Brigitte Krause Wenn Wilhelm Wolpert in seinen Mundart-Geschichten von den fränkischen Freggern redet, dann meint er damit solche wie die Treinfelder. Den Freggern gelang doch tatsächlich das Triple, ...
Brigitte Krause
Wenn Wilhelm Wolpert in seinen Mundart-Geschichten von den fränkischen Freggern redet, dann meint er damit solche wie die Treinfelder. Den Freggern gelang doch tatsächlich das Triple, oder der Hattrick, oder wie immer man das nennen will, wenn so eine Bande nächstens auf dumme Gedanken kommt und tatsächlich zum dritten Mal den Maibaum der großen Nachbarstadt
Ebern klaut.
Stefan Horn ist als Sprecher der Treinfelder das dicke Grinsen an der Stimme durchs Telefon anzuhören. G'scheit Spaß hat das gemacht.
"Die bringen's einfach nicht fertig, ihren Maibaum zu bewachen..." Da saßen vorgestern die Burschen in dem Rentweinsdorfer Gemeindeteil in ihrem Brauhaus beieinander und überlegten so, "was mach'mer denn...". Eine legitime Überlegung am Wochenende, wenn der Abend jung ist. Es wär' schon allerhand, begann einer, wenn die Eberner sich zum dritten Mal - nach den letzten beiden Jahren - ihren Maibaum klauen lassen würden. "Wir sind ja in Bayern", meint Horn und spricht damit die bayerische Tradition an, den Maibaum der Nachbarn zu mopsen und ihn nur gegen eine Auslöse zurückzugeben. Im Süden des Landes ist das gang und gäbe, die Burschen dort sind schon seit Wochen mit dem Thema Maibaum beschäftigt. In Treinfeld hat man in den letzten 20 bis 30 Jahren nach gut fränkischer Manier gerne mal den (unbewachten) Maibaum der Nachbarn in der Nacht zum 1. Mai umgesägt. Insofern ist die kleine Änderung der Tradition, den Maibaum der Nachbarn zu klauen und dabei unversehrt zu lassen, doch eine gute Sache?
Die Treinfelder schickten also eine Vorhut aus - die grünes Licht gab. Jetzt rückten die anderen aus dem Trafelder Brauhaus aus, in dem Eberner Bauhof an und trugen den Baum, nachdem man einen kleinen Riegel an der Bauhofhalle beiseite geschoben hatte, auf den mitgebrachten Hänger. Ohne großes Aufsehen, schildert Stefan Horn, ging's wieder ab in die Heimat. Wo natürlich richtig gefeiert und auf das Triple angestoßen wurde. Die Treinfelder finden: "Alle Dörfer um Ebern freuen sich natürlich, dass Ebern es nicht fertig bringt, den Maibaum zu bewachen."
Der fränkisch rot-weiße Prachtbaum harrt nun - feinsäuberlich in Treinfeld verwahrt - der Dinge, die da kommen.
Die Eberner dürften heute beim Maifest einmal schauen, wie der Maibaum heuer wieder "freigekommen" ist. Von Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann jedenfalls drang den Treinfeldern die Kunde ans Ohr, dass er ganz und gar nicht "amused" ist. Das war auch im letzten Jahr schon so, wo mit Polizei gedroht wurde. Doch letztlich ließ sich die Eberner Feuerwehr erweichen und nicht lange bitten: Beim Maifestla gab's als Auslöse eine Brotzeit für die Missetäter. So bilanzierte Stefan Horn am Vorabend zum 1. Mai für seine Treinfelder Spießkumpane: "Wir sind gespannt, ob der Eberner Bürgermeister es endlich mal fertig bringt, den Maibaum selbst auszulösen... Bis jetzt hat er sich immer gedrückt und wollte nichts zahlen. Der Maibaum liegt in Treinfeld zur Auslöse bereit!"