Die Sozialdemokraten blicken auf 125 Jahre Lokalgeschichte zurück und freuen sich über die Willy-Brandt-Medaille.
Seit 125 Jahren gibt es einen SPD-Ortsverein
Forchheim. Das ist ein Grund zum Feiern und zum Ehren. Rainer Herrnleben, langjähriger Stadt- und Kreisrat, erhielt bei der Veranstaltung im Burker Sportheim die Willy-Brandt-Medaille, die höchste Auszeichnung der deutschen SPD.
"Das vertraute Gesicht der SPD in Stadt und Landkreis", nannte ihn sein Laudator Jürgen Kränzlein. Für den Gößweinsteiner war Herrnleben die "Konstante im Kreistag und das Synonym für die SPD in Forchheim", deren Gang - "ein "aufrechtes Schreiten" - viel von der Haltung des "Homo Politicus" ausdrückte. Neben seinen kommunalpolitischen Ämtern (Rainer Herrnleben war in den 90er Jahren auch Dritter Bürgermeister von Forchheim) war er viele Jahre SPD-Ortsvorsitzender und Unterbezirksvorsitzender. Er wurde bereits mit dem Ehrenring der Stadt Forchheim und der Georg-von-Vollmer-Medaille der bayerischen SPD ausgezeichnet.
Auch die persönliche Seite kam nicht zu kurz. Nicht nur Kränzlein, sondern vielen anderen im Saal war das "metallisch scheppernde Lachen" des Geehrten in guter Erinnerung. Das Lob gab er äußerst knapp zurück: Er zitierte Willy Brandt: "Man hat sich bemüht".
Die Geschichte der Forchheimer SPD ist eng verbunden mit der entstehenden Textilindustrie am Ort. Als Weber & Ott 1873 den ersten mechanischen Webstuhl aufstellte, gewann sie als Fachleute wegen eines Streiks in Hof entlassene Weber. Unter ihnen waren Jakob Jena und Karl Grillenberger, die bald eine gewerkschaftliche Organisation ins Leben riefen und 1891 nach Aufhebung der bismarckschen Sozialistengesetze einen Ortsverein gründeten. 61 Mitglieder hatte diese erste Vereinigung und stellte ab 1909 immer Stadtratsmitglieder.
Sogeffekt erhofft
1946 wurde Fritz Ruckdeschel in seiner Eigenschaft als politisch unbelasteter SPD-Mann von den Amerikanern zum Bürgermeister ernannt, griff Ortsvorsitzender Michael Hartmann wichtige Epochen aus der Chronik auf. 1972 stellte die SPD elf von 30 Stadtratsmitgliedern und hatte 400 eingeschriebene Parteimitglieder. Heute stellt sie sieben von 40 Stadträten, hat aber nur mehr gut 100 Mitglieder. Hier setzt Hartmann auf einen "Sogeffekt" durch Oberbürgermeister Uwe Kirschstein.
Der erwähnte in seinem Grußwort die eifrige Archiv-Forschung beim Umzug des Parteibüros in die Vogelstraße 16.
Von den auf lange Dauer angelegten Werten des SPD-Parteiprogramms ausgehend, warnte Kirschstein angesichts um sich greifender politischer Verrohung: "Es ist immer falsch, wenn Dialog durch Gewalt ersetzt werden soll." Hier herrsche Konsens mit allen Vertretern der anderen Forchheimer demokratischen Parteien. Dem schloss sich auch Festredner MdB Andreas Schwarz an, der zu einem Zusammenstehen der Parteien, die die demokratische Grundordnung akzeptieren, aufforderte. Er fand deutliche Worte zu den Aussagen der AFD, die, so Schwarz, "als Partei der sehr gut Verdienenden Arm gegen Arm ausspielt".
Schwarz bezeichnete sich als wertkonservativ, "weil ich an Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität glaube". Was für ihn ein uneingeschränktes Bekenntnis zum Grundgesetz und zur Werte-Gemeinschaft Europa beeinhaltet. Landrat Hermann Ulm (CSU) übermittelte den Dank für die Arbeit im Kreistag.
Er hatte aber auch Anlass für einen ganz persönlichen Glückwunsch: Der für 40 Jahre SPD-Mitgliedschaft geehrte Werner Jaensch ist der Mann, der Ulm davon überzeugte in die Kommunalpolitik zu gehen. Mit der Folge, dass vor acht Jahren das Junge-Unions-Mitglied Ulm auf der örtlichen Liste "Demokratie/SPD" in Kunreuth antrat.