Hausnamen werden in Michelau heute noch benutzt.
Für Siegfried Böhrer war Michelau die erste Pfarrstelle. Gemeinsam mit seiner Ehefrau fasste er am Abend nach seinem Umzug den Entschluss, die Michelauer näher kennenzulernen. Ein Besuch in einem der Wirtshäuser schien dafür gut geeignet zu sein. Das Ergebnis war ernüchternd. Als das Ehepaar den Heimweg antrat, hatten sie von dem, was da unter den Einheimischen gesprochen wurde, fast nichts verstanden.
Die "Michlaare und ihr Dialeggt" das ist zugegebenermaßen ein Kapitel für sich. Man muss schon als "waschechta Michlaare Frasskrüet" geboren werden und in der Korbmachergemeinde aufgewachsen sein, um die spezielle Grammatik und alle die vielen Spezialausdrücke zu beherrschen.
Identitätsstiftend
So befremdlich das für Zugezogene sein mag, den Einheimischen vermittelt das ein Stück Identität. Das erklärt auch, warum die Theatergeschichten von Renate Rosenbauer so beliebt waren und weshalb beim Vortrag des Heimatforscher Ernst Schmidt im Michelauer Korbmuseum die Plätze für den Publikumsandrang nicht reichten.
In seinem CHW-Vortrag zur Ortsgeschichte von Michelau widmete sich Ernst Schmidt in einer Spurensuche den Michlaare Haus- und Sippennamen. "Souch amoll, wan kööhst'n du ooh?" Jedes Kind kennt in Michelau diese Frage, die vor allem früher oft mit einem der Hausnamen beantwortet wurde.
An die 100 hatte der Referent aufgelistet von "de Assela" über die "Läsern", die "Sachsn" bis hinzu die "Zweckn". Mit vielen dieser Sippen verbanden sich bekannte Persönlichkeiten wie etwa "de Lämmlein", der ehemalige Schulleiter Herold Gagel, oder "de Letto" alias Georg Heinrich Burkhardt.
Hausnamen waren früher weit verbreitet. Das lag größtenteils daran, dass Namen von Großfamilien oft zu Verwechslungen führten und einzelne Sippen deshalb eigene Beinamen erhielten. Die Hausnamen bezogen sich oft auf das Aussehen, den Standort des Wohnhauses oder entstanden durch besondere Ereignisse. Häufig wurden auch Vornamen zur Unterscheidung herangezogen.
So wurde der für Michelauer beinahe unaussprechliche Nachname der Babette Amschler, die 1895 in eine Familie Köhlerschmidt einheiratete, kurzerhand in Amsel umgetauft. Altbürgermeister Fred Köhlerschmidt trägt diesen Beinamen noch heute. Für die Köhlerschmidts gab es schon vor 250 Jahren den Beinamen "Coburger". Denn der Hofbauer Johann Köhlerschmidt saß als Hintersasse auf dem heutigen Coburger Hof. Nicht zuletzt die alten Aufnahmen vom Coburger Hof und dem Fasholdshof weckten bei den überwiegend älteren Zuhörern lebhafte Erinnerung ebenso wie die auf Reproduktionen gezeigte, längst Verstorbene.