sei viel zu teuer.
Waldmanns Credo lautet Energiewende, so durch Fahren kleinerer Autos und Einsparen von Heizenergie. Windstrom - "Zappelstrom" wie Waldmann ihn nennt - sei zudem nicht zuverlässig und lasse sich nicht speichern. Nur wenn konventionelle Kraftwerke dahinter stünden, lasse sich die unterschiedliche Windernte ausgleichen.
Mit dem Weingartsgreuther Klaus Endres lieferte sich Waldmann am Ende ein richtiges Wortgefecht. An Speichermöglichkeiten werde geforscht, so die Meinung von Endres. Waldmann schien die Forschung hingegen mehr als ein Deckmäntelchen zu sehen. Jetzt auf fossile Brennstoffe zu setzen, wäre doch rückwärts gedacht, konterte Endres. Aufgabe der Forschung sei es, Neues anzugehen, auch wenn dies noch unwahrscheinlich erscheine.
"Zum Scheitern verurteilt"
Ein wichtiges Argument der Windkraftgegner war die Wirtschaftlichkeit.
Weichlein sieht die Gefahr, "dass die Windräder pleite gehen". Sinke die Einspeisung mehrere Jahre unter zehn Prozent der prognostizierten Menge, sei der Windpark in Gefahr. "Unser Windpark ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Wir rennen sehenden Auges ins Verderben", glaubt er. In den ersten Jahren würden die Investoren davon nichts merken. Da gebe es auch noch keine Ausgaben für Reparaturen und Tilgung.
Wie vorzugehen ist, hat der Weingartsgreuther Gastronom bereits im Planfeststellungsverfahren zur Rastanlagenerweiterung gelernt. Er hat daher Blätter für die Einsprüche vorbereitet. Gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Infra-Schall (für das menschliche Ohr nicht hörbare Frequenzen), Wertminderung der Grundstücke und Immobilien können demnach ebenso geltend gemacht werden wie die Zerstörung der Ansicht des Schlossensembles. Hinzu kommen "allgemeine Einwände" wie die Zerstörung der Landschaft, Gefahren für Vögel und Fledermäuse, Belästigung durch Schattenwurf oder Leuchtsignale, die Gefahr eines Motorbrands ohne Möglichkeit des Löschens und anderes mehr.
Warum schließt man nicht die Windräder zusammen und baut eine Anlage die zusätzlich aus einem Elektrolyseur besteht, welcher aus überschüssigem Windstrom mittels der Power-to-Gas-Technologie Windgas (Wasserstoff – Methan o.ä.) erzeugt, einem Verdichter, einem Wasserstoffspeicher sowie einem Blockheizkraftwerk, mit dem der Wasserstoff in Zeiten geringer Windstromeinspeisung rückverstromt werden kann. Die bei diesem Prozess anfallende Wärme könnte man dann auch noch zur Beheizung von Häusern oder Gemeindebauten nehmen. Wenn man alles gut durchdacht machen würde, könnte man sogar Solar und die Biogasanlagen von der Umgebung mit einbeziehen.
Aber das würde bedeuten das mehrere Gemeinden miteinander arbeiten müssten. Wenn da nicht der Zug schon abgefahren ist. Wobei ich auch bedenken habe, wenn ein ehm. im Kraftwerksbau tätige Ingenieur wieder die Kohlekraft hoch leben lassen möchte.
Wer verstehen will warum die Energiewende nicht so richtig funktioniert muß sich schon eine Weile mit der Thematik auseinandersetzen. Ansonsten ist es nicht möglich zu erkennen, welche Partei hier einen Unfug erzählt und wer nur seine finanziellen Interessen im Hinterkopf hat. Dabei sollte man das WWW nutzen, da in den öffentlichen Medien kaum bzw. garnicht über die hunderte von Bürgerinitiativen berichtet wird, die sich schon gegen Windrad-Industrieanlagen wehren. Da ist es nur logisch, dass immer mehr Windkraftgegner auftreten und versuchen ihr Wissen zu vermitteln. Leider sind manche Fakten unbequem z.B. ist die Speicherung von Energie prinzipiell durchaus möglich, aber finanziell sehr teuer. Man muß schon bereit sein 60-90 Cent pro kWh zu bezahlen. Diese Kosten ergeben sich einfach aus den Wandlungsverlusten zwischen elektrische Energie und z.B. Power-to-Gas. Da kann man leider die physikalischen Gesetze nicht ignorieren.
Zum Thema Wirtschaftlichkeit reicht es sich den Mühlhausener Windpark anzuschauen. Folgende "Prognose" findet man noch auf der Homepage der Firma Wust - Wind & Sonne: "Bei Zugrundelegung der beiden Ertragsgutachten und unter Berücksichtigung von Abschlägen in Höhe von insgesamt 12% wird ein jährlicher Energieparkertrag von ca. 22,7 Millionen kWh erwartet (Prognose)." In bay. Windatlas findet man für 2013 den Wert von 18,8 Millionen kWh. Wenn ich also richtig rechne haben sich die sogenannten Gutachter um 30% vertan. Ihr Honorar haben diese Experten aber sicher zu 100% bekommen. Wer die Winderträge aller näherern WKAs betrachtet wird bemerken, dass die Volllaststunden der Anlagen den Wert von 1600 - 1800 erreichen. Also viel zu wenig um auf Dauer die Anlage rentabel zu betreiben. Spätestens wenn die Anlage 12-15 Jahre alt ist und die ersten größeren Reparaturen bzw Wartungen anstehen, sollte man sich vor Augen halten, dass WKAs keine Wunderwerke sind, sondern eine normale Industrieanlage (die unsere Natur zerstören).
Reiner Pracht