Spenden helfen Senioren

1 Min
Ältere Ehepaare, Damen, die ihren Mann verloren haben und alleine leben - die Klienten von Sozialberaterin Gabriele Morath sind ganz verschieden. Eines eint sie: Die Rente reicht nicht. Foto: epd/Archiv
Ältere Ehepaare, Damen, die ihren Mann verloren haben und alleine leben - die Klienten von Sozialberaterin Gabriele Morath sind ganz verschieden. Eines eint sie: Die Rente reicht nicht. Foto: epd/Archiv

Wenn die Rente nicht reicht, kann es schnell eng werden. Sozialberaterin Gabriele Morath hilft älteren Menschen aus dem Landkreis mit Spenden aus der Hilfsaktion der Saale-Zeitung - wenn sie ihren Stolz überwinden. Das ist nicht immer leicht.

Carmen Schmitt

Vor drei, vier Jahren waren es noch Einzelfälle. Heute ist es Normalität. Altersarmut bekommt ein Gesicht im Büro von Gabriele Morath. Sie ist Sozialberaterin beim Caritasverband Bad Kissingen. Mit den Spenden der Aktion "Weihnachtshilfe" hilft sie Menschen aus dem Landkreis, die in eine Notsituation geschlittert sind.


Senioren klopfen an die Tür

Senioren kamen früher nicht oft zu ihr. Eine Handvoll im Jahr, schätzt sie. So viele klopfen heute jeden Monat an ihrer Tür im zweiten Stock. Ältere Ehepaare, Damen, die ihren Mann verloren haben und alleine leben - ihre Klienten sind ganz verschieden. Eines eint sie: Die Rente reicht nicht. Zu Gabriele Morath kommen sie erst, wenn sie gelernt haben umzudenken. Der anstrengendste Teil.
"Manche haben Angst, etwas aus der Hand zu geben", sagt Gabriele Morath. "Sie sind stolz auf ihre Selbstständigkeit und ihre Selbstbestimmtheit." Viele der Senioren wollen keine Hilfe in Anspruch nehmen. "Sie schämen sich", sagt die Sozialberaterin. "Ich komme alleine zurecht", hört sie von vielen Rentnern. Stolz vor Unterstützung.


Hilfe ins Bewusstsein rücken

Neben den finanziellen Schwierigkeiten geht es ganz oft um Anträge und Formalitäten, wenn die Senioren zu der Sozialberaterin des Caritasverbands kommen. Wie und wo bekommt man einen Schwerbehindertenausweis? Wie hoch ist der Eigenanteil für die neuen orthopädischen Schuhe? Wie beantragt man Grundsicherung? Wie funktioniert die Befreiung bei der Krankenkasse? Ältere tun sich schwer: "Sie sind überfordert." Wer den Schritt gewagt hat und seinen Stolz überwunden hat, ist erleichtert. Doch dafür muss das Bewusstsein gestärkt werden, meint Gabriele Morath: "Die Leute müssen wissen, dass Hilfe möglich ist. Es tut den Leuten gut, wenn sie wissen, dass sie sich hier melden können." Wer sich Unterstützung holt, erhöht seine Lebensqualität, sagt die Sozialberaterin. "Viele sind stolz auf ihre Selbstständigkeit. Schaut man genauer hin, funktioniert oft nur das Grobe."
Nicht immer können die Rentner bei Gabriele Morath an die Tür klopfen. Wenn jemand im Rollstuhl sitzt oder schlecht zu Fuß ist, macht sie Hausbesuche. Ausnahmen, die immer häufiger werden. In ihrer Beratung hinterfragt sie ständig: Was sagen die Kinder? Wissen die überhaupt von der knappen Rente der Eltern? Oft bekommt sie keine klare Antwort. Oder: "Die haben genug mit sich zu tun."


Reden hilft

"Viele Senioren sind der Meinung, sie müssen es selbst schaffen. Wenn sie das auch nach unserem Gespräch sind, hat zumindest das Reden geholfen." Lebensmittelgutscheine finanziert sie über die Spenden der Aktion "Weihnachtshilfe" und unterstützt die Senioren aus dem Landkreis.
Wahrnehmen. Nachfragen. Das ist das Wichtigste, meint die Sozialberaterin - eine "Generationenverpflichtung".