Sechs Horste hat Meister Adebar im Landkreis Lichtenfels bezogen, in Michelau sind es derer zwei.
Der Storch stiehlt zurzeit in der Korbmachergemeinde allen die Schau. Dabei ist es nicht das alteingesessene Storchenpaar auf dem Fabrikschlot in der Lahmstraße, das die meisten Blicke auf sich zieht, sondern ein Storchenpaar im Herzen der Gemeinde, gleich neben dem Gotteshaus auf dem Kamin eines alten Fachwerkhauses.
Sechs Horste im Landkreis
Doch auch sonst hat die Zahl der Horste bayernweit im letzten Jahrzehnt erfreulich zugenommen. Im Landkreis Lichtenfels beobachten die Vogelfreunde im Augenblick sechs Horste. Zwei in Michelau und je einen in Ebensfeld, Hochstadt, Mainroth und Schwürbitz. Der Anstieg erfolgte in den letzten zehn Jahren. 2007 hatte sich der Bestand in Oberfranken um drei auf 16 Brutpaare erhöht. Im Jahr 2018 sind es 41 besetzte Horste.
Den Hauptgrund sieht Gerd Glätzer (Hochstadt) vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) in dem veränderten Zugverhalten. Auf zwei Routen ziehen die Störche im Herbst in den Süden. "Zum aktuellen Bestandsanstieg trägt die zunehmende Überwinterung der Westzieher in Spanien und die somit verringerte Verlustrate bei, denn hier im Brutgebiet ist der Druck auf die Landschaftsveränderung unverändert hoch", heißt es dazu im Rundbrief des LBV zum Weißstorchschutz. In ganz Bayern überwintern jedes Jahr rund 300 Störche. Auch im Coburger Landkreis haben zuletzt Weißstörche überwintert. Doch der Trend kann sich schnell umkehren.
Als konkretes Beispiel dafür nennt Gerd Glätzer die Beutelmeise. Ihr Bestand hatte durch die Ausbreitung nach Westen zunächst zugenommen. Von der Beutelmeise gibt es aktuell im Gebiet von Trieb noch ein einziges Brutpaar. Sobald sich für die Störche die Bedingungen im Winterquartier verändern, durch Schließung der offenen spanischen Müllkippen oder Änderung der Landwirtschaft (seit den achtziger Jahren Reisanbau in Spanien) steht zu befürchten, dass schnell wieder weniger Störche zu uns zurückkommen.
Oberfranken im unteren Bereich
Dabei liegt die aktuelle Zunahme des Brutbestands in Oberfranken trotz allem im unteren Bereich aller Regierungsbezirke. Regelrecht hochgeschnellt sind die Zahlen in den letzten zehn Jahren in Mittelfranken (180 Horstpaare) und Schwaben (130 Horstpaare).
Dass die Umstellung des Zugverhaltens so rasch vor sich geht, das verwundert auch die Experten. Natürlich zeigt das Vorkommen der Störche auch an, dass die Landschaft bei uns noch einigermaßen "in Ordnung" ist. Abwechslungsreiche Lebensräume mit guten Wiesen, darauf ist der Storch angewiesen. Ideal sind etwa die Wiesengebiet zwischen Michelau und Schney, wo sich der Maisanbau noch in Grenzen hält. Nicht von ungefähr leben hier noch die letzten Kiebitze im gesamten Landkreis. Kiebitze, Rebhühner und Feldlerchen gehören zu den großen Verlierern der letzten Jahrzehnte vor allem durch die Intensivierung der Landwirtschaft. Aber nötig wäre es auch, so der Feldornithologe, dass Hundebesitzer ihre Tiere anleinen, um unnötige Störungen zu vermeiden. Ein freilaufender Hund kann in Sekundenschnelle eine ganze Brut vernichten.
Den Störchen droht diese Gefahr nicht. Sie sind gefährdet vor allem durch Stromleitungen und Witterungsverluste. Auch Abstürze in alte Fabrikschlote sind schon vorgekommen.
Für den Michelauer "Kirchenstorch" ist dies sehr unwahrscheinlich. Eher das Gegenteil ist der Fall. Die Auflagefläche für den Host ist nicht besonders groß. Zudem ist aus dem alten Kamin durch Samenanflug eine kleine Birke gewachsen, die die Störche bei der Paarung und beim Brüten behindert. Momentan ist das Fachwerkhaus im Herzen der Korbmachergemeinde unbewohnt. Das weitere Schicksal des Gebäudes ist somit ungewiss. Bei den Mitarbeitern des Landesbundes für Vogelschutz diskutiert man darüber, ob der Bruterfolg des Paares langfristig durch eine Horstunterlage gesichert werden kann. Die Bevölkerung würde eine derartige Aktion sicher mit großem Interesse registrieren.