Ob Mann oder Frau, das weiß man nicht genau, bei France Delon. Der Rappenkeller war einen Abend mit dem Damenimitator ganz in rotes Licht gehüllt.
Ein feingliedriger Mann steht hier, Jeans, sportliches Shirt, Brille und mangelndes Haupthaar: France Delon oder Frank Conrady, wie in der Geburtsurkunde steht. Die 66 sieht man ihm nicht an, auch jetzt nicht, eine halbe Stunde nach der großen Show auf dem Rappenkeller. Ein volles Programm als Entertainer hat er hinter sich. Oder muss es jetzt heißen, hat sie hinter sich? France Delon ist Travestiekünstler.
Eine Stunde, so erzählt er freimütig, hat es gedauert, bis aus dem Durchschnittsmann die große Diva wurde, die auch die Forchheimer in die Welt des glitzernden Scheins entführt. Mit einer Stimme, die irgendwo zwischen Zarah Leander und Daliah Lavi changiert - selbst dann, wenn sie einen Song von Helene Fischer interpretiert und die Perücke eher Assoziationen zu Marilyn Monroe und ihrer Epoche weckt.
Nicht "Atemlos" singt er/sie, auch wenn zwischendurch die Anstrengung des Bühnenauftritts zu spüren ist. Und das sagt er auch offen: Es ist anstrengend, gerade in seinem Alter, die Leichtigkeit der Bühnenshow zu erreichen. Die Beine - makellos und unendlich lang - die seien noch das geringste Problem. High Heels auf der Bühne hieße nun mal Stunden nur auf dem Ballen stehen. "Das hält die Muskeln bis in den Oberschenkel straff." Schöne Beine, ohne Neid konzedieren ihm das auch die weiblichen Fans.
Und davon hat er jede Menge, manche schon über viele Jahre. Das merkt man allein schon am frenetischen Applaus zur Begrüßung. Eine der Fans ist Andrea Zirngibl. Alle zehn Auftritte in Forchheim hat sie begleitet. "Ich helfe immer mit, die Bühne zu dekorieren. Der Konni Herzing stellt ihm einen roten Sessel hin und ich mache ihm jedes Mal ein Kissen dazu." Diesmal hat sie eine goldene Zehn draufgestickt.
Zehn Mal in Forchheim, -zig Mal auf der Aida oder in Schmidt's Theater in Hamburg oder im Paradiesclub in Nürnberg.
Zuhause in der Welt des Glamours
France Delon ist in der Welt des Glamours seit Jahrzehnten zuhause, immer changierend in der Perspektive Mann-Frau. Als Damenimitator bezeichnet er sich schlicht, weist Comedian weit von sich. Mit Mario Barth, der Hallen und Stadien füllt, will er nicht verglichen werden. Das wehrt er ab und wird ein einziges Mal an diesem Abend politisch: "Auch Hitler hat ganze Stadien gefüllt."
Da sind im erotische Anspielungen lieber, Doppeldeutigkeiten, deren Hintersinn er gern dem Publikum überlässt. Selbst über die Deutsche Bahn, die er nach Nürnberg genommen hat, als er am Morgen in Kiel von der Aida ausschiffte. "Du sollst das Leben in vollen Zügen genießen", kommentiert er die offenbar wirklich stressige Anfahrt.
Das Leben auf dem Kreuzfahrtschiffen muss für etliche Gags herhalten. Dass er das Vorprogramm des Künstlers "Der Tod" war, dass die Reisenden richtig dumme Fragen stellen, auf die es nur noch dümmere Antworten gibt...und immer wieder das eigene Alter. Oder Reaktionen auf Reaktionen aus dem Publikum, wie zu einer zufällig noch essenden Frau: "Einen guten Appetit wünscht ihr Transvestit". Extemporiert er hier nur oder hat er gar keinen Roten Faden? Man kommt ins Grübeln, so leicht, so locker, so situativ kommt alles daher. Da passt der Konni Herzing als Stichwortgeber: "You are simply the Best". Damit hat er nicht nur den Tina-Turner-Song anmoderiert, sondern auch noch eine Überraschung inszeniert: Mit Wunderkerzen begleitet das ganze Publikum den letzten Song.