Die Einzelteile der Martern aus der Welitscher Flur hatte man einst achtlos gelagert. Ab 1974 wurden sie wieder aufgebaut.
Mit den fünf Martern, die einstmals auf dem Gemeindegebiet von
Welitsch standen, ging man im Laufe der Zeit nicht gerade zimperlich um. Es war beschämend für die Bürger und für die Kommune gleichermaßen, in welchem bedauerlichen Zustand sich die religionsgeschichtlichen Denkmäler befanden. Unser Mitarbeiter Roland Graf erinnert sich:
"Im Jahre 1973 fand ich von den insgesamt fünf Martern aus dem 18. Jahrhundert nur noch vier in Fragmenten vor.
Zwei Sandsteinsockel und zwei Aufsätze mit Heiligendarstellungen hatte man zusammengetragen und an einer Scheune am Ortsrand abgelegt, an der einstmals der alte Kirchenweg vorbei führte.
Teile im Morast versunken
Einen weiteren Aufsatz mit Heiligenreliefs fand ich nach stundenlangem Suchen in einem morastigen Flurstück am Weg nach Neukenroth.
Diesen aufzuspüren war nicht einfach, denn der Stein war eingesunken und seine Oberfläche mit einer dicken Moosschicht bedeckt. Das einzig Positive an dieser Situation war, dass durch das Einsinken in den feuchten Boden die Bildhauerarbeit recht gut erhalten war. Man konnte erkennen, welche Ausstrahlung einst von diesem prächtigen Flurdenkmal ausging.
Der dazugehörige Sandsteinsockel lag etwa 100 Meter vom Aufsatz entfernt ebenfalls im Sumpfgelände, woraus sich schließen lässt, dass die Marter nicht einfach eingestürzt war und liegen blieb, sondern dass man schon versucht hatte, die wertvollen Teile zu "sichern".
Sockel und Aufsatz der vierten Marter, die in der Nähe des Steinbruchs stand und die ebenfalls am Boden lag, hatten umsichtige Bürger zur Sicherung mit in die Ortschaft genommen und im Garten aufbewahrt.
Fundament für eine Garage
Auch der Verbleib der
fünften Marter konnte geklärt werden. Wie ich in Erfahrung brachte, wurden die Fragmente in handliche kleine Stücke zerschlagen und als Roulierung in den Boden einer Garage eingearbeitet.
Dass die Wiederherstellung der vier Martern längere Zeit in Anspruch nehmen würde, war allen heimatkundlich Interessierten klar. Wo aber beginnen? Als Erstes folgte ein Gespräch mit der Kirchenverwaltung. Dabei wurde die Bitte geäußert, sich an der Rettungsaktion zu beteiligen, um diesen trostlosen Zustand der Flurdenkmallandschaft in Welitsch zu beenden.
Spontan erklärten sich die Mitglieder dazu bereit, die Restaurierungskosten für eine Marter zu übernehmen. Es sollte jene Marter sein, die einstmals am alten Kirchenweg nach Rothenkirchen in der Nähe des Steinbruchs stand. Man einigte sich darauf, sie fortan am östlichen Ufer der Tettau aufzustellen, gegenüber der katholischen Filialkirche St. Anna.
Inschrift eingemeißelt
Am Sockel der reich verzierten Marter befindet sich eine eingemeißelte Inschrift mit dem Namen des einstigen Stifters. Sie lautet: "Hoch gelobt sey die aller Hei. Treyfaldigk. Hannß Büttner von Welitsch Anno 1749."
Am 2. November 1974 herrschte schlechtes Wetter, als Mitglieder der Kirchenverwaltung und Mitarbeiter des heimatkundlichen Arbeitskreises des Landkreises Kronach die von Bildhauer Heinrich Schreiber restaurierte Marter ohne maschinelle Hilfe auf ein vorgefertigtes Fundament setzten. Mit großer Freude nahm die Bevölkerung zur Kenntnis, welch wertvolles Flurmal hier erhalten werden konnte.
So blickt das Relief der Heiligen Anna Selbdritt zur Welitscher Anna-Kirche.
Gegen Süden gerichtet ist die Krönung Mariens zu sehen, gegen Osten die Glosberger Muttergottes, und gegen Norden erblickt man die Fünf Wunden Christi.
Abschließend rief der Kreisheimatpfleger dazu auf, auch die anderen Martern wieder in einen würdigen Zustand zu versetzen. Gleichzeitig kündigte er an, dass die Finanzierung des nächsten Objektes der Arbeitskreis für Heimatpflege übernehmen werde.
Zusage eingelöst
Am 23. Juli 1975 wurde die Zusage eingelöst, die Einzelteile nach erfolgter Restaurierung in privaten Autos von Kronach nach Welitsch zu transportieren und im Garten von Hausnr. 32 aufzustellen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter waren damals Konrad Ruppert, Werner Lang und ich.
Abschluss 1982
Im Zuge der Flurbereinigung gelang es schließlich im Jahre 1982, auch die beiden letzten Sandsteinmartern restauriert aufzustellen und an die Bevölkerung zu übergeben.
Bleibt nur zu wünschen, dass in Zukunft die Flurdenkmäler wieder geachtet werden, damit die im religiösen Brauchtum verankerten Denkmäler unserem Frankenwald erhalten bleiben."