Der 1853 in Forchheim geborene Ignaz Rosen starb als 71-Jähriger in New York. Rolf Kießling und Michael Kotz haben die Geschichte des Auswanderers rekonstruiert, der möglicherweise Opfer eines Gewaltverbrechens wurde.
Ekkehard Roepert Forchheim — Die 40 Briefe, die der Nachwelt erhalten blieben, wären an sich schon ein aufregendes Zeitdokument. Denn sie erzählen von dem ungewöhnlichen Leben des Forchheimers Ignaz Rosen, der am 9. März 1870 als 16-Jähriger aus der Provinz aufbrach, um als Musiker sein Glück in Amerika zu suchen.
Doch welch ungeahnte Wendungen in dieser Auswanderer-Geschichte steckten; und welch sagenhaftes Leben Ignaz Rosen in der Fremde führte, das wird erst jetzt offenbar, da die Ereignisse über 100 Jahre zurückliegen.
"Ignaz Rosen - Ein Forchheimer in New York", so haben Rolf Kießling und Michael Kotz ihr Buch über den Auswanderer betitelt. Dass diese "Stationen eines außergewöhnlichen Lebens" - so der Untertitel des Buches - überhaupt beleuchtet werden konnten, verdankt sich einer außergewöhnlichen Team-Leistung sowie der verwandtschaftlichen Beziehung zwischen Rosen und der Familie Kotz.
Denn Ignaz Rosen ist der Urgroßonkel von Michael Kotz. Dessen Mutter Käthe Kotz hatte die in Sütterlin verfassten Rosen-Briefe entziffert. Und als Michael Kotz erfuhr, dass Rolf Kießling mit Auswanderer-Geschichten beschäftigt ist, überließ er die Briefe dem befreundeten Historiker.
Der recherchierte den familiären Hintergrund in Forchheimer, Bamberger, Fürther und Eichstätter Archiven. Der biografische Essay, den Rolf Kießling dann über Ignaz Rosen verfasste, habe "viele neue und wertvolle Erkenntnisse ans Tageslicht" gebracht, sagt Michael Kotz: "Rolf legte damit das Fundament für unser gemeinsames Projekt. Durch seine Erfahrung gab er dem Buch über den gesamten Zeitraum Struktur."
Recherche in New York
Doch gerade das spätere Leben des Auswanderers blieb fast in Gänze rätselhaft. Das trieb Michael Kotz um. "Michael ist dann viel tiefer eingestiegen", sagt Kießling über seinen Co-Autor, der gelernter Diplom-Ingenieur ist. Der Urgroßneffe von Ignaz Rosen begann im Internet zu recherchieren. Und machte sich schließlich mit seiner Frau Nicole Kotz auf den Weg über den Atlantik.
Die Spurensuche erbrachte Erstaunliches: Ignaz Rosen hatte nicht einfach ein mühsames Wanderleben als Musiker geführt und sich in einem an musikalischen Talenten reichen Land in der Musik-Szene behauptet. Vielmehr war es ihm gelungen, den klassischen amerikanischen Traum zu leben. Zwar nicht vom Tellerwäscher zum Millionär, aber vom Zirkusmusiker zum Orchestermusiker, der sich schließlich in der Spitze der Opernwelt festsetzte. Und der nicht nur die Begabung hatte, fünf Instrumente zu beherrschen, sondern auch als Geschäftsmann ein glückliches Händchen bewies.