Im Oktober 1953 wurden 28 Mädchen und 26 Jungen aus den heutigen Coburger Stadtteilen Neuses, Bertelsdorf und Glend in die damalige Volksschule Neuses eingeschult. Nun nutzten sie die Gelegenheit eine...
Im Oktober 1953 wurden 28 Mädchen und 26 Jungen aus den heutigen Coburger Stadtteilen Neuses, Bertelsdorf und Glend in die damalige Volksschule Neuses eingeschult. Nun nutzten sie die Gelegenheit eines Klassentreffens, nach rund 60 Jahren die heutige Grundschule Neuses zu besichtigen. Sie nutzt bereits die ehemalige Hausmeisterwohnung im Obergeschoss des Altbaues und wird im Herbst eine offene Ganztagsschule.
Von den 54 Schülern seien bereits 13 gestorben, 17 hätten zu dem Treffen zugesagt, berichtete Fred Matthes, der seine ehemaligen Mitschüler jedes Jahr im April und im Oktober zu einem Wiedersehen einlädt. Sie waren von Bonn, Wiesbaden, München, Ingolstadt oder Hof angereist. "Unser erstes Klassenzimmer befand sich in der Ratsschule in der Friedrich-Rückert-Straße 25. Unsere Lehrerin war Frau Zimmermann", erinnerte er sich.
Das erste Kinderfest fand am 4. Juli 1954 auf der Rückert-Wiese statt, die sich zwischen dem heutigen Spielplatz am Rückertpark und dem früheren Sportplatz des TV Neuses befand. "Die älteren Schüler mussten die Wiese erst von den Hinterlassenschaften der dort weidenden Kühe befreien", erzählte Matthes schmunzelnd. Das Fest sei wegen Regens abgebrochen worden. Am selben Tag und ebenfalls bei Regen habe in Bern die deutsche Fußball-Nationalmannschaft das Endspiel der Weltmeisterschaft gewonnen, was in der Gaststätte Felsenkeller zünftig gefeiert worden sei.
Später besuchten die Schüler die alte Schule in der Friedrich-Rückert-Straße 36, an deren Stelle die Sparkasse viele Jahre eine Filiale betrieben hat. Die letzten Schuljahre verbrachte der Jahrgang gegenüber im heutigen Schulgebäude. Matthes rief die Namen von Rektor Berthold Weiß und der damaligen Lehrer Heinz Höllein, Emil Koch, Herbert Kirsten, Emil Zimmermann, Dieter Bartsch, Renate Czygan und Fräulein Rossow in Erinnerung.
"Schülerinnen und Schüler der Schule aus allen Klassen führten beim letzten Tag der offenen Tür die Besucher durch die Grundschule", erklärte Schulleiterin Jasmin Müller-Alefeld und stellte die Schülerinnen Marie und Emilia aus der 4. Klasse vor. Souverän führten beide Mädchen die Besucher durch Klassenzimmer, Werkraum und über den Schulhof und berichteten von ihrem Alltag in der Schule. "Die Mädchen sprechen ja reines Hochdeutsch", staunte eine Besucherin.
Die 1. Klasse habe ein festes Klassenzimmer, damit nicht alles umgeräumt werden müsse, erklärte Marie. "Und jeder lernt kostenfrei ein Instrument und singt im Chor", berichtete Emilia stolz. So finden sich Gitarre, Geige oder Keyboards in den Zimmern. In jedem Klassenzimmer steht eine Dokumentenkamera, fiel den Besuchern auf. Unter sie legt man ein Bild oder einen Text, der mittels Beamer oberhalb der Tafel an die Wand gestrahlt wird. "So können es alle Kinder sehen und es mit der Lehrerin besprechen", erklärte Müller-Alefeld. Die digitale Technik ist längst auch in der Grundschule angekommen. An Tablets lernen die Schüler, mit dem Internet zu arbeiten. "Was die Kinder im Werkraum basteln, verkaufen sie an einem Stand auf dem Coburger Weihnachtsmarkt", berichtete die Schulleiterin. Der Erlös trage auch zur Finanzierung des Musikprogramms an der Schule bei.
30 Prozent der Schüler seien Kinder von Migranten, berichtete Müller-Alefeld. Zwölf Mentoren und eine Vielzahl an Materialien unterstützten diese Kinder darin, neben dem Unterricht in Lesen und Schreiben die deutsche Sprache zu erlernen. "Im Arabischen werden die Buchstaben o und u ähnlich ausgesprochen", wusste die Schulleiterin. Für Probleme der Kinder selbst, untereinander oder in ihren Familien stehe der Grundschule Neuses eine Sozialpädagogin zur Seite.