Bei den Feuerwehren im Coburger Land liegt die Frauenquote im guten Durchschnitt. Sabine Rudolph und Diana Schultheiß haben es sich dennoch zum Ziel gesetzt, die Zahl von 270 Aktiven nach oben zu bringen - auch wenn sie nicht mit einer Schauübung für ihr Hobby werben können,
Es hätte ein bisschen besser laufen können für Diana Schultheiß, der ersten Frau im Coburger Land, die in die Führungsregie der Kreisbrandinspektion berufen worden ist. Doch kaum hatte die 29-Jährige den Titel der Kreisbrandmeisterin, da kam schon Corona. "Deshalb fängt halt jetzt erst so alles richtig an", sagt Schultheiß, die aktives Mitglied der Rossacher Feuerwehr ist. Gemeinsam Sabine Rudolph, der Frauenbeauftragten für die Landkreisfeuerwehren, will Diana Schultheiß in den kommenden Monaten das Thema "Frauen bei der Feuerwehr" voranbringen.
Grundsätzlich ist die Entwicklung im Coburger Land schon mal nicht schlecht. "270 unserer 2800 Aktiven sind Frauen", weiß Kreisbrandrat Manfred Lorenz. Damit liegen die 99 Landkreisfeuerwehren im Landesdurchschnitt, aber weil ein bisschen was ja immer geht, hat Lorenz für sich und sein Frauen-Führungsduo ein Ziel gesetzt: Ende 2021, wenn Manfred Lorenz aus dem Amt ausscheidet, sollen noch einmal 50 Frauen dazu gekommen sein. Dass das Duo Schultheiß/Lorenz dabei öffentlich voran geht, findet der Kreisbrandrat ausdrücklich gut: "Wenn die Frauen die Sache selbst in die Hand nehmen, ist es besser wie wenn die Männer das machen."
Wobei das mit dem "besser machen" ganz allgemein schon gar nicht das Thema sein soll, meint Diana Schultheiß, die mit zwölf bei der Feuerwehr eingestiegen ist. "Natürlich", sagt die Kreisbrandmeisterin, "haben die Männer mehr Kraft". Aber es könne bei einem Einsatz genauso wichtig sein, dass man "ein bisschen einfühlsamer" an die Sache herangehe - und da punkte eben die Frauenwelt. Wobei es auch starke Frauen gibt, erzählt Sabine Rudolph von ihren beiden Kolleginnen, die erst jüngst mit bei den ersten Rettungskräften waren, die mit schwerem Atemschutz bei einem Wohnhausbrand in das Gebäude betraten.
Und da gibt es noch so ein vermeintliches Problem, bei dem Diana Schultheiß und Sabine Rudolph mit den Augen rollen: der Ausstattung der Gerätehäuser. Ja, auch die Kreisbrandmeisterin weiß, dass es noch alte Feuerwehrhäuser gibt, bei denen es keine getrennten Umkleiden gibt. Aber stellt das wirklich ein Problem dar? Für Rudolph, die seit 34 Jahren in Niederfüllbach aktiv ist, auf jeden Fall nicht: "Wenn es beim Einsatz schnell gehen muss, hat doch niemand Zeit, da blöd hin zu glotzen. Mich jedenfalls hat das nie gestört." Oder man macht es wie Diana Schultheiß, die eh ihre Klamotten immer gleich im Auto liegen hat. Sie kommt quasi schon einsatzbereit im Gerätehaus an.
Was die Frauen im Coburger Land leisten können, haben sie im vergangenen Jahr bei einer gelungenen "Frauen-Einsatzübung" gezeigt. Zu gerne hätte Diana Schultheiß auch heuer wieder eine angesetzt, anlässlich der Festwoche zum Ebersdorfer Feuerwehr-Jubiläum war die Sache sogar schon terminiert. Und dann kam Corona. Also: Alles aufgeschoben, gewiss nicht aufgehoben. "Am besten einmal im Jahr und dann immer in einem anderen Eck des Landkreises", wünscht sich Frauenbeauftragte Rudolph. Denn sie will, dass die Menschen quer durch den Landkreis eine Sache erkennen: "Es gibt ganz einfach kein besseres und sinnvolleres Hobby. " Ob nun für Mann oder Frau.
Ein Sponsor wäre noch gut
Coburgs Feuerwehrfrauen sind so selbstbewusst, dass sie keine Scheu davor haben, dann doch ein typisch weibliches Klischee zu bedienen. Diana Schultheiß holt schnell Andrea Göhring aus Elsa herbei und lässt diese die jüngste Idee der Frauentruppe präsentieren: ein feuerwehrblaues Halstuch. Göhring hat den Prototypen bereits bestickt, wenn es nach der Kreisbrandmeisterin Schultheiß geht, soll jede Frau in einer Landkreisfeuerwehr bald so eines bekommen. Darauf soll stehen: "Die Feuerwehrfrauen im Landkreis Coburg." Problem ist nur, dass derzeit noch ein Sponsor für die Aktion fehlt - aber den werden die starken Feuerwehrfrauen sicher auch noch finden.