Tulpen für drei Ausnahmemusiker

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Emotionsgeladene Musizierlust bestimmte die Kammermusik auf Kloster Banz mit (von links): Vladislav Popyalkovsky, Andreas Weimer und Indrek Leivategija. Foto: Andreas Welz
Emotionsgeladene Musizierlust bestimmte die Kammermusik auf Kloster Banz mit (von links): Vladislav Popyalkovsky, Andreas Weimer und Indrek Leivategija. Foto: Andreas Welz

Ein exquisites Klaviertrio-Programm bot im Banzer Kaisersaal Musik-Folklore auf höchstem künstlerischen Niveau.

"Folklore" ist der Titel der diesjährigen Kammerkonzerte auf Kloster Banz. Leiter Achim Melzer, Cellist bei den Bamberger Symphonikern, präsentiert mit bekannten Künstlern Musik-Folklore, die direkt aus dem Volk stammt und dessen Wünsche, Bestrebungen und künstlerischen Geschmack widerspiegelt.
In der Standardbesetzung des Klaviertrios war unlängst im Kaisersaal ein Klaviertrio-Programm zu hören, das neben dem Hauptwerk dieses Konzert-vormittags, Antonin Dvorák Klaviertrio Nr. 4 e-Moll op. 90 Dumky, auch zwei unbekannte Stücke beinhaltete: Enrique Granados Klaviertrio in C-Dur op. 50 und das Klaviertrio Nr. 4 in d-Moll op. 792 von Hans Franke.
Zu den beiden Bamberger Symphonikern Vladislav Popyalkovsky (Violine) und Indrek Leivategija (Violoncello) gesellte sich der Pianist Andreas Weimer. Er erfüllt derzeit einen Lehrauftrag für Klavier an der Universität Bamberg und ist Dozent an der Berufsfachschule für Musik in Sulzbach-Rosenberg. Weimer ist längst kein Unbekannter mehr in der Kammermusikreihe auf Kloster Banz und ein sehr gern gesehener Gast.


Leuchtende Harmonik

Das Konzert wurde mit dem Klaviertrio des spanischen Komponisten Granados eröffnet. Cello und Geige unterwarfen sich dem Klavier, das mit leuchtender Harmonik und reichen pianistischen Farben die Nostalgie der Romantik widerspiegelte. Unverkennbar waren spanische Elemente, die von den Musikern hervorgehoben wurden. Granados bereitete in seinen Werken den Weg Spaniens in die Moderne. Der Ausnahmekomponist starb mit 48 Jahren, als sein Schiff 1916 - auf der Rückreise aus den USA - im Ärmelkanal von einem deutschen U-Boot torpediert wurde.
Eigentlich erwarteten die Zuhörer mit Hans Frankes (1882-1971) Klaviertrio in d-Moll eine moderne Komposition. Doch sie hörten ein aufbrausend-melodisches, lieblich-zartes und furioses Werk der Spätromantik. Frankes Liebe, er komponierte unter anderem sechs Sinfonien und acht Messen, galt aber auch der Film- und Zirkusmusik. Elemente davon waren im abschließenden Satz "Allegro quasi presto" herauszuhören.
Nach der Pause erklang Dvoráks beliebtestes Werk für Violine, Violoncello und Klavier: das Klaviertrio Nr. 4, das Dumky-Trio. Es ist zwar in der Besetzung, nicht aber der Form nach ein klassisches Klaviertrio. Dvorák selbst nannte es ganz bewusst nicht Klaviertrio Nr. 4, sondern schlicht Dumky.
Die Dumka ist ein ursprünglich aus der Ukraine stammender Tanz. Die Musiker arbeiteten das Merkmal der Tänze, den zweimaligen Wechsel zwischen langsam und schwermütig sowie schnell und ausgelassen feinfühlig heraus. Sie überzeugten mit künstlerischer Intensität, und die Zuhörer erlebten vom ersten Ton an den zunehmend faszinierenderen Ablauf emotionsgeladener Musizierlust.
Achim Melzer verabschiedete sich bei den drei Ausnahmemusikern mit weißen und roten Tulpen, doch die Zuhörer wollten sie noch nicht gehen lassen. Bei der Zugabe erklang der dritte Satz des Klaviertrios in g-Moll von Bohuslav Martin. Auffällig bei dem ostböhmischen Komponisten ist ein stets enger Bezug zur tschechischen Volksmusik. Das Trio interpretierte den Satz vital und tänzerisch. Besonders differenzierten sie die Rhythmik, eine reizvolle Spannung zwischen regelmäßigen und unregelmäßigen Elementen sowie ständigem Taktwechsel.